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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Tamara Reich
respektive den gleichfalls toten Herren Weselowski und Hohnisch. Wie der Tod
von Tamara einzuordnen ist, lässt sich noch nicht abschließend sagen,
vermutlich Totschlag in Tateinheit mit unterlassener Hilfeleistung. Bei den
beiden genannten Herren hingegen handelt es sich eindeutig um Mord. Dummerweise
fehlt uns bei allen drei Fällen das Motiv – und natürlich der oder die Täter.
Andererseits sind wir uns sicher, dass es zwischen den einzelnen
Tötungsdelikten einen Zusammenhang geben muss. Doch auch darüber können wir
einstweilen nur spekulieren.« Er hielt einen Moment inne. »Eine beschissene
Lage, würde ich sagen. Wir hecheln von einem Opfer zum anderen, ohne einer
Lösung auch nur einen Schritt näher zu kommen. Wenn die Situation nicht so
ernst wäre, würde ich sagen, da will uns jemand vergackeiern.«
    »Stimmt!«, pflichtete Jo ihm bei. »Wir jagen
gewissermaßen einem körper- und gesichtslosen Phantom hinterher, das äußerst
geschickt vorgeht und, zumindest bis jetzt, keine Spuren hinterlässt.«
    »Lasst uns noch einmal die Fakten zusammenfassen: Da
ist die Schülerin Tamara Reich, die Donnerstagnacht von Unbekannten in einen
Taucheranzug gesteckt und anschließend am Seeufer abgelegt wurde, vollgepumpt
mit Tabletten und Alkohol, eine todsichere Kombination, sozusagen.«
    Jo schien drauf und dran, loszuprusten, als Wolf wie
selbstverständlich Pohls Lieblingsfloskel verwendete.
    »Dann, nach einer Pause von vier Tagen, der Chef der
Bodan-Klinik, Hans-Gerd Weselowski, vorsätzlich mit einem gestohlenen Auto
überfahren. Wiederum einen Tag später der Autohändler Bert Hohnisch, an einer
Steilstrecke mit einem gestohlenen Wagen von der Straße gedrängt, ebenfalls
tot.«
    »Geschickt gemacht!«, murmelte Vögelein mehr zu sich
selbst.
    »Wie bitte?«
    »Na ja … ich meine, bei einem Mord durch Erschießen
zum Beispiel lassen sich über das Projektil die Schusswaffe und oft sogar deren
Besitzer nachweisen oder über den Schusskanal und Schmauchspuren Rückschlüsse
auf Tathergang und Täter ziehen. Ähnlich ist es beim Erdrosseln, Erdolchen,
Vergiften und was es sonst noch für hübsche Tötungsarten gibt. Wird jedoch
jemand mit einem Auto getötet, ist dieser Nachweis für Mord sehr viel
schwieriger zu erbringen – wenn überhaupt! Meine Vermutung geht nun dahin, dass
sich die Täter ganz bewusst diesen Umstand zunutze gemacht haben.«
    »Und was sagt uns das? Bringt uns das weiter?«, winkte
Marsberg ab. »Fest steht doch, dass die Taten auf den ersten Blick sehr
widersprüchlich scheinen. Zwar ist hinter den beiden letzten Morden durchaus
ein Muster zu erkennen: Tatwaffe jeweils ein Auto, Tatort die Straße, es könnte
sich also beide Male um dieselben Täter handeln. Die tote Schülerin dagegen
passt schon nicht mehr in dieses Muster. So weit die schlechte Nachricht. Und
nun die gute: Die verbindende Klammer zu beiden Tatkomplexen scheint mir dieses
›Rosarote Ballett‹ zu sein. Nimmt man nämlich die Brandstiftung auf der ›Crown
of St. Gallen‹ hinzu, dann fügt sich plötzlich einiges zusammen.«
    Wolf hob ruckartig den Kopf. »Wie meinst du das?«
    »Na ja, könnte doch sein, dass das Schiff mit Tamaras
Tod zusammenhängt. Das Schiff hatte Kajüten für sechzehn Passagiere, und
irgendwo müssen sich die alten Knacker ja mit den Schülerinnen getroffen haben.«
    Wolf blieb skeptisch. »Ich weiß nicht. Noch ist völlig
offen, ob die ›Crown of St. Gallen‹ überhaupt mit den Morden zu tun hat oder
eher zu der jüngsten Serie von Brandstiftungen zählt. Da scheint mir eine
andere Verbindung sehr viel näherzuliegen: Weselowski, der nach unserer
Kenntnis an mehreren Schülerinnen illegale Abtreibungen vorgenommen hat, könnte
Donnerstagnacht tatsächlich mit Tammy zusammen gewesen sein. Jedenfalls war er
nicht, wie er und Pohl uns glauben machen wollten, in Luzern.«
    »Das ist verifiziert?«, fragte Marsberg überrascht
nach.
    »Ist es.« Unvermittelt begann Wolf zu lächeln. »Hat
mich eine ganze Nacht und einen so dicken Kopf
gekostet.« Er hielt sich beide Hände in gehörigem Abstand neben die Ohren. Dann
wurde er wieder ernst. »Jedenfalls fresse ich einen Besen, wenn Pohl und
Hohnisch nicht an den genannten Sexpartys mit Schülerinnen beteiligt sind … äh,
waren.«
    »Moment mal: Wenn dem so wäre, dann könnte Pohl
ebenfalls auf der Abschussliste des Täters stehen«, überlegte Marsberg.
    »Du sagst es. Deshalb werden wir heute noch ein
ernstes Wörtchen mit ihm

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