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Secondhand-Zeit: Leben auf den Trümmern des Sozialismus (German Edition)

Secondhand-Zeit: Leben auf den Trümmern des Sozialismus (German Edition)

Titel: Secondhand-Zeit: Leben auf den Trümmern des Sozialismus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swetlana Alexijewitsch
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2005
     
    »Die UdSSR hat in den siebziger Jahren zwanzigmal so viele Panzer produziert wie die USA .
    Frage von G. Schachnasarow, Stellvertreter des Generalsekretärs der KPdSU Gorbatschow (in den 1980er Jahren): ›Warum müssen wir so viele Waffen produzieren?‹
    Antwort des Generalstabschefs S. Achromejew: ›Weil wir unter gewaltigen Opfern erstklassige Betriebe aufgebaut haben, die nicht schlechter sind als die der Amerikaner. Sollen die Ihrer Meinung nach etwa die Produktion einstellen und Töpfe produzieren?‹«
    Jegor Gaidar, Gibel imperii. (Der Untergang des Imperiums).
    Moskau 2007
     
    »Am neunten Sitzungstag des Ersten Kongresses der Volksdeputierten der UdSSR tauchten im Saal Flugblätter auf, in denen es hieß, Sacharow habe in einem Interview mit einer kanadischen Zeitung erklärt: ›Während des Afghanistan-Krieges wurde aus sowjetischen Hubschraubern auf die in eine Umzingelung geratenen eigenen Soldaten geschossen, damit sie sich nicht ergeben und nicht in Gefangenschaft geraten konnten.‹
    Am Rednerpult steht der erste Sekretär des Komsomol-Stadtkomitees von Tscherkassk, der Afghanistan-Veteran S. Tscherwonopiski, er hat keine Beine mehr, er wird zum Rednerpult getragen. Er verliest eine Erklärung von Afghanistan-Veteranen: ›Herr Sacharow behauptet, er habe Informationen über die Erschießung sowjetischer Soldaten aus sowjetischen Hubschraubern heraus … Wir sind ernsthaft beunruhigt über diese beispiellose Hetze gegen die Sowjetarmee in den Massenmedien. Wir sind zutiefst empört über diese verantwortungslose, provozierende Äußerung des prominenten Wissenschaftlers. Das ist ein vorsätzlicher Angriff auf unsere Armee, eine Herabsetzung ihrer Ehre und Würde, ein neuerlicher Versuch, die heilige Einheit von Armee, Volk und Partei zu zerstören … (Beifall.) Hier im Saal sitzen 80 Prozent Kommunisten. Aber kein Einziger, den Bericht des Genossen Gorbatschow eingeschlossen, hat das Wort ›Kommunismus‹ erwähnt. Doch ich will die drei Begriffe nennen, für die wir meiner Ansicht nach alle zusammen kämpfen müssen: Staatsmacht, Heimat, Kommunismus …‹
    (Beifall. Alle Abgeordneten stehen auf – bis auf die Demokraten und Metropolit Alexi.)
     
    Eine Lehrerin aus Usbekistan:
    ›Genosse Akademiemitglied! Sie haben mit einer einzigen Tat Ihre gesamte Tätigkeit zunichtegemacht. Sie haben unsere ganze Armee, alle unsere Gefallenen beleidigt. Und ich erkläre Ihnen unsere allgemeine Verachtung …‹
     
    Marschall Achromejew:
    ›Was Akademiemitglied Sacharow gesagt hat, ist eine Lüge. Nichts dergleichen hat es in Afghanistan gegeben. Das erkläre ich mit voller Verantwortung. Erstens habe ich zweieinhalb Jahre in Afghanistan gedient, zweitens war ich erster Stellvertreter des Generalstabschefs und später Chef des Generalstabs und habe mich jeden Tag mit Afghanistan beschäftigt, ich kenne jede Direktive, jeden Tag der Kampfhandlungen. Das hat es nicht gegeben!!‹«
    V. Kolesow, Perestroika. Letopis’ 1985–1991 (Perestroika, Chronik 1985–1991). Sankt Petersburg/Moskau 2003–2009
Aus einem Interview für die Fernsehnachrichten 1990
     
    »Genosse Marschall, was empfinden Sie in dem Bewusstsein, dass Sie den Titel ›Held der Sowjetunion‹ für Afghanistan erhalten haben? Akademiemitglied Sacharow hat eine Zahl genannt: Die Verluste des afghanischen Volkes – eine Million Menschen …«
    »Meinen Sie, ich sei glücklich darüber, dass ich den Heldenstern bekommen habe? Ich habe einen Befehl ausgeführt, aber dort gab es nichts als Blut … Schmutz … Ich habe mehrfach gesagt, dass die militärische Führung gegen diesen Krieg war, weil wir wussten, dass wir in Kampfhandlungen unter schwierigen, unbekannten Bedingungen verwickelt sein würden. Dass sich der ganze östliche Islamismus gegen die UdSSR erheben würde. Dass wir in Europa unser Gesicht verlieren würden. Aber uns wurde barsch erwidert: ›Seit wann mischen sich in unserem Land Generäle in die Politik ein?‹
    Wir haben den Kampf um das afghanische Volk verloren … Aber das ist nicht die Schuld unserer Armee …«
Brief an den Präsidenten der UdSSR Michail Gorbatschow,
22. August 1991
     
    »… nehme ich Stellung zum Grad meiner Beteiligung an den kriminellen Handlungen des sogenannten ›Staatlichen Komitees für den Ausnahmezustand‹ …
    Am 6. August dieses Jahres reiste ich auf Ihre Anordnung zum Urlaub in das Militärsanatorium in Sotschi, wo ich mich bis zum 19. August befand. Vor der Abreise ins

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