Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)
uns zurückkehren!«
»Warte mal«, sagte Toklo. »Friss erst etwas.«
»Oh, danke. Ich bin am Verhungern!« Begeistert riss sie sich einen Bissen Fleisch aus dem Hasen. Toklo sah ihr an, dass sie den Vorfall vom Vorabend verdrängt hatte.
Als sie fertig gefressen hatten, folgten Toklo und Kallik Lusa, die über den Pfad zurück zur Siedlung lief. Toklos Magen verkrampfte sich, weil er fürchtete, von den Flachgesichtern gesehen zu werden, und er war erleichtert, als Lusa in der Nähe der Höhlen ihre Schritte verlangsamte.
»Wir wissen, dass wir dem Heiler vertrauen können«, brummte sie leise, »aber …«
» Du vertraust dem Flachgesicht vielleicht«, unterbrach sie Toklo. »Ich bin mir da nicht so sicher.«
»Ich glaube, Toklo hat recht«, warf Kallik ein. »Er hat Ujurak geholfen, weil er die Gestalt eines Flachgesichtes hat. Aber wer weiß, was er von Bären hält?«
»Ja, vermutlich können wir uns bei den anderen Flachgesichtern nicht sicher sein«, stimmte Lusa ihnen zu. »Wir passen besser auf, dass sie uns nicht sehen.«
Obwohl es noch nicht lange nach Sonnenaufgang war, waren schon ein oder zwei Flachgesichter zwischen den Höhlen unterwegs. Toklo, Lusa und Kallik drängten sich unter ein überhängendes Dach, als ein Flachgesicht an ihnen vorüberging. An der einen Pfote baumelte etwas Schimmerndes. Es machte laute Geräusche und aus dem Mund des Flachgesichtes kamen hohe Klänge. Als es an einem anderen Bau vorbeikam, öffnete sich der Eingang und die Frau, die laut Ujurak einen Gänsegeist hatte, rief ihm etwas zu.
Während die beiden sprachen, schlüpften Toklo, Kallik und Lusa lautlos hinter eine der Höhlen und machten sich auf den Weg zum Bau des Heilers. Toklo stellte sich wieder ans Fenster, die Tatzen gegen die Wand gestemmt, damit er in den Raum sehen konnte. Lusa quetschte sich auf die eine, Kallik auf die andere Seite neben ihn.
Drinnen sah Toklo Ujurak aufrecht auf seinem Lager sitzen. Der Heiler saß neben ihm und fütterte ihn mit etwas aus einem Gefäß. Toklo hörte die beiden miteinander reden, verstand aber die Flachgesichterworte nicht.
»Seht mal, es geht ihm schon besser!«, freute sich Lusa. »Bald wird er mit uns kommen können.«
»Ja, was für ein Glück«, stimmte Toklo ihr zu. Mit einem tiefen Schnauben ließ er sich auf alle viere nieder. »Ujurak ist auf dem Weg der Besserung«, stellte er fest, als Lusa und Kallik es ihm gleichtaten. »Sein Leben ist nicht mehr in Gefahr. Es ist Zeit, dass ich aufbreche.«
»Was?« Lusas Augen wurden kugelrund. »Gestern Abend hast du doch gesagt, du würdest bei uns bleiben!«
»Ich sagte ›eine Weile‹«, korrigierte sie Toklo. »Aber jetzt, da ich weiß, dass es Ujurak gut geht, kann ich gehen.« Toklo fand, dass er mit dem weiten Weg, den er mit den anderen zurückgelegt hatte, mehr als genug geleistet hatte. Nun wollte er tun, was seine Mutter ihm geraten hatte: allein leben.
»Aber …« Lusas Stimme versagte. »Ich werde dich vermissen.«
Kallik legte die Schnauze auf den Kopf der kleinen Schwarzbärin. »Irgendwann kommt die Zeit des Abschieds«, sagte sie leise. »Ich musste das lernen, als Taqqiq wegging. Es nützt nichts, jemanden festzuhalten, wenn er woanders sein will.« Sie blickte Lusa tief in die Augen und fügte hinzu: »Lass ihn gehen.«
Lusa schwieg. Die dunklen Augen noch voller Trauer, trat sie schließlich einen Schritt zurück und stellte sich neben Kallik.
»Danke, Kallik«, sagte Toklo. Sein Herz tat ihm weh bei dem Gedanken, seine Freunde zu verlassen, doch er musste es einfach tun. »Die Geister mögen bei euch sein«, fügte er noch hinzu.
»Und bei dir«, erwiderte Kallik.
Lusa nickte traurig. »Auf Wiedersehen, Toklo.«
Toklo drehte sich um und schlug den Weg zum Karibupfad ein. Auf der anderen Seite der Flachgesichtersiedlung blieb er noch einmal stehen und wandte sich um. Lusas schwarzer Pelz wurde vom Schatten verschluckt, doch Kallik konnte er noch erkennen.
Toklo erhob sich zu einem letzten Abschiedsgruß auf die Hinterbeine. Dann ließ er sich auf alle viere zurückfallen und marschierte los, immer auf die Berge zu.
16. Kapitel
Kallik
»Ich hoffe, Toklo kommt zurecht«, brummte Kallik leise, als ihr Freund verschwunden war.
»Ich mache mir Sorgen um ihn«, erwiderte Lusa. »Warum musste er nur ganz allein weg?«
Kallik schnaubte nur. »Grizzlybären sind eben so«, meinte sie. »Auch ich werde ihn vermissen.«
Sie drehte sich zum Bau des Heilers um, richtete sich auf und
Weitere Kostenlose Bücher