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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Schicksal überlasse. Unsere Vorfahren würden mehr von uns verlangen.«
    Sie äußerten sich nicht dazu und hielten ehrfürchtig die Köpfe eingezogen. Es war zum Teil wirklich Ehrfurcht, zum Teil Respekt – und zum Teil lag es auch daran, daß sogar sie, die Zwölf, die ihr Land als absolute Theokratie beherrschten, vor Gunit Sangh ungeheure Angst hatten.
    Jedermann in Dahbi konnte in die Priesterschaft eintreten; jene mit viel Verstand und Mut konnten auch in der Hierarchie hoch hinauf gelangen. Aber um die Spitze zu erreichen, den Gipfel, dazu brauchte man mehr. In einem von Ahnenkult beherrschten Land gebot hohes Alter höchsten Respekt. Und in einem Land, wo nur der Klügste, der Bedenkenloseste, der gänzlich Amoralische den Gipfel der Leiter erklimmen konnte, war der Älteste in dieser Hirarchie nicht nur der Führer, sondern auch der gemeinste Halunke, den die Rasse bislang hervorgebracht hatte.
    »Hört meine Befehle«, ertönte Gunit Sanghs Stimme. »Als erstes werden wir eine Streitmacht unter dem Kommando des Oberbefehlshabers aufstellen, den der Zone-Rat ernennt. Wir werden von jeder Präfektur in gleichem Ausmaß beisteuern, was verlangt wird. Sucht eure Leute gut aus. Ich wünsche die am leichtesten Entbehrlichen, versteht sich, aber auch Leute, die Befehle befolgen, die kämpfen und – töten können.«
    Die zwölf nickten gleichzeitig.
    »Das genügt jedoch noch nicht«, fuhr Sangh fort. »Was, wenn die Schlacht weitab von Dahbi stattfindet? Das würde uns zu hilflosen Strohmännern machen. Man wüßte, daß wir gegen dieses Wesen Brazil kämpfen, ohne daß wir etwas dazu tun könnten, den Ausgang zu beeinflussen. Das ist unerträglich. Zilchet, hast du einen Bericht über die Neuzugänge in unserem Land?«
    Einer der zwölf regte sich, und das bösartige Insektenhaupt stieg hoch.
    »Das ist der Fall, Eure Heiligkeit. Wir haben bisher etwa dreihundert von ihnen aufgenommen. Ich sage ›etwa‹ nur aus dem Grund, weil fast jede Stunde ein neuer aufzutauchen scheint.«
    »Und du hast die Neuankömmlinge verhört?«
    »Das habe ich, Eure Heiligkeit. Unsere Psychologen stellen eine wahrhaft fremde Mentalität fest – was natürlich zu erwarten war, aber nicht ganz in diesem Ausmaß. Sie scheinen allesamt Frauen von der Kategorie 41 zu sein – von derselben wie Brazil. Sie gehören irgendeinem religiösen Kult an, der Brazil als Gott betrachtet – nicht als einen , sondern als den Gott – und alles tut, was er will. Mit anderen Worten, Fanatiker in heiligem Auftrag.«
    »Sie wollen sich von Dahbi entfernen?«
    Ein kurzes Nicken.
    »Gewiß, Eure Heiligkeit. Sie lernen rasch, mit ihren neuen Körpern umzugehen, und übernehmen mit erstaunlicher Schnelligkeit neue Formen und Fähigkeiten.«
    »Das war zu erwarten«, stellte Gunit Sangh fest. »Wer dieses Unternehmen geplant hat, kannte die Sechseck-Welt schon vorher. Die Leute sind gründlich unterwiesen worden. Sie wußten , daß sie andere Wesen mit anderen Fähigkeiten werden würden, und erhielten den Auftrag, ihre neuen Erscheinungsformen rasch zu erkunden und sich schnell anzupassen. Sie sind nicht hier als unwissende Kinder, um ein neues Leben zu führen, sie sind hier als ausgebildete Soldaten. Ihr werdet sehen, was ich damit sagen will, meine Brüder. Wir könnten hier unterliegen.«
    Bei diesem Gedanken schienen sie ein wenig zu schimmern. Er war für sie so beunruhigend wie für Gunit Sangh.
    »Ihr habt sie in Gewahrsam?«
    Zilchet antwortete ein wenig verletzt: »Selbstverständlich, Eure Heiligkeit. Jeder, der auftaucht, wird so schnell wie möglich zu einer zentralen Aufnahmestelle gebracht, sorgfältig verhört und dann in Gewahrsam genommen, bis Eure Heiligkeit eine Entscheidung trifft.«
    »Meine Entscheidung ist, sie gehen zu lassen«, erklärte der Anführer.
    Das erstaunte sie. Ihre geisterhaft weißen Gestalten gerieten in heftige Wallungen.
    »Sagt: Sind sie von derselben Rasse? Von derselben Welt?«
    Zilchet hatte sich von dem Schlag kaum erholt.
    »Ja, Eure Heiligkeit. Dieselben. Erstaunliche Gleichartigkeit, in der Tat, wenn ich das hinzufügen darf.«
    »Scheinen sie einander persönlich zu kennen – wie von früher?«
    »Nein, das ist nicht zu erkennen. Ich wenigstens habe keinen Hinweis darauf gefunden. Nicht, daß das nicht vorkommen könnte, aber wenn Ihr von einer Bevölkerung mit einer Milliarde oder mehr sprecht, wie wir annehmen, wäre das reiner Zufall.«
    Gunit Sangh schien befriedigt zu sein.
    »Und sind eure

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