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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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vorausschicken, Leo: Der Chef hat uns
beide einbestellt, während du weg warst. Er wird sich nachher noch einmal
melden, dann müssen wir unsere Besprechung hier unterbrechen.«
    »Umso schneller sollten wir zur Sache kommen. Ich
schlage vor, Hanno beginnt.«
    Vögelein, der gerade unauffällig eine Pille einwerfen
wollte, fühlte sich ertappt. Hastig spülte er mit Mineralwasser nach – und
verschluckte sich prompt. Marsberg klopfte ihm kollegial auf den Rücken.
    »Geht schon wieder, danke«, keuchte Vögelein. »Zunächst
also zum Brand auf der ›Crown of St. Gallen‹. Logischerweise steht der Bericht
der Spurensicherung noch aus. Ich habe jedoch die ersten mündlichen
Stellungnahmen der Kollegen ausgewertet. Sieht nicht gut aus für uns, leider.
Entweder haben die Täter Schwein gehabt, denn fast der komplette Bestand an
Geschirr, Gläsern und Mobiliar ist durch den Brand und die Löscharbeiten
zerstört worden – und damit wichtige Spurenträger. Oder sie sind mit
unendlicher Vorsicht zu Werke gegangen. Auf alle Fälle gibt es nur wenig
daktyloskopische Abdrücke oder sonst wie verwertbare Spuren wie Fasern, Haare,
Kratz- oder Schleifspuren, weder im Salon oder den Kabinen noch an Deck oder
gar der Schiffsaußenwand. Zwei sichergestellte Fingerabdrücke in der
Steuerkabine stammen zweifelsfrei von Züngli.«
    Wolf konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Dass
Vögelein statt »Fingerabdrücken« den zwar wissenschaftlich korrekten, in der
Praxis jedoch äußerst selten benutzten Begriff »daktyloskopische Abdrücke«
gebrauchte, wies ihn, sicherlich entgegen seiner Absicht, als frischgebackenen
Absolventen der Polizeischule aus.
    Dennoch war Vögelein ganz in seinem Element. »Hätte
der Brandsachverständige nicht die Videoanlage sichergestellt und einen Teil
der Festplatte gerettet, wäre das Ergebnis mehr als mager. Wie gesagt, alles
nur vorläufig, denn die Untersuchung der wenigen Spuren auf Glasresten, auf
einem Tablett und einigen Möbelstücken einschließlich der Bar ist noch in
vollem Gange. Die Kollegen im Labor geben Bescheid, sobald sie fertig sind.
Okay, weiter im Text: Ich habe mit dem Segler gesprochen, der den Brand auf
Zünglis Schiff bemerkt und die Feuerwehr verständigt hat. Er konnte sich zwar
daran erinnern, kurz zuvor zwei Männer auf einem der Bootsstege gesehen zu
haben, für eine genaue Personenbeschreibung reichte es jedoch nicht. Es war zu
dunkel, und er hat sich zunächst auch nichts dabei gedacht, man kennt das ja.
Die Suche nach einem Taucher, der während der Löscharbeiten von mehreren
Personen unabhängig voneinander gesehen wurde, verlief wie erwartet
ergebnislos. Die Auswertung des elektronischen Logbuchs, über das die ›Crown of
St. Gallen‹ verfügte, ergab jedoch Hinweise darauf, dass Donnerstagnacht auf
Höhe Wallhausen eine Person das Schiff verließ, Zeit: null Uhr dreißig. Ein
weiterer Stopp erfolgte etwa zwanzig Minuten später beim Spetzgarter Hafen.«
    Wolf rechnete kurz nach. »Das könnte hinkommen. Dann
haben sie ziemlich sicher gegen ein Uhr Tamara an Land gebracht. Was ist mit
Zünglis Autopsie?«
    »Unauffällig. Sein Tod war ganz eindeutig eine Folge
der schweren Brandverletzungen. Der Leichnam wurde inzwischen nach Romanshorn
überführt.«
    »Vielleicht sollten wir mit den Kollegen in Romanshorn
sprechen?«, meinte Jo.
    »Hab ich bereits. Sie beschrieben ihn als schrullig,
bescheinigen ihm ansonsten aber einen unauffälligen Lebenswandel. Seine
wirtschaftlichen Verhältnisse waren geordnet.« Er wandte sich direkt an Wolf:
»Wollen Sie an dieser Stelle Ihre Theorie zu den unterschiedlichen Tatabläufen,
was die Brände angeht, erläutern, Chef?«
    Wolf räusperte sich. »Wie ihr wisst, habe ich von
Anfang an die Meinung vertreten, dass es zwischen den Bränden und den drei
Toten keine Verbindung gibt. Einzige Ausnahme ist, merkwürdig genug, der
Schiffsbrand.« Er legte kurz die Gründe dar, weshalb dieser seiner Meinung nach
vom Muster der übrigen Brände abwich und für einen anderen Täterkreis sprach.
»Fazit: Der Schiffsbrand ist eher dem Fall Tammy zuzuordnen als dem Pyromanen.
Aber etwas anderes sollte uns zu denken geben: Züngli wird von Leuten, die ihn
kennen, als Mann mit zwei linken Händen beschrieben; insbesondere im Umgang mit
Computern und Videoanlagen war er völlig unerfahren.«
    »Natürlich kann man für die Installation solcher
Anlagen Fachleute engagieren«, warf Marsberg ein. »Bei der vorgesehenen Nutzung
halte ich das

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