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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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gewaltige
Beschleunigung, schließlich das ins Riesenhafte wachsende, nur Zentimeter von
ihr entfernte Gefährt, das in Sekundenbruchteilen den Arzt von den Beinen holte
und danach einfach weiterraste. Sie hatte den Fahrer nicht erkannt, alles ging
so schnell, zudem reflektierte die Scheibe. Aber es war eindeutig der wartende
Audi gewesen. Und er hatte ein Lindauer Kennzeichen!
    »Nein, tut mir leid«, antwortete sie. Sie schüttelte
den Arm ab und holte ihr Handy aus der Tasche. Sie wählte den Notruf und
meldete den Unfall. »Bitte schicken Sie einen Rettungswagen und einen
Einsatzwagen zum Eingang der Bodan-Klinik. Erste Hilfe ist vor Ort. Trotzdem,
beeilen Sie sich!«
    Sie klappte das Gerät zusammen und entfernte sich
einige Schritte. Als sie zwei Männer mit einer Trage herbeieilen sah, ging sie
noch einmal zu der Gruppe zurück. »Bitte nichts verändern. Polizei und
Rettungswagen sind verständigt, sie müssten gleich eintreffen.« Ohne
Widerspruch wurden ihre Anordnungen befolgt; alle schienen erleichtert, dass
jemand das Heft in die Hand nahm und klaren Kopf bewies.
    ***
    »Was
ist mit Weselowski?«, fragte Karin, die den Schock inzwischen einigermaßen
überwunden hatte. Sie saß Wolf in dessen Büro gegenüber, der »Unfall« lag
gerade mal zwei Stunden zurück.
    »Hat’s nicht geschafft«, brummte Wolf, nachdem er für
sie beide Kaffee besorgt hatte. Umständlich rückte er sein Barett zurecht. »Was
den Doktor betrifft: Da hat jemand ganze Arbeit geleistet. Und Sie können sich bei ihrem Schutzengel bedanken!«
    »Sie glauben also nicht an einen Verkehrsunfall.«
    »Ich bitte Sie! Verkehrsunfälle laufen für gewöhnlich
etwas anders ab.«
    »Da haben Sie wohl recht.« Die Journalistin kaute
nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Also handelt es sich um Mord.«
    »Ich wüsste nicht, wie man das sonst nennen sollte.«
    »Immerhin war dem Täter Weselowskis Tod so wichtig,
dass er den meinen billigend in Kauf genommen hätte. Vor diesem Hintergrund
machen plötzlich auch die Handschuhe Sinn.«
    »Sie sprechen in Rätseln, Madame. Welche Handschuhe
meinen Sie?«
    Karin nippte vorsichtig an ihrem dampfenden Kaffee.
»Hab ich das noch nicht erzählt? Der Fahrer des Wagens trug Handschuhe. Das kam
mir von Anfang an komisch vor. Aber wer zieht denn gleich solche
Schlussfolgerungen?«
    »Wieso kommen Sie damit erst jetzt?«, regte sich Wolf
auf. »Sollte das stimmen … pardon, Sie haben ja recht.« Schnell hatte er sich
wieder in der Gewalt. »In diesem Fall müssen wir sogar von einem sorgfältig
vorbereiteten Mordanschlag ausgehen. Wieso wollten Sie Weselowski eigentlich
sprechen?«
    Karin lehnte sich seufzend zurück. »Ach, wissen Sie,
das ist eine längere Geschichte. Aber weil Sie es sind, erzähl ich sie Ihnen …«
    Gegen seinen Willen musste Wolf grinsen. »Sie waren
wieder auf Abwegen, stimmt’s?«
    »Es ist wie eine Droge, Herr Wolf … aber ehe ich ins
Detail gehe: Machen wir einen Deal wie letztes Mal, einverstanden? Eine Hand
wäscht die andere!«
    »Sie wollen sich in den Fall einkaufen, verstehe ich
das recht?«
    »Ich erwarte lediglich einen kleinen Zeitvorsprung
gegenüber meinen Kollegen, wenn der Fall abgeschlossen ist. Ist das zu viel
verlangt?«
    »Hm, kommt darauf an, was Sie zu bieten haben.«
    »Ich seh schon, ich muss wieder in Vorleistung gehen.
Also gut. Dem ›Seekurier‹ wurde gestern ein anonymer Brief zugespielt.« Karin
kramte in ihrer Tasche. »Hier, lesen Sie selbst.« Als Wolf das Blatt aus der
Hand legte, fuhr sie fort: »Normalerweise ignorieren wir solche Hinweise. In
diesem Fall wollte Matuschek aber nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Er
bat mich, der Sache nachzugehen. Manchmal geht es ihm wie Ihnen … da hat er ›so
ein Gefühl‹, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Sie haben also wieder einmal unseren gemeinsamen
Freund Qualle bemüht. Ich fass es nicht!«
    Das Klingeln von Wolfs Telefon enthob Karin einer
direkten Antwort. Er meldete sich. Nach wenigen Worten legte er wieder auf.
»Die Kollegen haben den verlassenen Audi gefunden, unten am Bahnhof. Der Wagen
wird gerade auseinandergenommen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir
nichts finden werden. Das Fahrzeug wurde übrigens gestern in Lindau als
gestohlen gemeldet.«
    »Passt ja alles wunderbar zusammen! Jetzt hören Sie,
was Qualle und ich herausgefunden haben. Vielleicht bringt Sie das weiter …«
    »Aber verschonen Sie mich um Himmels willen mit
Details. Ich möchte über Ihre dubiosen

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