Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)
eingeschlossen zu sein, umgeben von Flachgesichtersachen. Doch in der Luft lag der Duft von Kräutern und Karibufleisch, der die scharfe Ausdünstung des Schwirrvogels ein wenig abmilderte.
Kallik blickte ängstlich zum Eingang und hoffte inständig, es möge kein Flachgesicht vorbeikommen und merken, dass etwas nicht stimmte. Dann folgte sie Lusa zu dem Nest, in dem Ujurak lag. Es war kaum genug Platz, sich an den Sachen vorbeizuquetschen, die den Bau füllten. Kallik stieß gegen eine Holzplatte, die auf vier dünnen Beinen ruhte; ein rundes weißes Ding fiel herunter und zerbrach am Boden in unzählige kleine Teile. Kalliks Herz raste, doch da immer noch kein Flachgesicht hereinkam, gelang es ihr, sich zu Ujurak durchzuschlängeln, ohne noch etwas umzuwerfen.
Er sieht so klein aus!, dachte Kallik. Mitleid wallte in ihr auf beim Anblick des dürren Körpers, der halb unter Fellen begraben war. Ujuraks Gesicht war, abgesehen von einem roten Fleck auf den Wangenknochen, kreidebleich und sein wuscheliges Haar klebte ihm am Kopf. Er atmete gleichmäßig, die Augen im Schlaf geschlossen, und sah sehr friedlich aus.
»Glaubst du, er ist stark genug, mitzukommen?«, flüsterte Kallik.
»Er muss.« Lusa hob eine Tatze und stupste Ujurak an. »Ujurak! Wach auf! Wir müssen hier verschwinden!«
Ujurak ließ ein leises Brummen vernehmen und vergrub sich tiefer in die Felle, ohne die Augen zu öffnen.
»Ujurak!« Lusa stupste ihn noch einmal an. »Wach auf!«
Diesmal öffnete Ujurak verschlafen die Augen. Einen Moment lang starrte er Lusa und Kallik verständnislos an.
Er kann uns doch nicht vergessen haben!, dachte Kallik entsetzt.
Dann trat ein Leuchten in Ujuraks Augen. Er berührte mit der Pfote Lusas Fell und rief etwas in der Flachgesichtersprache. Seine Stimme war heiser und das Sprechen schien ihm Schmerzen zu bereiten.
Er kann nicht mehr mit uns reden!, dachte Kallik verzweifelt. Was ist, wenn er uns auch nicht mehr versteht?
»Weißt du, wo du bist?«, fragte ihn Lusa eindringlich. »In der Höhle des Flachgesichterheilers am Karibupfad?«
Ujurak sah sie verwirrt an. Lusa wechselte einen enttäuschten Blick mit Kallik. »Ein Schwirrvogel ist hier gelandet«, fuhr sie fort. »Ein paar neue Flachgesichter sind aus seinem Bauch gestiegen und jetzt halten sie in einer großen Höhle eine Versammlung ab.«
»Wir müssen sofort weg«, fügte Kallik hinzu, deren Angst mit jedem Moment, den sie in dem Bau verbrachten, wuchs. »Irgendwas geht da vor sich. Wir sind hier nicht mehr sicher.«
Ujurak setzte sich auf und sah von Lusa zu Kallik und wieder zurück. Sein Gesicht hatte sich aufgehellt, und als er wieder sprach, waren es Bärenworte. Allerdings war seine Stimme heiser und schwer zu verstehen. »Ja, ich erinnere mich.« Kalliks Herz hüpfte vor Freude, dass sie Ujurak wieder verstanden. Unsicher stand er auf und taumelte zum Feuer, vor dem Flachgesichterpelze aufgehängt waren. Langsam legte er sie an. Sie waren zu groß für ihn, und er musste sie aufrollen, damit sie ihm nicht über die mageren Pfoten fielen. Kallik sah, dass er etwas in ein Täschchen steckte, das sich in einem der Pelze befand.
»Wozu braucht er denn diesen Flachgesichterkram?«, fragte sie Lusa. »Wenn er sich einfach wieder in einen Bären verwandeln würde, hätte er seinen eigenen Pelz.«
»Vielleicht ist er noch nicht stark genug, sich zu verwandeln«, meinte Lusa. »Es ist besser, wenn er die Pelze mitnimmt und sich warm hält, solange er noch ein Flachgesicht ist.«
Ujurak ging zurück zu dem Nest, nahm sich ein Fell und legte es sich um die Schultern. Langsam und unsicher ging er zum Eingang und spähte hinaus.
Kallik sah, dass sich seine Augen beim Anblick des Schwirrvogels weiteten. Aus der großen Höhle drangen Stimmen. Ujurak deutete auf den Bau, blickte die Bären an und fragte: »Da drin?«
»Genau«, erklärte Lusa ungeduldig. »Aber jetzt müssen wir weg hier, ehe sie herauskommen und uns einfangen.« Sie stupste Ujurak an, damit er sich in Bewegung setzte.
Ujurak ging hinaus ins Freie, leise auf seinen rosa Pfoten.
»Endlich!«, brummte Lusa. Sie ging los, um in Richtung Küste zu marschieren. »Beeilt euch!«
Doch Ujurak folgte ihr nicht. Stattdessen schlich er sich an den Höhlen entlang bis zu dem großen Bau, in dem die Versammlung stattfand. Er öffnete den Eingang und lauschte einen Moment. »Wartet auf mich«, flüsterte er Lusa und Kallik zu.
»Nein!«, keuchte Lusa erschrocken, musste aber hilflos
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