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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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sich um.
    »Die anderen…?«
    Seine Miene nahm einen grimmigen Zug an.
    »Das sind wir. Die Überlebenden. Malk und Forn dort brauchen bessere medizinische Behandlung, als wir ihnen geben können. In gewisser Beziehung war es ein Glück für uns, daß sie uns hier überfallen haben und nicht noch knapp innerhalb von Dilla – es besteht viel weniger Infektionsgefahr. Wir bekämpfen nur die Erreger, die wir mitgebracht haben.«
    »Wie wollen Sie sie jemals in ein Krankenhaus schaffen?« fragte sie voll Mitgefühl.
    »Gestern kam eine Jagdgesellschaft durch. Sie bringen die Nachricht zum See und holen Hilfe. Ich glaube, sie halten es hier noch ein, zwei Tage aus, bis jemand kommt. Wir sind eigentlich noch nicht im ganz schweren Gelände, so daß sie es fertigbringen müßten, sie ohne große Mühe hinunterzuschaffen.«
    »Verstehe. Tja, ich – sagen Sie, gestern wären Jäger vorbeigekommen?«
    Er lächelte und nickte.
    »Sie sind drei Tage ohne Bewußtsein gewesen. Wir dachten schon, Sie bleiben uns weg. Die meisten Ihrer Wunden sind nicht so schlimm, nichts Gefährliches. Es war die Gehirnprellung, die Ihnen beinahe den Rest gegeben hätte. Der Dreckskerl hatte einen Totschläger.«
    »Einen… was?«
    »Totschläger. Bleischrot, mit Leder umwickelt. Damit kann man einem den Schädel einschlagen. Glaube aber nicht, daß etwas gebrochen ist – doch Sie haben eine Riesenbeule. Sie waren im Schockzustand.«
    »Warum… warum bin ich so eingeschnürt?«
    »Wir binden Sie los, wenn Sie sich kräftig genug fühlen.«
    Er griff hin und löste einige Knoten. »Wie manche von den großen Tieren der Welt, die unsere entfernten Verwandten sind, atmen wir aus dem Unterbauch. Wenn Sie länger als zwei, drei Stunden auf der Seite liegen, drückt Ihr Gewicht auf die Lunge und erstickt Sie. Wir mußten Sie hochhieven und auf den Beinen halten – was nicht einfach war, kann ich Ihnen sagen. Wir beide sind auch nicht in der allerbesten Verfassung, aber es geht uns doch viel besser.«
    »Ich… ich habe gesehen, wie Sie von einem Speer getroffen worden sind«, sagte sie.
    Er lachte leise.
    »Ach, es braucht schon mehr, bis es aus ist mit mir. Er hat nichts Wichtiges getroffen, und es tut nur weh, wenn ich lache. Wir hatten das Glück, daß sie von ihrem Heimathex so rasch hierherkamen und keine Gelegenheit hatten, sich alles genau anzusehen. Alle ihre Spitzen waren bestrichen mit einem für sie offenbar grauenhaften Gift. Gerbsäure. Vielleicht sollten wir, wenn wir den Kerlen das nächstemal begegnen, eine Kanne Tee über sie ausschütten.«
    Sie lachte, wobei sie sämtliche Wunden und Prellungen und blauen Flecke spürte, die sie sich eingesammelt hatte. Es waren sehr viele, weit verstreut, aber sie hatte schon ebenso Schlimmes und noch Schlimmeres erlebt, ohne daß es sie lange gestört hätte. Unbehaglich, ja, aber kaum mehr.
    Von den Gurten befreit, stand sie frei auf den Beinen und versuchte den Stall zu verlassen. Auf der Stelle fühlte sie sich schwindlig, begann zu schwanken und mußte sich festhalten.
    »Bin wohl noch ein bißchen schwach«, murmelte sie vor sich hin.
    »Nur langsam«, warnte er. »Das war ein schwerer Schlag auf den Kopf. Gewöhnen Sie sich langsam an das normale Leben.«
    Sie versuchte es noch einmal, diesmal vorsichtig, und stellte fest, daß es ging, solange sie sich irgendwo festhielt. Er trat zu ihr, damit sie sich an ihn lehnen konnte, und gemeinsam gingen sie in den Aufenthaltsraum hinaus.
    »Haben Sie das Gefühl, etwas essen zu können?« fragte er. »Sie sollten es tun.«
    Sie betrachtete die Ballen von strohähnlichem Zeug an der Rückwand. Sie wollte eigentlich nichts essen, entschied aber, daß er es wissen mußte.
    Das Zeug schmeckte gräßlich, aber als sie einmal angefangen hatte, stellte sie fest, daß sie nicht aufhören konnte. Asam lachte in sich hinein und drängte sie, weiter zu essen.
    »Sie ahnen ja gar nicht, wieviel Nahrung wir Dillianer am Tag brauchen. Bei regelmäßigem Essen, wie das für uns üblich ist, versteht sich. Wenn man sich nach ein paar Tagen Pause darauf stürzt, kann das recht schweinisch aussehen.«
    Schweinisch war gar kein Ausdruck, dachte sie, als sie fertig war. Sie verschlang fast einen ganzen Ballen, wenn auch in kleinen Portionen, und jeder Ballen wog an die zwanzig Kilogramm.
    Später fühlte sie sich wohler und fand schließlich einen kleinen Spiegel. Beide Augen sahen aus wie blaugeschlagen, und sie schien sich die Zunge halb abgebissen zu haben, aber

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