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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Kombi nahmen.
    »Da, wo ihr hinfahrt, werdet ihr kaum das Wetter für ein Cabriolet haben«, sagte Lexi.
    »Wir brauchen sowieso einen Viersitzer«, raunte Mr. Radley seinem Sohn zu. »Um Mädchen aufzureißen.« Rad lachte. Alle vier waren gut gelaunt. Lexis Koffer standen schon in der Halle, der größere von beiden an die Räder von Auntie Mims Einkaufswagen geschnallt. Oben war Frances dabei, Klamotten auf vier Haufen zu verteilen, geordnet nach »gutes Wetter«, »schlechtes Wetter«, »schick« und »vergammelt«, wobei der vierte bei weitem der größte war. Ihr Tagebuch und ein unscharfes Foto von Growth im Garten hinterm Haus waren die einzigen Gegenstände, die sie bisher eingepackt hatte. Das Haus schien ohne Growth still zu sein: Er war zwischenzeitlich bei Daphne und Bilk seinen ursprünglichen Besitzern, untergebracht worden. Ich hätte fast angeboten, ihn zu nehmen, aber Mutter verabscheute alle Tiere, und es war unwahrscheinlich, dass Growth mit seinem wenig attraktiven Äußeren und ständigen Kratzen sich irgendjemandem empfehlen würde außer dem leidenschaftlichsten Hundeliebhaber. Auntie Mim war bei Clarissa, damit sie keine Pfanne mit Rosenkohl auf dem Herd vergaß und das Haus niederbrannte.
    »Schick mir eine Postkarte, ja?«, sagte ich, als ich Frances dabei zusah, wie sie ihre letzten Kleider in eine riesige Nylonreisetasche quetschte.
    »Oh nein, ich schreibe richtige Briefe«, sagte Frances. »Ich habe sogar schon einen geschrieben, den solltest du morgen kriegen. Und wenn wir irgendwo lange genug bleiben, schicke ich dir die Adresse und du kannst mir schreiben.« Dieser Gedanke heiterte mich ein wenig auf.
    Am nächsten Tag kam wie versprochen der erste Brief.
    Liebe Abigail,
    wenn du das hier kriegst, sind wir bereits auf See! Wir nehmen die frühe Fähre nach Calais und halten an einem Ort, der Amiens heißt, um Mittag zu essen. Ich habe den ganzen Morgen damit verbracht, Hundehaare aus dem Spitfire zu saugen, dann sagte Rad, sie wollten ihn nehmen, deshalb musste ich den Renault auch sauber machen, vorsichtshalber. Ich wünschte, du und Growth würden auch mitkommen, aber da sind die Quarantänebestimmungen und all das, und dein Urlaub ist auch im Weg. Dad nimmt ständig Rads Bücher aus seinem Koffer, wenn er nicht hinsieht; er sagt, sie müssen sich abends unterhalten! Rad fragte sarkastisch, ob Dad seine Farben mitnehmen würde, und Dad wurde ganz hochnäsig und sagte, ja, vielleicht. Kannst du dir vorstellen, wie er mitten auf irgendeinem Platz seine Staffelei aufstellt? Rad wird vor Verlegenheit sterben. Tja, ich bringe das jetzt besser zur Post. Mein nächster Brief kommt aus Paris.
    Alles Liebe Frances
    Die nächsten Tage vergingen quälend langsam. Nach sorgfältigem Verhör meiner Eltern wusste ich, dass Post aus dem Ausland notorisch unzuverlässig war, wochenlang brauchte, bis sie ausgeliefert wurde, und manchmal gar nicht ankam. Ich sah mich nach neuen Beschäftigungen um. Ich übte hingebungsvoller als gewöhnlich Cello, erledigte meine gesamten Ferienhausaufgaben an einem Tag und stellte die Möbel in meinem Zimmer in jeder möglichen Kombination um. Es war heiß und trocken: Der Sonnenschein würde sich vor unserer Reise nach Skye ganz sicher erschöpft haben. Ich half Mutter im Garten, jätete und spritzte und schnitt verwelkte Blüten ab. Ich fuhr lange mit dem Fahrrad durch die Straßen. Ungefähr am vierten Tag radelte ich weiter als normal, da es mich unwiderstehlich zur Balmoral Road zog. Ich weiß nicht, was ich vorzufinden erwartete, aber als ich zum Haus kam, sah ich, dass der Renault immer noch in der Einfahrt parkte und die Fenster im ersten Stock weit geöffnet waren. Zu schüchtern, um zu klingeln, radelte ich in wildem Tempo nach Hause, raste Hügel hinunter und schlängelte mich auf den Bürgersteig, um Ampeln zu umgehen. Sobald ich nach Hause kam, wählte ich Frances‘ Telefonnummer. Nach dem zwölften Klingeln ging Rad ran.
    »Hallo, ist Frances da?«, fragte ich schüchtern.
    »Ist da Blush?«, sagte er. »Sie sind doch in Frankreich.«
    »Ja, ja, aber ich bin grad am Haus vorbeigekommen und habe das Auto gesehen und dachte, sie wäre vielleicht noch da. Wieso seid ihr noch da? Wolltet ihr nicht alle zusammen wegfahren?«
    »Das wollten wir, aber Dad ist nicht rechtzeitig fertig geworden, deshalb sind Mum und Frances schon vorgefahren, und dann hat Dad bemerkt, dass er kein Geld auf seinem Konto hatte, deshalb musste er zu Bill fahren und sich was

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