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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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ist gut, Frau Becker, lassen Sie nur.« Mit einem
giftigen Blick auf Pohl zog sich die Frau zurück.
    »Bist du von allen guten Geistern verlassen, mit
solchem Getöse hier hereinzumarschieren?« Weselowski hatte Pohl zur Seite
geschoben und die Tür geschlossen. »Dafür hast du hoffentlich einen verdammt
guten Grund!«
    »Und ob ich den habe, mein Freund.« Pohl umkreiste den
Arzt wie ein Bluthund, der seine Beute gestellt hat und sich noch nicht ganz
schlüssig ist, von welcher Seite er ihr an die Gurgel springen soll. Finster
blickte er zu Weselowski auf. »Die Kripo war eben bei mir, sozusagen.«
    »Na und? Wenn du dich an unsere Verabredung gehalten
hast, kann dir nichts passieren.«
    »Du hast mich belogen.«
    »So ein Quatsch! Wieso soll ich dich belogen haben?«
    »Du hast mit keiner Silbe die Leiche erwähnt. Eine
Leiche macht ja wohl einen gewaltigen Unterschied, oder irre ich mich da?«
    Weselowski wurde blass. »Jetzt mal der Reihe nach: Was
haben dir die Bullen erzählt?«
    »Aha, plötzlich kehrt deine Erinnerung zurück! Bist du
noch zu retten? Von was für einer Leiche ist hier die Rede?«
    Schweren Schrittes durchquerte Weselowski den Raum und
nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Mit einem Wink forderte er den Anwalt auf,
sich einen der Besucherstühle heranzuziehen. »Also gut, noch mal: Was haben die
Bullen gesagt? Versuch dich genau zu erinnern, jedes Wort kann wichtig sein.«
    Pohl setzte sich ebenfalls, er schien allmählich etwas
ruhiger zu werden. »Nur, dass am Seeufer eine Leiche aufgefunden wurde. Aber
das reicht ja wohl, wenn man zwei und zwei zusammenzählt, sozusagen.«
    »Haben sie eine Todesursache genannt?«
    »Nein.« Pohl begann, heftig zu schwitzen. Er zog ein
Taschentuch heraus und fuhr sich damit über die Stirn.
    »Jetzt beruhige dich erst mal, Hartmut. Glaub mir, uns
wird nichts passieren, wenn wir die Nerven behalten. Es stimmt, die Kleine in
meiner Kajüte war plötzlich bewusstlos. Als ich das Schiff verließ …«
    »Was hast du mit ihr angestellt?«, fiel Pohl ihm ins Wort.
»Wieso bist du überhaupt von Bord gegangen, wenn sie sozusagen nur bewusstlos
war? Du bist Arzt, du musst doch den Unterschied zwischen Bewusstlosigkeit und
Exitus erkennen – hoffe ich wenigstens.«
    Weselowski wusste, dass er mit der Wahrheit nicht
länger hinter dem Berg halten konnte. »Also gut. Nachdem die Kleine – ohne mein
Zutun – plötzlich wie leblos dalag, habe ich sie oberflächlich untersucht. Ich
hatte den Eindruck, dass sie keinen Puls mehr hatte …«
    »Ach, du hattest den Eindruck … und so was nennt sich
Klinikchef!«, stöhnte Pohl auf und verdrehte die Augen zur Decke.
    Doch Weselowski ließ sich nicht mehr beirren. »Jetzt
halt mal die Klappe, du Schlaumeier! Ja, das war mein Eindruck. Was hätte ich
denn tun sollen? In der ersten Panik habe ich die Notrufzentrale angerufen,
aber gerade noch rechtzeitig abgebrochen …«
    »Rechtzeitig abgebrochen … dass ich nicht lache! Wieso
waren dann die Bullen bei mir, kannst du mir das mal erklären?«
    »Offensichtlich genügen wenige Sekunden, um
feststellen zu können, von welchem Handy ein Anruf kam. Aber keine Sorge, ich
habe nichts Verfängliches gesagt, und wir haben uns ja rechtzeitig darauf
geeinigt, dass mir das Ding geklaut wurde. Sollen die erst mal das Gegenteil
beweisen!«
    »Bleibt immer noch die Sache mit der Leiche.«
    »Wir wissen ja gar nicht, ob es sich überhaupt um
Tammy handelt. Keine Ahnung, was die mit der Leiche gemacht haben. Die haben
mich regelrecht von Bord gedrängt und mir versichert, sie würden sich der
Kleinen annehmen.« Weselowski stützte die Ellenbogen auf und rieb sich die
Schläfen. »Mensch, Hartmut, überleg doch mal, die können Ärger genauso wenig
gebrauchen wie wir. Wenn wir bei unserer Geschichte bleiben, kann uns nichts
passieren, glaub mir.«
    Pohl kaute einige Sekunden auf seiner Unterlippe.
»Also gut. Bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als stillzuhalten und zu
hoffen, dass die beiden keine Spuren hinterlassen haben, sonst fliegen wir alle
auf.«
    ***
    »Pohl
hält sich wohl für besonders schlau. Zieht plötzlich zwei Theaterkarten aus dem
Ärmel, die beweisen sollen, dass er gestern Nacht mit seinem Kumpel Weselowski
in Luzern war.« Wolf schüttelte noch immer ungläubig den Kopf.
    »Und das als Anwalt, das muss man sich mal
reinziehen«, fügte Kalfass hinzu.
    »Hat er die Geschichte mit dem Handy bestätigt?«,
fragte Jo.
    »Hat er.«
    Wolfs Telefon klingelte. Er hob

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