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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Lachen wird Ihnen
schnell vergehen. Lassen Sie sich halt was einfallen.« Damit brach er das
Gespräch ab.
    ***
    Im
Allgemeinen gehörte Wolf zu den Frühaufstehern. Selten kam er nach sechs aus
den Federn, häufig genug war er um diese Zeit bereits im Büro – vorausgesetzt,
er hatte ausreichend geschlafen, was man von der letzten Nacht jedoch nicht
gerade behaupten konnte. Bis kurz nach elf hatte er sich mit Gasser in der
Luzerner Altstadt herumgetrieben. Nach dem Essen waren sie durch die engen
Gassen geschlendert, hatten, am Reuss-Ufer stehend, Wolfs aktuellen Fall
durchgekaut und waren darüber vom Hundertsten ins Tausendste gekommen. Wolf
hatte sich rundum wohl gefühlt und war sich mit dem Kommissär einig, dass sie
es hätten schlimmer treffen können im Leben.
    Später, auf der Heimfahrt, hatte er sich bei der
Autobahnverzweigung Rütihof verfahren, sodass er erst weit nach Mitternacht zu
Hause ankam, wo ihn seine Katze beleidigt empfing und für den Rest der Nacht
beharrlich ignorierte.
    Nach einem unruhigen, von wirren Träumen durchsetzten
Schlaf war er in der Morgendämmerung aufgestanden, hatte sich angezogen und
mürrisch die gewohnten Handgriffe erledigt, ehe er aus dem Haus ging. Vom
Münster schlug es acht, als er endlich sein Büro betrat – für seine
Verhältnisse geradezu unanständig spät. Jo brachte ihm einen Kaffee und legte
den »Seekurier« daneben.
    »Danke«, brummte er. »Was soll ich mit dem Käseblatt?«
    »Reinschauen. Seite siebzehn. Ein Bericht über den Tod
von diesem Weselowski. Hat Ihre Freundin Winter geschrieben.«
    »Sie ist nicht meine Freundin, verdammt noch mal.«
    »Ist ja schon gut …«
    »Hol Kalfass her.«
    Beleidigt rauschte Jo davon.
    Ganz in Gedanken griff Wolf nach seinen Gitanes.
Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass Rauchen an diesem Morgen Gift für
seine Nerven wäre, also ließ er die Schachtel stecken. Dann kehrte Jo zurück –
allein.
    »Wo bleibt Ludger?«, fragte Wolf.
    »Es hat sich ausgeludgert, Chef.«
    »Was soll das heißen?«
    »Hier, soll ich Ihnen geben.« Sie überreichte ihm
einen geschlossenen Briefumschlag. »Ist von Ludger. Er kam heute früh kurz
vorbei, um sich zu verabschieden.«
    »Ich versteh nur Bahnhof … Hat man ihn auf den Mond
geschossen, oder was ist los?« Ungestüm riss er die Hülle auf, entnahm ihr ein
Schreiben und begann zu lesen. Mit jeder Zeile wurde sein Gesicht länger.
    »Vögelein heißt der Kerl«, sagte er und schüttelte den
Kopf. »Ich fass es nicht. Hoffentlich kommen wir mit dem nicht vom Regen in die
Traufe.«
    Jo sah ihn verständnislos an. Wolf deutete auf den
Schrieb und erläuterte: »Von der Kripo-Hauptverwaltung. Kalfass muss da einen
einflussreichen Fürsprecher haben. Man teilt uns mit, dass Kriminalobermeister
Ludger Kalfass mit sofortiger Wirkung nach Stuttgart versetzt wurde. Keine
Begründung. Dafür beglückt uns ab übermorgen ein gewisser Kommissaranwärter
Hans-Norbert Vögelein. Das hältste im Kopf nicht aus!«
    »Manchmal wendet sich alles zum Guten«, bemerkte Jo
kryptisch.
    Wolf sah sie nur scharf an, enthielt sich jedoch einer
Bemerkung. Unvermittelt wechselte er das Thema: »Pohl hat uns tatsächlich
angelogen. Weder er noch Weselowski haben am vergangenen Donnerstag die
Vorstellung im Luzerner Theater besucht, wie sie uns glauben machen wollten.
Das ist bewiesen.«
    »Sie haben vor Ort nachgeforscht?«
    »Ja.«
    »Also hat Philip die Wahrheit gesagt. Ich freu mich
schon auf das Gesicht dieses windigen Anwalts, wenn wir ihm das an die Birne
knallen.«
    »Ich verderbe dir ungern die Freude, aber hast du
schon mal daran gedacht, dass damit auch Pohl in das Visier des Mörders geraten
könnte?« Das Klingeln des Telefons enthob Jo einer Antwort.
    Wolf nahm den Hörer ab und hörte eine Weile
konzentriert zu.
    »Gut«, sagte er schließlich, »und wo? – In Ordnung,
ich bin in einer Viertelstunde da.« Er legte auf und wandte sich an Jo. »Die
Eltern von Tammy und Philip sind im Internat. Ich fahre hin. Hol du einstweilen
Tamaras engste Schulfreundinnen hierher in die Direktion.«
    »Wieso vernehmen Sie die nicht im Internat, wenn Sie
eh schon dort sind?«, fragte Jo erstaunt zurück.
    »Weil wir hier mehr aus ihnen herausbekommen werden.
Hier sind sie eingeschüchtert, das wird uns helfen. Außerdem bitte ich dich,
mit Weselowskis Familie Kontakt aufzunehmen. Hör dich um, erkunde die Stimmung,
lass dir eine Liste seiner Freunde geben. Wir brauchen endlich Ergebnisse, je
früher,

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