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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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aber eher für unwahrscheinlich, die war schließlich so was von
illegal, dafür hätte sich kein seriöser Handwerker hergegeben. Wer also, wenn
nicht Züngli, hat den ganzen verdammten Mist in den Kahn eingebaut und vor
allem bedient?«
    Jo lachte spöttisch. »Für Geld findest du immer
jemand.«
    »Würden wir diese Leute kennen, wäre der Fall
vermutlich gelöst«, bemerkte Vögelein. »Dummerweise fand sich auf keinem der
Geräte ein Hinweis auf einen Lieferanten, sodass wir auf diesem Wege nicht
weiterkommen. Und da die Rechner ausschließlich für den Videobetrieb eingesetzt
wurden, existiert auch kein Provider, den wir anzapfen könnten.«
    »Fingerabdrücke?«, fragte Marsberg.
    »Haufenweise. Leider ist keiner davon in unserem
Archiv gespeichert.«
    »Haben deine Recherchen im Z i A wenigstens etwas gebracht?«, wollte Wolf von Jo wissen.
    »Ebenfalls Fehlanzeige. Nicht der geringste Hinweis
auf ähnlich gelagerte Fälle beziehungsweise Täter, weder was unseren Pyromanen
angeht noch die Sexpartys mit den Schülerinnen. Um ganz sicherzugehen, habe ich
sogar die Kollegen in Winterthur und Bregenz angerufen. Doch auch in den
seenahen Regionen der Schweiz und Österreichs fanden sich keine
Übereinstimmungen.«
    »Gut. Dann spekuliere ich mal: Was den Tod von Tammy
Reich angeht, so können wir mit ziemlicher Sicherheit Zünglis Boot als Tatort
annehmen. Ganz offensichtlich fanden dort die Sexpartys statt. Außerdem
verfügen wir seit heute über eine – allerdings nicht verifizierte – Liste der
männlichen Partygäste, die uns die ›Seekurier‹-Reporterin Karin Winter
zugespielt hat. Zwei Namen auf dieser Liste können wir bereits streichen:
Weselowski und Hohnisch. Von Weselowski wissen wir, dass er Abtreibungen – drei
an der Zahl scheinen gesichert zu sein – an minderjährigen Schülerinnen
vorgenommen hat, wahrscheinlich um die Folgen der Bootspartys aus der Welt zu
schaffen, und zwar im wörtlichen Sinne. Wenn wir nun davon ausgehen, dass Tammy
während einer solchen Party zu Tode kam, dann wirft das einen Sack voller
Fragen auf. Zum Beispiel diese: Wer hat ihr die Drogen verabreicht? Wer war bei
ihr und hat unterlassen, den Notarzt zu rufen, nachdem sie kollabiert war? Und
wer hat schließlich ihre Leiche, als Taucherin getarnt, entsorgt? Apropos
Drogen, Rolf: Bist du mit den Recherchen bezüglich der Drogen weitergekommen?«
    Marsberg nahm einen Schluck Kaffee, ehe er auf Wolfs
Frage antwortete. »Zunächst einmal: Frau Dr. Reichmann lag mit ihrer ersten
Vermutung vollkommen richtig: Tammy hatte eindeutig Crystal geschluckt. Was
allerdings dessen Herkunft angeht, wollten sich die Kollegen vom
Rauschgiftdezernat nicht festlegen. Auch für die ist der Stoff Neuland. Sie
sind sich allerdings sicher, dass es nicht über herkömmliche Kanäle vertrieben
wird, schließlich sind ihnen die in der Region dealenden Gruppen hinlänglich
bekannt. Der Verdacht geht dahin, dass Kuriere aus Osteuropa den Stoff ins Land
schaffen und über spezielle Kontaktleute, die mit hohen Gewinnen geködert
werden, verteilen. Sie gehen dabei außerordentlich perfide vor. Zum einen haben
sie schwerpunktmäßig Schulen im Visier, eine Zielgruppe, die sich durch die
vergleichsweise günstigen Preise der Pillen regelrecht aufdrängt. Zum anderen
wird mit kostenlosen Proben gearbeitet, um die potenziellen Abnehmer an den
Stoff zu gewöhnen. Angeblich wurde auch schon versucht, Lehrer als Dealer
anzuwerben, wobei man ihnen – und das ist neu in der Branche – die Ware
großzügig kreditiert. Tammy ist übrigens das erste Crystal-Opfer hier in der
Region. Alles in allem haben wir also die verrückte Situation, dass unsere
Experten uns erst weiterhelfen können, wenn wir diesen Fall für sie gelöst
haben, sprich wenn Herkunft und Lieferanten des Stoffes ermittelt sind.«
    Marsbergs Ausführungen folgte längeres Schweigen.
Schließlich meldete sich Jo zu Wort.
    »Wenn ich das recht sehe, haben wir es mit drei
getrennten Tatkomplexen zu tun, zwischen denen jedoch durchaus eine Verbindung
besteht. Da gibt es zunächst diese Partys mit gut betuchten älteren
Geschäftsleuten und minderjährigen Schülerinnen; die Folgen sind hinlänglich
bekannt. Daneben muss es jemand geben, der diese Partys veranstaltet und
organisiert – und dabei kräftig absahnt. Ich unterstelle mal, dass Tammys Tod
nichts weiter als ein bedauerlicher Betriebsunfall war. Gerade er jedoch
scheint eine dritte Gruppe auf den Plan gerufen zu haben, die

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