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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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bei der Suche nach Antworten Bille
weiterhelfen. Ich hab ihr eine Notiz zugesteckt mit der Bitte, sich hier mit
uns zu treffen. Hoffentlich hat sie sich aufgerappelt und den Zettel
rechtzeitig gelesen …«
    Ein lautes Geräusch ließ sie herumfahren. Es schien
aus den Toiletten zu kommen und hörte sich an, als sei ein massiver Gegenstand
unter hohem Druck geborsten. Überrascht sahen die drei sich an. Als erster
sprang Hape auf, dicht gefolgt von Philip. Rasch und doch mit gebührender
Vorsicht betraten die beiden die Sanitärräume.
    Doc blätterte weiter konzentriert in dem Büchlein,
während Hape und Philip einen sich heftig wehrenden Schüler aus einer der
Toilettenkabinen zogen und überwältigten.
    »Das Frettchen!«, entfuhr es Philip.
    Hape schleppte den allzu bekannten Überraschungsgast
in den Kraftraum, zwängte ihn in eines der Geräte und baute sich drohend vor
ihm auf. »Na, du kleiner Spanner, macht es Spaß, andere zu bespitzeln?«
    »Ich hab euch nicht bespitzelt, Mann«, gab der
Beschuldigte empört zurück, während er verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit
suchte. Der Spross einer ehemals wohlhabenden Landadeligenfamilie hörte auf den
etwas hochgestochenen Namen Olaf von Perdelwitz. Im Internat galt er als ebenso
intelligent wie verschlagen. Diese zweite Charaktereigenschaft hatte ihm schon
früh den Spitznamen »Frettchen« eingetragen.
    »Ich will auf der Stelle hier raus«, forderte Olaf mit
hochrotem Kopf. »Was ihr macht, ist Freiheitsberaubung, wenn nicht noch mehr.
Das melde ich der Schulleitung!«
    Mit einem schnellen Schritt war Philip bei ihm.
Reflexartig riss das Frettchen die Arme hoch, um sich vor dem drohenden Schlag
zu schützen. Doch Philip war auf etwas anderes aus: Mit einem Ruck riss er
einen zusammengerollten Gegenstand aus der Gesäßtasche des Mitschülers.
    »Sieh mal einer an – unser kleiner Spanner liest
Pornohefte. Du hast’s wohl nötig«, stieß Philip überrascht hervor und verzog
angewidert das Gesicht, während Olaf förmlich in sich zusammensank.
    »Pornos?«, wurde nun auch Hape hellhörig. »Sieh an!
Dann sind die Hefte, die immer wieder in den Toiletten gefunden werden, also
von dir?«
    »Ich kann sie ja schlecht mit auf mein Zimmer nehmen«,
maulte Olaf. Sein Gesicht nahm einen listigen Ausdruck an: »Besser, ich lass
sie irgendwo liegen, dann haben noch andere ihren Spaß daran.«
    »Wenn die Schulleitung davon erfährt, sind deine Tage
am Bodensee-Internat gezählt, mein Junge«, sagte Doc kalt.
    »Stellen wir das mal nach hinten«, winkte Philip ab.
»Was mich viel mehr interessiert: Was hast du von unserer Unterhaltung
mitbekommen?«
    »Was soll ich schon mitbekommen haben?«
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist. Die
Verbindungstür stand offen, und auf der Toilette versteht man vermutlich jedes
Wort, das hier in der Halle gesprochen wird. Ist es nicht so?«
    »Ich war beschäftigt, Mann.« Olaf wies auf die Hefte
und versuchte ein schiefes Grinsen.
    »Ich gebe dir einen guten Rat …«, versuchte es Philip
noch einmal.
    »Du hast mir gar nichts zu raten, du aufgeblasener
Arsch. Ich will raus hier, sonst …« Er machte Anstalten, aus dem Gerät zu
klettern, doch Hape drückte ihn unsanft zurück.
    »Es wäre aber gut für dich, unseren Rat zu befolgen«,
sagte Philip gefährlich ruhig. »Wenn auch nur ein Sterbenswörtchen von dem, was
hier gesprochen wurde, in der Schule die Runde macht, dann bist du dran,
Freundchen. Dann wirst du schneller von der Schule fliegen, als du bis drei
zählen kannst.« Er fasste Olaf grob am Kinn. »Andererseits: Wenn du alles, was
du hier gerade gesehen und gehört hast, vergisst, vergessen wir deine Pornos.
Habe ich mich klar ausgedrückt?« Philip trat einen Schritt zurück und sah ihn
abwartend an. Er wusste: Ein Abgang vom Bodensee-Internat wäre für Olaf das
Letzte, was er sich leisten konnte. Seine Eltern hätten ihn in der Luft
zerrissen.
    So schnell gab sich das Frettchen jedoch nicht
geschlagen. »Soll das eine Drohung sein?«, rief Olaf höhnisch. » Ihr wollt mir drohen, ausgerechnet ihr ?
Dass ich nicht lache!«
    Philip bekam schmale Augen. Unsanft riss er Olafs Kopf
an den Haaren zurück und starrte ihm direkt in die Augen. »Was soll das heißen: ausgerechnet ihr ?«
    »Lass mich los, du tust mir weh.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    »Aua! Nimm sofort deine Pfoten weg. Denkt ihr, ich
wüsste nicht Bescheid über deine feine Schwester?«
    Als wäre eine Bombe geplatzt, lockerte

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