Secret Passions - Opfer der Leidenschaft: gay historical crime story (German Edition)
musste aus gutem Hause stammen.
Simon erhob sich und holte Umschlag und Papier aus seinem Schreibtisch. Dann überreichte er alles. »Ich hab leider nur noch diesen hier, die anderen habe ich vernichtet, weil ich nicht wollte, dass Sarah sie findet und sich Sorgen macht. Aber sie waren alle in dieser Art.«
Brewer faltete den Brief auf und las: »Meiden Sie öffentliche Veranstaltungen oder der Teufel wird wieder zuschlagen. Die Katze war erst der Anfang.« Er roch am Blatt, murmelte »Raucher«, dann drehte er es und hielt es gegen das Sonnenlicht, das durch das Fenster schien. »Das Wasserzeichen zeigt die Buchstaben F und W. Das sagt mir, bei welchem Papiermacher das Blatt hergestellt wurde. Leider bei dem wohl bekanntesten. Wahrscheinlich die Hälfte aller Londoner besitzt dieses einfache Papier, das in jedem Geschäft erhältlich ist, und zahlreiche Männer rauchen.« Brewer hielt sich das Blatt näher vor die Augen. »Keine Kleckse, kein unregelmäßiger Tintenfluss: Hier wurde mit einem dieser modernen Füllfederhalter geschrieben, die sich nur wenige leisten können. Das sagt uns, dass derjenige Geld hat. Kein Siegelabdruck auf dem Wachs. Die Schrift ist unregelmäßig, die Buchstaben unterschiedlich groß. Hier wurde bewusst verfälscht. Von der Schriftlage würde ich sagen, der Brief wurde absichtlich mit der linken Hand geschrieben, um die Spuren zu verwischen. Der Mann hat an alles gedacht.«
Erstaunt schaute Simon ihn an. »Woher wissen Sie, dass den Brief ein Mann geschrieben hat und keine Frau?«
»Die Schrift ist offensichtlich männlich. Sehen Sie diesen Haken beim Buchstaben T? Eindeutig Männern zuzuordnen. Frauen neigen eher zu Schnörkeln, aber natürlich kann auch das Schriftbild gefälscht werden.« Er lehnte sich vor und hielt Simon den Brief hin. Dabei berührten sich kurz ihre Knie.
Hastig zog Simon das Bein an. Ihre Blicke streiften sich. Brewer schaute ihn aus kühlen Augen an, als hätte er nichts bemerkt. Seine Iriden waren unglaublich grün.
Brewer räusperte sich. »Ich rieche einen Hauch Tabak auf dem Papier, Frauen sind meistens keine Raucher.«
Simon lehnte sich zurück und nippte an seinem Brandy. »Ich traue einer Frau solche Taten auch nicht zu.«
»Ich schon, Mylord.« Der Detektiv lächelte matt. »Frauen töten tatsächlich seltener, egal ob Mensch oder Tier. Da spielt der Mutterinstinkt wohl eine Rolle; sie tun sich schwer, etwas Unschuldiges, Niedliches zu ermorden, ebenso einen erwachsenen Mann, da es für sie mit mehr Risiko behaftet ist. Meistens sind sie den Männern körperlich unterlegen. Aber nicht geistig. Frauen sind gewiefter. Sie spielen mit der Psyche ihrer Opfer und setzen gerne ihre weiblichen Waffen ein, um ihre Forderungen durchzusetzen. Natürlich könnte eine Frau jemand anderes dazu angestiftet haben, die Katze Ihrer Schwester zu töten. Aber ob Mann oder Frau – ich bin ja jetzt hier, um den Fall aufzuklären.«
»Sie sind wirklich gut, Mr. Brewer.« Simon grinste. »Inspektor Brown hat mir wohl tatsächlich seinen besten Mann geschickt.«
Plötzlich bemerkte Simon, dass er Brewer schon wieder viel zu intensiv anstarrte. Sofort stürzte er seinen restlichen Brandy hinunter. Was redete er da? Flirtete er etwa mit dem Detektiv oder warum machte er ihm derartige Komplimente? Simon erkannte sich kaum wieder. Das Erlebnis mit Marcus hatte ihn aus der Bahn geworfen.
Brewer kratzte sich lächelnd am Kopf. »Vielen Dank, aber ich mache nur meinen Job. Wir haben Spezialisten, die können anhand der Schrift ein Persönlichkeitsbild erstellen. Ich lege meinen Kollegen den Brief gerne vor, wenn Ihnen das recht ist.«
Simon nickte begeistert. »Diese Spezialisten …«
»Graphologen«, sagte Brewer.
»Die Graphologen können wirklich nur anhand der Schrift die Persönlichkeit eines Täters analysieren?«
»Ja, so modern arbeitet Scotland Yard.«
Simon schenkte sich Brandy nach. Brewer hatte seinen Drink bisher kaum angerührt. Offensichtlich wollte er einen klaren Verstand bewahren. Der Mann wurde ihm immer sympathischer.
»Kommt Ihnen die Schrift vielleicht ansatzweise bekannt vor?«, fragte der Detektiv.
»Nein.«
»Haben Sie Feinde, Mylord?« Mr. Brewer sah ihn direkt an. Die meisten trauten sich nicht, Simon in di e Augen zu sehen. Er wusste nicht, ob es an seinen Narben lag oder weil man ihm nachsagte, er stünde mit dem Teufel im Bunde. Der D etektiv störte sich jedenfalls nicht daran.
Für einen weiteren Moment verlor sich Simon in dessen
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