Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)
Flachgesichter uns noch entdecken.«
Er lief zu einer Felserhebung am Rande des Karibupfads und versteckte sich. Lusa folgte ihm. Kallik ließ, ehe sich auf den Weg machte, ein langes tiefes Heulen ertönen.
»Hilfe! Unser Freund ist verletzt! Komm schnell!«
Dann folgte sie den anderen, ohne sich noch einmal umzusehen. Sobald sie sich hinter dem Felsen versteckt hatte, steckte sie den Kopf hervor, um zu sehen, was geschah. Der Eingang der Flachgesichterhöhle blieb verschlossen.
»Was machen wir, wenn das Flachgesicht nicht da ist?«, flüsterte sie Lusa zu, die neben ihr hinter dem Felsblock hervorspähte.
»Ist er aber. Muss er!« Die kleine Schwarzbärin stieß die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Immer noch rührte sich nichts. Kalliks Magen verkrampfte sich beim Anblick des kleinen, schwachen Ujurak, der zusammengekrümmt auf dem Boden lag, während der Regen ihm über die nackte bleiche Haut lief.
Silaluk!, betete Kallik. Tu etwas, bitte. Ujurak darf nicht sterben!
10. Kapitel
Lusa
Lusa spähte aus ihrem Versteck hinter dem Felsen zu der Stelle, an der Ujuraks schlaffer Körper vor der Flachgesichterhöhle lag. Komm schon, Flachgesicht! Wo bleibst du?
Neben sich spürte sie Kallik vor Anspannung beben. Sie hatte den Blick fest auf den Eingang gerichtet und beschwor ihn, sich aufzutun. Hinter ihr brummte Toklo leise und wortlos vor sich hin.
Wir haben getan, was wir konnten, dachte Lusa. Jetzt hängt alles von den Flachgesichtern ab.
Von der Ansammlung der Höhlen war ein lautes Geräusch zu vernehmen. Jedes Haar in Lusas Pelz kribbelte, als sich der Eingang eines anderen Baus öffnete und der Alte mit dem grauem Kopffell herauskam. Er ging über den offenen Platz zu seiner Höhle und blieb abrupt stehen, als er Ujurak da so liegen sah. Er bückte sich und legte Ujurak eine Pfote auf die Brust. Dann hob er den Kopf und sah sich um. Lusa fiel es schwer, die Gesichter der Flachgesichter zu lesen, doch sie glaubte, Verwirrung darin zu erkennen.
»Nimm ihn endlich mit rein!«, knurrte Toklo hinter ihr. »Was machst du denn so lange?«
Einen Augenblick fürchtete Lusa, der Alte werde Ujurak liegen und im Regen sterben lassen. Kümmerten sich Flachgesichter überhaupt um Fremde, die nicht zu ihrer Herde gehörten? Dann, als er die Arme unter Ujurak schob und ihn aufhob, stieß sie ein erleichtertes Schnauben aus. Er stemmte die Schulter gegen den Eingang und trug Ujurak in seine Höhle.
»Endlich!«, rief Kallik erleichtert. »Jetzt wird er geheilt, nicht wahr, Lusa?«
Es war Toklo, der ihr antwortete. »Vielleicht. Aber so ganz vertraue ich den Flachgesichtern immer noch nicht.«
»Die Flachgesichter hier sind anders. Ujurak hat das auch gesagt«, rief Lusa ihm in Erinnerung. »Er hat gesagt, dass sie Tiergeister haben.«
»Das ist doch alles nur Wolkenflaum«, gab Toklo zurück.
Toklo wollte sich wohl nicht allzu viele Hoffnungen machen, für den Fall, dass sie Ujurak doch noch verloren. Lusa drückte sich tröstend gegen seine Flanke und wünschte, sie könnte ihm ein wenig von ihrer Zuversicht abgeben.
»Die Flachgesichter im Bärengehege haben sich auch um uns gekümmert«, erklärte sie ihm. »Ich habe dir doch gesagt, dass sie meine Mutter mitgenommen haben, als sie krank war. Ich dachte schon, sie würde sterben. Aber als die Flachgesichter sie zurückbrachten, ging es ihr wieder gut und sie war ganz die Alte.«
»Das Flachgesicht hätte Ujurak nicht zu sich genommen, wenn es ihm nicht helfen wollte«, fügte Kallik hinzu.
Toklo knurrte nur.
Lusa starrte den geschlossenen Eingang der Höhle an. Zu gern hätte sie gewusst, was darin vor sich ging. Sie dachte an ihren Traum auf dem Rauchberg, in dem ihre Mutter ihr aufgetragen hatte, die Wildnis zu retten. Als sie erwacht war, hatte Ujurak schon davon gewusst.
Seither hatten sie nicht mehr über diesen Traum gesprochen, doch Lusa war klar geworden, dass Ujurak noch viel außergewöhnlicher war, als sie vermutet hatte. Die Geister würden ihn nicht sterben lassen. Die große weite Wildnis war auf ihn angewiesen.
Lusa schloss die Augen und versuchte, Ujurak eine Botschaft zu übermitteln. Die Flachgesichter werden sich um dich kümmern, erklärte sie ihm in der Hoffnung, dass er sie hören konnte. Wir warten auf dich, bis es dir besser geht, damit wir die Wildnis zusammen retten können.
Lusa spürte neue Kräfte in sich. Sie war sich sicher, dass Ujurak ihre Botschaft erhalten hatte. Mit einem langen Seufzer öffnete
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