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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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entschlossen ist,
dem Partytreiben ein Ende zu setzen und die Bestrafung der in ihren Augen
Schuldigen, eben jener Geschäftsleute, selbst in die Hand zu nehmen. Ich denke,
bis dahin sind wir uns einig, ja?«
    »D’accord«, bekräftigte Wolf.
    Jo überlegte kurz, ehe sie fortfuhr. »Ich denke nun,
dass jedes Mosaiksteinchen, auf das wir bei einem dieser drei Komplexe stoßen,
immer auch bei den beiden anderen Komplexen eine Lücke schließt. Anders gesagt:
Es ist meiner Meinung nach völlig gleichgültig, bei welchem Todesfall wir
ansetzen, bei Tammy, bei Weselowski oder bei Hohnisch. Haben wir beispielsweise
Weselowskis Mörder, lassen sich vermutlich auch die Vorgänge um Tammy leichter
klären. Andersherum: Haben wir Tammys Tod enträtselt, wird uns dies über kurz
oder lang zum Mörder Weselowskis und Hohnischs führen. Immer noch d’accord?«
    Wolf nickte lächelnd. »Klar, dass sich die
Partyteilnehmer und die Veranstalter nicht gegenseitig um die Ecke bringen. Das
brächte für jeden nur Nachteile mit sich. Wer aber könnte deiner Meinung nach
hinter der dritten Gruppe stecken?«
    »Genau darauf wollte ich hinaus«, fuhr Jo fort. »Um es
klar zu sagen: Ich halte Philip Reich für das schwächste Glied der Kette,
folgerichtig würde ich bei ihm ansetzen. Er hat als Einziger ein starkes Motiv,
und falls wir ihm die Morde nachweisen können, bekommen wir die Hintergründe zu
den Bootspartys einschließlich des Todes seiner Schwester gleich mitserviert.«
    Hanno Vögelein wurde lebendig. »Das passt doch, Chef.
Denken Sie nur an die Aussage von Philips Lehrer.«
    Wolf wiegte unschlüssig den Kopf hin und her. Dann
schilderte er Marsberg und Jo, was sie am Vormittag von Hajek erfahren hatten.
    »Praktisch ist also Philips Alibi für den Zeitpunkt
von Hohnischs Tod durch diese Aussage geplatzt?«, wollte Jo noch einmal
bestätigt haben.
    »Könnte man so sehen«, stimmte Wolf widerwillig zu.
»Übrigens auch das Alibi seiner Freunde. Trotzdem …«
    Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn. Jo ging
dran, legte jedoch nach wenigen Sekunden wieder auf.
    »Die Hauptkommissare Wolf und Marsberg bitte zum
Chef.«
    »Okay«, brummte Wolf, »wir machen später weiter.«
    Draußen auf dem Flur schloss Marsberg zu Wolf auf, der
beim Gehen nachdenklich vor sich hinstarrte.
    »Ich ahne, was dir durch den Kopf geht, Leo.«
    »So, was denn?«
    »Du überlegst, wann die Erpresser zuschlagen werden.«
    »Erpresser?«
    »Komm schon – weshalb sonst sollten die Vorgänge in
den Kabinen gefilmt worden sein?«
    Wolf blickte Marsberg an, ein Grinsen flog über sein
Gesicht. »Bingo! Der Kandidat hat hundert Punkte und wird zur Belohnung ins D1
versetzt.«
    »Gott bewahre!«
    ***
    Wolf hatte auf Sommers Bitte hin den
Ermittlungsstand ihrer beiden Fälle vorgetragen. Dabei folgte er weitgehend Jos
Argumentationskette, ohne zu verhehlen, dass sie noch immer keine Erfolge
vorweisen konnten.
    »Es lässt sich nicht leugnen: Außer dem Bruder der
toten Schülerin haben wir bis dato kaum eine brauchbare Spur. Die Namensliste
von Karin Winter lasse ich mal bewusst außen vor, die ist mir zu vage. Auf
jeden Fall knöpfen wir uns den jungen Mann mitsamt seinen Freunden heute noch
vor. Und selbstverständlich nehmen wir auch Hohnischs Umfeld genauestens unter
die Lupe. Doch wenn ich ehrlich sein soll, erwarte ich mir weder vom einen noch
vom andern einen Durchbruch.«
    »Dein Gefühl in allen Ehren, Leo, aber wir müssen der
lauernden Presse – und nebenbei auch dem LKA –
bald ein Ergebnis präsentieren, wenn wir die Fäden weiterhin in der Hand
behalten wollen. Versteht mich bitte nicht falsch, aber müssen wir nicht
spätestens jetzt eine Soko einrichten?«
    Wolf wechselte einen kurzen Blick mit Marsberg. »Gib
uns noch zwei Tage, Ernst. Zum einen gibt es die Soko faktisch bereits, da
unsere beiden Dezernate Hand in Hand arbeiten. Zum andern werden wir die
Nachforschungen ab sofort auf alle vier Motivkomplexe ausdehnen …«
    »Vier?«
    »Ja, es gibt noch einen vierten Komplex neben dem
Rachemotiv, den Partydrogen und dem Schiffsbrand, nämlich Erpressung.«
    Sommer nickte. »Klingt logisch. Die aufwendige
technische Ausrüstung auf dem Kahn muss ja schließlich zu etwas gut sein.«
    Laut ausgesprochen schien der Gedanke erst richtig
plausibel. Wolf ärgerte sich, diesem Punkt nicht schon längst mehr Beachtung
geschenkt zu haben.
    »Was Eure Partydrogen und da ganz speziell das Crystal
angeht«, fuhr Sommer fort, »dieses Thema ist

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