Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
dass ich nichts von
Computern verstehe. Hör auf mit dem Fachchinesisch!«
    »Ein Sniffer«, fuhr Qualle ungerührt fort, »ist ein
kleines Spionagetool. Es liest, wie jedes Kind weiß, die Daten, die die
Netzwerkkarte umströmen. So werden die IP -Adressen
der Rechner im Funknetzwerk sichtbar, außerdem der E-Mail-Verkehr zwischen den
einzelnen Usern – äh, Mitarbeitern.«
    Karin verstand noch immer nur Bahnhof. »Willst du
damit etwa sagen, dass die Datenströme völlig ungesichert sind?«
    »So ist es, meine Tochter«, bestätigte Qualle. Karin
sah ihn skeptisch an und überlegte, ob er seine Don-Camillo-Rolle nicht etwas
überstrapazierte.
    »Pass auf: Jetzt bekommt mein Notebook über DHCP eine IP -Adresse
zugewiesen … siehst du? … Schon bin ich im Netz und kann mit mehrfacher ISDN -Geschwindigkeit auf Hohmanns Kosten surfen.«
    »Du sollst nicht surfen! Du sollst Hohmanns
Mail-Server knacken!«
    »Gemach, meine Tochter. Das haben wir gleich!« Erneut
misshandelte er seine Tastatur, bis er plötzlich ausrief: »Schau dir das an!
Offen wie ein Scheunentor!«
    Auf dem Monitor erschien eine Auflistung von
Mail-Dateien. Triumphierend wanderte Qualles Blick zwischen der Journalistin
und dem Bildschirm hin und her.
    »Also«, dozierte er ächzend, nachdem Karin ihm aus
einer Schachtel auf dem Rücksitz einen weiteren Pudding gereicht hatte, den er
gemächlich auslöffelte. »Das sind Hohmanns Mails der letzten … lass sehen … ja,
der letzten zehn Tage. Mit Empfänger, Betreff, Datum und so weiter. Ein Teil
scheint verschlüsselt zu sein. Hier, die Buchstaben-Zahlen-Kombinationen zum
Beispiel. Lösbar, aber da brauch ich Zeit für. Die anderen sind in Klartext.
Irgendwelcher Börsenkram … ein Termin mit einem Konstanzer Baudezernenten …
Anweisungen für die Kalkulationsabteilung … Reisevorbereitungen … Was davon
brauchst du?«
    »Alles. Kannst du mir das ausdrucken?«
    »Nicht hier. Ich kopier das Zeug auf die Festplatte
und druck’s daheim aus.« Er schniefte angestrengt. »Hinter was bist du
eigentlich her?«
    »Weiß ich selbst nicht genau. Offen gestanden stochere
ich noch im Nebel herum. Jetzt lass uns aber von hier verschwinden, Qualle. Vor
der Höhle des Löwen werde ich ungern erwischt.«
    »Nicht so ängstlich, meine Tochter. Wir haben den
Server ja erst angekratzt. Hier ist nebenbei ein Link zum Landesjagdverband.
Ergo ist der Herr Bauunternehmer passionierter Jäger. Wenn du willst, kann ich
dir die Funktion jedes einzelnen Hohbau-Rechners enthüllen. Oder die Passwörter
aller Mitarbeiter mitschneiden und anschließend in deren Identität schlüpfen.
Oder ihnen eine Botschaft schicken …«
    »So nach dem Motto: ›Hier spricht Fantomas! Flieht,
ihr seid entdeckt‹, was?« Karin war über den Leichtsinn der
Hohmann-Systemadministratoren mehr als verblüfft. Sie hatte mit erheblich
größeren Schwierigkeiten gerechnet, das Netz zu entern. Stattdessen fielen
ihnen die Informationen regelrecht in den Schoß. Sie konnte nur hoffen, dass
ihr Eindringen unbemerkt blieb.
    Schnaufend packte Qualle sein Equipment zusammen. Kurz
darauf machten sie sich davon.
    ***
    Kriminalrat
Patzlaff hatte Wolf für 13.55 Uhr in sein Büro bestellt. Um 14.00 Uhr
betrat der Hauptkommissar das Vorzimmer.
    »Der Chef ist noch nicht da«, empfing ihn Hannelore
Bender, die Patzlaffs Laden schmiss, wie sie sich gelegentlich ausdrückte.
Beide verband unausgesprochen eine herzliche Abneigung gegen den Kriminalrat.
»Eine Tasse Kaffee?«, bot sie ihm an.
    »Da hör ich mich nicht Nein sagen«, antwortete Wolf
und lachte.
    Das war wieder mal typisch für Patzlaff: Erst setzte
er den Besprechungstermin exakt fünf Minuten vor der vollen Stunde an (wohl um
seine enorme Belastung herauszukehren), und dann glänzte er durch Abwesenheit!
Die Zeit für die Tasse Kaffee und einen kurzen Plausch mit Hannelore Bender
wollte Wolf ihm noch geben. Tauchte Patzlaff bis dahin nicht auf, konnte er ihm
gestohlen bleiben.
    Wenig später saß Wolf bereits wieder in seinem Büro
und griff nach dem Telefonhörer. Genau in diesem Moment stürmte Patzlaff
herein.
    »Ich hätte gute Lust, Sie abzumahnen, Wolf! Ihr
Verhalten ist einfach disziplinlos. Sie waren um zwölf fünfundfünfzig zu mir
bestellt …«
    »Ich war da, Sie aber nicht«, sagte Wolf ruhig und
blickte Patzlaff scharf an. »Tut mir leid, aber fürs Herumstehen werde ich
nicht bezahlt.«
    »Das ist … das ist …« Wolfs Gelassenheit brachte
Patzlaff völlig aus dem

Weitere Kostenlose Bücher