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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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war und sich am Rücken verletzt hatte. Sie hatte sich nichts gebrochen, nur den Kartentisch ruiniert, auf dem sie gelandet war, musste aber das Bett hüten und hatte Schmerzen. Wir müssten nach Hause fahren; Mutter müsste sich um sie kümmern. Vater verbarg seine Enttäuschung: Das Ende des Urlaubs bedeutete das Nahen eines weiteren Schuljahres. Ich verbarg meine Freude, als wir das Auto beluden, das Cottage abschlossen und mit der stampfenden Fähre zum Kyle of Lochalsh fuhren, dem Tor zur Heimat.

14
    Als Mutter nach einer Woche in Bognor Regis zurückkam, in der sie für meine Großmutter Kindermädchen gespielt hatte, verkündete sie ihre Absicht, das Autofahren zu lernen. Die Unannehmlichkeiten, alle Einkäufe und Besorgungen zu Fuß erledigen zu müssen, und die Unfähigkeit, ihre Mutter in die Arztpraxis zu bringen, hatten sie davon überzeugt, dass cs Zeit war, das zu meistern, was sie für eine einfache Aufgabe hielt. Mein Vater war entsetzt; das Auto war seine Zuflucht. Darin konnte er entschwinden, ohne Vorwarnung, wann und wohin er wollte. Ein weiterer Fahrer in der Familie würde Absprachen bedeuten, Verhandlungen: Es war unvorstellbar.
    »Aber warum?«, fragte er. »Du brauchst nicht zu fahren. Ich kann dich überall hinbringen, wohin du willst. Jederzeit. Ich werde mir Sorgen machen, wenn ich denke, dass du irgendwo draußen auf der Straße bist. Es ist nicht sicher.«
    In den Augen meiner Mutter leuchtete ein kleiner Triumph auf. »Hab ich dich«, sagten sie.
    »Sei nicht albern«, antwortete sie. »Das ist lächerlich. Heutzutage fährt jeder. Im Notfall wäre ich keinem eine Hilfe, wenn ich nicht fahren kann.«
    »Wenn du es tust, wirst du wahrscheinlich der Notfall sein«, sagte Vater. »Kannst du es ihr nicht ausreden, Abigail?«
    Ich zögerte. Obwohl ich mir Sorgen über das offensichtliche Vergnügen machte, das Mutter an ihrer Sturheit hatte, sah ich keinen guten Grund, wieso sie nicht fahren sollte.
    »Denk nur, wie viel einfacher die Fahrt nach Skye gewesen wäre, wenn wir uns beim Fahren hätten abwechseln können«, fuhr sie fort und ignorierte seinen letzten Kommentar.
    »Das hat mir nichts ausgemacht«, sagte Dad. »Als Beifahrer wäre ich nervöser. Du brauchst nicht zu fahren. Wenn ich dich jemals irgendwohin fahren soll, weißt du doch, dass du es nur zu sagen brauchst.«
    »Das ist nicht der Punkt. Ich würde gern selber fahren können.«
    »Ich verstehe nicht, was du damit gewonnen hättest.«
    »Freiheit.« Endlich war das Wort heraus. Zwei verschiedene Freiheiten, und nur ein Auto. Meine Mutter gewann natürlich. Nicht weil sie schrie oder wetterte oder das bessere Argument hatte, sondern weil ihre Sturheit in bestimmten Situationen, in denen sie die Möglichkeit eines Sieges sah, absolut war. Die Proteste meines Vaters waren wie Regentropfen, die an einem großen Jadestein abperlten: Solange er lebte, würde er nicht abgetragen. Vernünftigerweise ließ er sich erweichen, bot ihr sogar an, sie persönlich zu unterrichten, aber sie war entschlossen, es richtig zu machen, und zweimal in der Woche glitt das kleine rote Coupé mit dem weißen Dach, das die Insignien der Fahrschule trug, vors Haus, um sie abzuholen, und hoppelte mit Mutter am Steuer wie ein Häschen davon. Auch in der Niederlage freundlich, brachte Vater ihr die Straßenverkehrsordnung bei, zeigte ihr bei Übungsfahrten wahrscheinliche Prüfungsstrecken und verkniff sich alle guten Ratschläge, die eventuell missverstanden werden konnten. Nachdem sie die ersten beiden Male durchgefallen war, war sie durcheinander, aber nicht gebrochen.
    Nach dem dritten Mal sagte sie: »Es sieht so aus, als wäre ich nicht zum Fahren bestimmt«, schob die Verantwortung für ihr Dilemma auf eine höhere Macht, die Anfänger-Schilder verschwanden vom Auto, und das Thema wurde nie wieder angesprochen.
    Ein paar Monate später war Vater an der Reihe. Diesmal war seine Arbeit die Quelle häuslicher Spannungen. Nachdem ich von der bewegten Geschichte der verschiedenen Beschäftigungen Mr. Radleys gehört hatte, hatte ich weder gedacht, dass Lateinlehrer etwas anderes war als ein edler und bewundernswerter Beruf, noch wäre mir in den Sinn gekommen, dass etwas daran falsch war, wenn man während seines ganzen Arbeitslebens denselben Job ausübte. Es erschien mir vernünftig. Ich war glücklich in der Schule und hatte keinerlei Neigung, sie zu verlassen; ich konnte nicht verstehen, wieso irgendein Lehrer das vielleicht wollte. Doch

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