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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Nacken, um ihm zu danken, aber er war mir viel näher, als ich erwartet hatte.
    »Sieh nach unten«, sagte Matthew freundlich.
    Ich neigte den Kopf nach unten und erkannte, dass meine Zehen eine Handbreit über dem Boden in der Luft baumelten. Matthew ließ mich los. Er hatte mich nicht festgehalten.
    Ich hielt mich von allein in der Luft.
    Die Luft hielt mich in der Luft.
    Mit dieser Erkenntnis kehrte schlagartig das Gewicht in meinen Unterleib zurück. Matthew packte mich unter beiden Ellbogen, damit meine Füße nicht auf den Boden krachten.
    An ihrem Platz vor dem Kamin summte Marthe leise vor sich hin. Ysabeaus Augen waren schmal. Matthew lächelte mich aufmunternd an, während ich mich auf das befremdliche Gefühl konzentrierte, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Hatte sich der Boden immer so lebendig angefühlt? Es war, als würden mich tausend winzige Hände unter meinen Schuhsohlen auffangen oder mir einen sanften Schubs versetzen wollen.
    »Hat es Spaß gemacht?«, fragte Matthew mit glänzenden Augen, als Marthes Gesumm verklungen war.
    »Und wie«, antwortete ich lachend, nachdem ich kurz über seine Frage nachgedacht hatte.
    »Das hatte ich gehofft. Du hast jahrelang geübt. Jetzt wirst du vielleicht zur Abwechslung mal mit offenen Augen reiten.« Er schloss mich in einer überglücklichen, alles versprechenden Umarmung ein.
    Ysabeau begann das Lied zu singen, das Marthe zuvor gesummt hatte.
    Wer sie tanzen sieht,
Wie sich ihr Leib geschmeidig dreht,
Könnte sagen, und zwar wahr,
Dass sie ihresgleichen sucht,
Unsere frohgemute Königin.
Gehet weg, gehet weg, Neider ihr.
Lasset uns, lasset uns
Tanzen, gemeinsam tanzen.
    »Gehet weg, gehet weg, Neider ihr«, wiederholte Matthew, als seine Mutter verstummte, »lasset uns gemeinsam tanzen.«
    Ich lachte auf. »Mit dir tanze ich jederzeit wieder. Aber bis ich herausgefunden habe, wie diese Fliegerei funktioniert, bleibst du mein einziger Tanzpartner.«
    »Ganz korrekt betrachtet war das ein Schweben, kein Fliegen«, korrigierte Matthew mich.
    »Schweben, Fliegen  – wie du es auch nennst, ich glaube, ich sollte das lieber nicht mit Fremden tun.«
    »Stimmt«, sagte er.
    Marthe hatte das Sofa frei gemacht und sich neben Ysabeau auf einen Stuhl gesetzt. Matthew und ich setzten uns nebeneinander, ohne die Hände zu lösen.
    »Sie ist nie zuvor geschwebt?«, fragte Ysabeau aufrichtig verwundert.
    »Diana setzt ihre Magie nicht ein, Maman, höchstens für Kleinigkeiten«, erklärte er.
    »Sie besitzt unglaubliche Kräfte, Matthew. Das Hexenblut singt in ihren Adern. Sie sollte in der Lage sein, ihre Kräfte auch für große Dinge einzusetzen.«
    Er sah sie streng an. »Es liegt bei ihr, ob und wie sie ihre Kräfte einsetzt.«
    »Das ist doch kindisch«, sagte sie und sah mich an. »Es wird Zeit, dass Sie erwachsen werden, Diana, und sich Ihrer Verantwortung stellen.«

    Matthew knurrte leise.
    »Knurr mich nicht an, Matthew de Clermont! Ich spreche nur aus, was gesagt werden muss.«
    »Du sagst ihr, was sie tun soll. Das ist nicht deine Aufgabe.«
    »Genauso wenig wie deine, mein Sohn!«, schoss Ysabeau zurück.
    »Verzeihung!« Meine scharfe Wortmeldung ließ beide de Clermonts verdutzt innehalten, und Mutter wie Sohn starrten mich an. »Es ist tatsächlich allein meine Entscheidung, ob  – und wie  – ich meine Magie einsetze. Aber«, wandte ich mich an Ysabeau, »ich kann sie wirklich nicht länger ignorieren. Sie scheint aus mir herauszudrängen. Zumindest muss ich lernen, meine Kräfte zu kontrollieren.«
    Eine Weile sahen Ysabeau und Matthew mich wortlos an. Schließlich nickte Ysabeau. Matthew tat es ihr nach.
    Wir saßen weiter am Kamin, bis das Feuer niedergebrannt war. Matthew tanzte mit Marthe, und immer wieder stimmte einer von ihnen ein Lied an, wenn ein Musikstück sie an eine andere Nacht vor einem anderen Feuer erinnerte. Aber ich tanzte kein zweites Mal, und Matthew drängte mich nicht dazu.
    Schließlich stand er auf. »Ich bringe jetzt die Einzige von uns, die ihren Schlaf braucht, ins Bett.«
    Ich erhob mich ebenfalls und strich meine Hose über den Schenkeln glatt. »Gute Nacht, Ysabeau. Gute Nacht, Marthe. Danke für das bezaubernde Essen und den überraschenden Abend.«
    Marthe lächelte mich an. Ysabeau versuchte ebenfalls zu lächeln, brachte aber nur ein widerwilliges Dehnen der Lippen zustande.
    Matthew begleitete mich nach oben und legte auf der Treppe sanft die Hand in meinen Rücken.
    »Ich lese vielleicht noch

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