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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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unangetastet in der Bibliothek. Dort wird es auch bleiben.«
    »Du kannst Knox keinen Handel anbieten. Dazu müsstest du ihm trauen können.« Die Vorstellung machte mir Angst. »Außerdem kannst du ruhig ein paar Jahrhunderte auf das Manuskript warten. Knox nicht. Dein Angebot bringt ihm nichts.«

    »Überlass Knox nur mir«, meinte er barsch.
    Jetzt riss mir der Geduldsfaden. »Ich soll Domenico dir überlassen. Ich soll Knox dir überlassen. Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Du hast gesagt, ich bin keine Jungfer in Nöten. Dann hör endlich auf, mich wie eine zu behandeln.«
    »Ich nehme an, das habe ich verdient«, sagte er langsam und mit düsterem Blick. »Trotzdem musst du noch viel über Vampire lernen.«
    »Das hat deine Mutter schon gesagt. Aber du hast auch noch einiges über Hexen zu lernen.« Ich schob mir die Strähne aus dem Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. »Flieg nach Oxford. Finde heraus, was dort passiert ist.« Was dort passiert ist und was du mir nicht verraten willst. »Aber verhandle um Gottes willen nicht mit Peter Knox, Matthew. Werde dir darüber klar, was du für mich empfindest  – unabhängig davon, was der Pakt verbietet oder die Kongregation will oder was Peter Knox und Domenico Michele dir androhen.«
    Mein geliebter Vampir, dessen Gesicht jeden Engel neidisch gemacht hätte, sah mich bekümmert an. »Du weißt, was ich für dich empfinde.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, weiß ich nicht. Sag es mir, wenn du dazu bereit bist.«
    Matthew schien etwas erwidern zu wollen, ließ es aber unausgesprochen. Wortlos ging er an die Tür zur Halle. Als er dort angekommen war, bedachte er mich mit einem langen Blick voller Schneeflocken und Frost und ging dann weiter.
    Marthe erwartete ihn in der Halle. Er küsste sie kurz auf beide Wangen und sagte rasend schnell etwas auf Okzitanisch zu ihr.
    »Compreni, compreni.« Sie nickte heftig und sah dabei auf mich.
    »Mercés amb tot meu còr«, sagte er leise.
    »Al rebèire. Mèfi . «
    »T’afortissi . « Matthew sah mich an. »Und versprich du mir dasselbe  – dass du aufpasst. Hör auf Ysabeau.«
    Er verschwand ohne einen weiteren Blick oder eine letzte beruhigende Berührung.
    Ich biss mir auf die Lippe und versuchte die Tränen hinunterzuschlucken,
doch sie waren nicht aufzuhalten. Nachdem ich drei langsame Schritte auf die Treppe zum Wachturm zu gemacht hatte, begannen meine Füße zu rennen und meine Tränen zu laufen. Marthe ließ mich mit einem verständnisvollen Blick gehen.
    Als ich oben in die kalte, feuchte Luft trat, klatschte die Standarte der de Clermonts schlaff hin und her, und dichte Wolken verdeckten den Mond. Die Dunkelheit drängte von allen Seiten auf mich ein, und das einzige Wesen, das sie in Schach halten konnte, nahm eben das letzte Licht mit sich fort.
    Ich spähte über die Brüstung und sah Matthew neben dem Range Rover stehen und wütend auf Ysabeau einreden. Sie sah erschrocken aus und hielt seinen Ärmel fest, als wollte sie ihn davon abhalten, in den Wagen zu steigen.
    In einem weißen, verschwommenen Blitz befreite er seinen Arm. Seine Faust donnerte kurz und fest auf das Autodach. Ich zuckte zusammen. In meiner Nähe hatte Matthew seine Kraft höchstens an einer Walnuss oder einer Austernschale ausgelassen, und die Beule, die er mit seinem Hieb geschlagen hatte, war beängstigend tief.
    Er ließ den Kopf hängen. Ysabeau strich ihm leicht über die Wange, und sein erschöpftes Gesicht war im Dämmerlicht fahler denn je. Schließlich stieg er unter ein paar Abschiedsworten ein. Seine Mutter nickte und sah kurz zum Wachtturm hoch. Ich trat zurück, in der Hoffnung, dass keiner von beiden mich gesehen hatte. Der Wagen wendete, die schweren Reifen knirschten über den Kies, und dann fuhr Matthew los.
    Die Rücklichter des Range Rovers verschwanden unten am Hügel. Sobald Matthew nicht mehr zu sehen war, rutschte ich an den Steinen der Brüstung hinab und ließ den Tränen freien Lauf.
    Und dann begriff ich, was eine Hexenflut war.

23
    B ald war alles voller Wasser. Mittlerweile saß ich oben auf dem Wachturm in einem Tümpel, und der Wasserspiegel stieg immer weiter an.
    Trotz des bewölkten Himmels regnete es nicht.
    Das Wasser kam aus mir.
    Meine Tränen flossen ganz normal, wuchsen aber im Fallen zu runden, schneeballgroßen Kugeln, die laut klatschend auf dem Dach aufschlugen. Auf meinen Schultern wellte sich mein Haar unter einem Wasserschleier, der sich über meinen ganzen

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