Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
auftauchte?«
    Schönwald, der in der Zwischenzeit seinen Laptop
verstaut hatte, zog die Reißverschlüsse an der schwarzen Tasche zu. »Dafür gibt
es eine ganz einfache Erklärung. Die Täter, die offenbar als Taucher an Bord
gekommen sind, haben es sich recht leicht gemacht. Sie brachten mehrere
Brandsätze in den beiden Niedergängen zu den unteren Decks an, vermutlich ohne
sich zu überzeugen, ob sich jemand an Bord aufhielt. Dann verrammelten sie die
Türen, indem sie Deckstühle davorstellten.«
    »Wieso sollten sie das tun?«, staunte Jo.
    »Da können wir nur spekulieren. Denkbar wäre
Folgendes: Die Täter wollten verhindern, dass die Flammen allzu hoch schlagen
und der Brand dadurch zu früh entdeckt wird. In diesem Fall hätten sie aus
genau diesem Grund ihr Ziel verfehlt, denn durch die geschlossenen Türen an den
Niedergängen ging den Flammen unter Deck irgendwann die Luft aus, im wahrsten
Sinne des Wortes. Nur deshalb konnten wir Teile des Kontrollraumes retten.«
    »Entschuldigen Sie mal: Taucher, die Brandsätze mit
sich führen – wie soll das gehen unter Wasser?«, wandte Marsberg ein.
    »Ganz einfach: in Plastikbeutel eingeschweißt. Wir
haben Reste der Beutel an Deck gefunden. Ich denke, Ihre Spurensicherung kann
das bestätigen.«
    Wolf hatte die Finger der rechten Hand an die Lippen
gelegt, nachdenklich murmelte er: »Verstehe. Züngli musste sich da unten durch
die Flammen kämpfen und auf dem Weg nach oben erst mal die Möbel vor der Tür
wegdrücken. Wie viele Brandsätze haben Sie eigentlich gefunden?«
    »Mindestens zwei. Wenn Sie mich fragen: Das Ziel der
Leute waren ganz klar die Kabinen und vor allem wohl die elektronische
Ausrüstung; hauptsächlich um deren Vernichtung dürfte es ihnen gegangen sein.
Und fast wäre ihnen ihr Coup auch gelungen.«
    ***
    »Tut mir leid, aber Herr Dr. Pohl weilt
derzeit außer Haus.«
    »Sozusagen«, rutschte es Wolf heraus. Er war
überzeugt, dass der Anwalt sehr wohl in seinem Büro saß und seine Sekretärin
angewiesen hatte, ihm ungebetene Besucher vom Leib zu halten.
    »Entschuldigung, was sagten Sie eben?« Verunsichert
schob sie ein paar Blätter auf ihrem Schreibtisch hin und her. Als Wolf und Jo
die Kanzlei betreten und ohne langes Drumherumreden verkündet hatten, den
Anwalt »in einer dringlichen Angelegenheit, seine persönliche Sicherheit
betreffend«, sprechen zu wollen, und zwar umgehend, hatte sie einen überlegenen
Blick aufgesetzt und versucht, die Besucher in geziertem Honoratiorendeutsch
abzuwimmeln. Da war sie bei Wolf jedoch an der falschen Adresse.
    »Ich meine, dass Sie sich mächtigen Ärger einhandeln,
wenn Sie uns nicht auf der Stelle bei Pohl anmelden«, blaffte er sie an.
    »Aber wenn ich Ihnen doch sage …«
    Unglücklicherweise wandte Pohls Sekretärin sich mit
ihrer Antwort an Jo, offenbar in der Hoffnung, bei ihr auf mehr Verständnis zu
stoßen. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Wolf, um unbekümmert die
Doppeltür ins Allerheiligste der Kanzlei aufzustoßen und dem Anwalt beim
Eintreten ein fröhliches »Guten Morgen, Herr Dr. Pohl, Sie erinnern sich doch
sicher an mich« zuzurufen.
    Pohl, der gerade telefonierte, blickte ihn entgeistert
an. »Ich rufe zurück!«, sagte er schnell und legte auf. Dann baute er sich hinter
seinem Schreibtisch auf und stemmte die Hände in die Hüften.
    Ehe er sich jedoch lautstark über die Impertinenz der
Überlinger Polizei auslassen konnte, breitete Wolf beide Arme aus, als wolle er
den Anwalt segnen. »Hören Sie sich erst mal an, was wir Ihnen zu sagen haben,
eh Sie sich unnötig echauffieren, Herr Dr. Pohl. Übrigens, meine Mitarbeiterin,
Jo Louredo, kennen Sie ebenfalls schon.«
    »Ihr Eindringen wird Folgen haben, das kann ich Ihnen
versichern«, zischte Pohl mit hochrotem Kopf.
    »Wenn es denn sein soll, bitte sehr. Um gleich zur
Sache zu kommen: Tun Sie uns und sich einen Gefallen und bewegen Sie sich ab
sofort außerhalb Ihrer Räume nur noch mit größter Vorsicht. Und kontrollieren
Sie vorher genau, wen Sie in Ihre Kanzlei einlassen. Mehr haben wir Ihnen gar
nicht zu sagen.«
    Pohl stutzte. »Moment mal, was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass wir mit Bert Hohnisch ein
weiteres Opfer zu beklagen haben. Verkehrsunfall mit Todesfolge, vorsätzlich
herbeigeführt. Der Täter ist flüchtig. Bereits der zweite Unfall dieser Art.
Wir fragen uns nun, wen es als Nächsten trifft. Da fallen uns vor allem Sie
ein, Herr Dr. Pohl. Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher