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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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können ja nicht bei jeder der Gören
Kindermädchen spielen! Im Augenblick jedenfalls kommt es nur auf eines an …«,
dabei tippte er seinem Gegenüber mit der Zeitung auf die Brust, »dass nämlich
keine Spur zu uns führt. Aber da haben wir vorgesorgt, glauben Sie mir. Soll
die Polizei ruhig ermitteln – Sie brauchen sich deshalb keinen Kopf zu machen.«
    »Mach ich mir aber. Schließlich
häng ich mit drin.«
    Der Blonde reichte dem Mann die
Zeitung zurück und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. »Vertrauen Sie
uns!«
    Grußlos gingen Sie auseinander.
    ***
    Stöhnend
wälzte sich Wolf auf die Seite. Sein Kopf fühlte sich an wie ein Brummkreisel.
Gestern Abend war er mit Sommer im Café Walker gewesen, dessen Gastgarten
direkt an der Promenade lag und einen prächtigen Blick auf den See und das
gegenüberliegende Ufer gestattete. Von dort aus konnte man herrlich ungestört
das vorbeiflanierende Publikum begaffen. Dabei hatte er wohl ein Gläschen zu
viel getrunken und, zugegeben, die eine oder andere Gitanes zu viel geraucht.
Sommer hatte mit neuen Informationen über den Drogenmarkt aufwarten können, die
er aus Tübingen mitgebracht hatte und die auf Dauer auch für die Bodenseeregion
nichts Gutes verhießen. Speziell Crystal sollte alles zuvor Dagewesene in den
Schatten stellen. »Heroin macht schlank, doch Crystal macht schlanker« galt
beim LKA bereits als gängige
Redewendung. Das Zeug stammte aus primitiven Labors im ehemaligen Ostblock und
wurde über die grüne Grenze in den Westen geschafft. Binnen Kurzem sollte es zu
Zahnausfall, weggeätzten Nasenscheidewänden und einem mit kleinen, blutigen
Kratern übersäten Gesicht führen – ein wahrhaft satanischer Preis dafür, mit
dem Teufelszeug drei Tage lang Hunger und Schlaf unterdrücken und dafür
Konzentration und Leistung steigern zu können.
    Das Klingeln des Telefons drang in Wolfs getrübtes
Bewusstsein und ließ ihn den Kopf tiefer in das Kissen drücken. Mit einer Hand
tastete er nach der Hose neben seinem Bett und holte das Handy heraus.
    »Moin, Chef. Haben Sie heute schon den ›Seekurier‹
gelesen?«, fragte Jo, nach seinem Geschmack eine Spur zu fröhlich.
    »Nein. Müsste ich?«, brummte er gequält.
    »Sie sollten. Ist ja mal wieder ganz schön weit
vorgeprescht, Ihre Frau Winter …«
    »Sie ist nicht meine Frau
Winter!«, echauffierte er sich schlecht gelaunt. »Wie spät ist es?«
    »Halb acht. Ich ruf später noch mal an. Oder soll ich
lieber vorbeikommen und Ihnen einen starken Kaffee kochen?«
    »Untersteh dich!« Er legte auf und quälte sich ächzend
aus dem Bett.
    Eine knappe halbe Stunde später gab sich die Welt
bereits deutlich versöhnlicher. Die Katze war versorgt, er hatte geduscht, sich
rasiert und angekleidet und danach die Lokalseite des »Seekurier« überflogen.
Vor ihm auf dem Tisch dampfte eine Tasse starken Kaffees. Freilich dampfte sie
noch geraume Zeit unberührt vor sich hin, da Wolf sich inzwischen in Karin
Winters Artikel verbissen hatte.
    »Am Freitag gegen sieben Uhr
dreißig wurde am Seeufer nahe dem Spetzgarter Jachthafen die Leiche eines etwa
fünfzehnjährigen Mädchens gefunden. Die Tote, vermutlich eine Schülerin des
Bodensee-Internats, war mit einem Taucheranzug bekleidet. Über die Todesursache
schweigen sich die zuständigen Stellen aus. Festzustehen scheint lediglich,
dass keine äußere Gewalteinwirkung vorliegt. Nach uns vorliegenden
Informationen kann dagegen eine Überdosis Rauschgift, gepaart mit Alkohol,
nicht ausgeschlossen werden.
    Schon mehrfach sind dem
›Seekurier‹ in der Vergangenheit Gerüchte über ein sogenanntes ›Rosarotes
Ballett‹ zu Ohren gekommen: Minderjährige Mädchen sollen wohlhabenden älteren
Männern an einem unbekannten Ort gegen Entgelt für Sexspiele zur Verfügung stehen.
Hatte die Tote etwa damit zu tun?«
    Die
Winter war doch ein Satansbraten! Wie war sie nur an diese Informationen
gekommen? Was hatten Nachrichtensperren für einen Sinn, wenn sich die lieben
Kollegen nicht daran hielten? Wie er diesen Samstagmorgen hasste!
    Und dann noch die Anspielungen auf das sogenannte
»Rosarote Ballett«! Erst vor Kurzem hatte Karin in einem Artikel über die
Gefährdung Jugendlicher in der heutigen Wohlstandsgesellschaft eine ähnliche
Andeutung gemacht. Von ihm darauf angesprochen, musste sie zugeben, über die
seit Wochen herumgeisternden Gerüchte hinaus keine harten Fakten zu kennen, die
die Existenz eines solchen »Balletts« belegt hätten.
    Erneut

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