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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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kühlen Luft ausgesetzt wurde, und rollten mich dabei in den Handtüchern hin und her, bis ich spürte, wie neue Wärme von meinem Körper ausstrahlte. Ein weiteres Handtuch massierte mir die Haare trocken, dann spürte ich, wie Marthes Finger die Strähnen teilten und sie zu einem festen Zopf flochten. Als ich mich aus den feuchten Handtüchern wand, um mich anzuziehen, warf Ysabeau sie auf einen Sessel am Kamin, ohne einen
Gedanken daran zu verschwenden, dass sie dabei auf antikem Holz und feinsten Polsterbezügen landeten.
    Wieder angezogen setzte ich mich hin und starrte gedankenverloren ins Feuer. Marthe verschwand ohne ein weiteres Wort in den Tiefen des Châteaus und kehrte mit einem Tablett voller winziger Schnittchen sowie einer Kanne Kräutertee zurück.
    »Sie essen. Jetzt.« Das war ein Befehl.
    Ich führte eines der Schnittchen an den Mund und knabberte daran herum.
    Marthes Augen wurden schmal, als sie das sah. »Essen.«
    Das Brot schmeckte wie Sägemehl, aber mir knurrte der Magen. Nachdem ich zwei winzige Schnitten heruntergewürgt hatte, drückte Marthe mir einen Becher Tee in die Hand. Zum Trinken brauchte sie mich nicht zu ermuntern. Die heiße Flüssigkeit rann meine Kehle hinab und spülte die letzten salzigen Ablagerungen weg.
    »War das eine Hexenflut?« Mich schauderte bei dem Gedanken an das viele Wasser, das aus mir herausgeflossen war.
    Ysabeau, die am Fenster gestanden und in die Dunkelheit gespäht hatte, ging zu dem zweiten Sofa vor dem Kamin. »Ja«, sagte sie. »Allerdings haben wir es lange nicht mehr so heftig fließen sehen.«
    »Gott sei Dank war das nicht normal«, sagte ich schwach und nahm noch einen Schluck Tee.
    »Heute sind die meisten Hexen nicht mehr mächtig genug, um so eine Hexenflut heraufzubeschwören. Sie können Wellen auf einem Teich erzeugen oder es regnen lassen, wenn Wolken am Himmel sind. Aber sie werden nicht selbst zu Wasser.« Ysabeau setzte sich mir gegenüber und sah mich mit unverhohlener Neugier an.
    Ich war Wasser geworden. Ich fühlte mich plötzlich sehr verletzlich  – und schrecklich allein.
    Ein Klingeln ertönte.
    Ysabeau griff in ihre Tasche und zog ein kleines rotes Handy heraus, das sich viel zu grell und modern gegen ihre blasse Haut und die klassischen, bräunlich getönten Kleider abhob.
    »Oui? Ah, gut, ich bin froh, dass du gut angekommen bist.« Sie sprach
aus Höflichkeit mir gegenüber englisch und nickte zu mir her. »Ja, es geht ihr gut. Sie isst gerade.« Sie stand auf und reichte mir das Telefon. »Matthew möchte mit Ihnen sprechen.«
    »Diana?« Matthew war kaum zu verstehen.
    »Ja?« Ich sagte lieber so wenig wie möglich, aus lauter Angst, es könnten nicht nur Worte aus mir heraussprudeln.
    Er atmete erleichtert auf. »Ich wollte mich nur überzeugen, dass es dir gut geht.«
    »Deine Mutter und Marthe sorgen wirklich gut für mich.« Und ich habe nicht das ganze Schloss unter Wasser gesetzt , dachte ich.
    »Du bist müde.«
    »Stimmt. Es war ein langer Tag.«
    »Dann geh schlafen«, schlug er mir unerwartet liebevoll vor. Ich schloss die Augen, weil ich plötzlich Tränen brennen spürte. Heute Nacht würde ich bestimmt kaum ein Auge zutun. Ich machte mir zu viele Sorgen, was er in einem unausgegorenen, heroischen Versuch, mich zu beschützen, anstellen könnte.
    »Warst du schon im Labor?«
    »Ich bin gerade dorthin unterwegs. Marcus möchte, dass ich alles ganz genau überprüfe, außerdem soll ich mich überzeugen, dass wir alle nötigen Vorkehrungen getroffen haben. Miriam hat die Alarmanlagen am Haus gecheckt.« Er brachte seine Halbwahrheiten glatt und überzeugend vor, aber ich durchschaute ihn dennoch. Die Stille dehnte sich, bis sie beklemmend wurde.
    »Tu es nicht, Matthew. Bitte versuch nicht, mit Knox zu verhandeln.«
    »Ich werde alles tun, damit du gefahrlos nach Oxford zurückkommen kannst.«
    »Dann gibt es nichts weiter zu sagen. Deine Entscheidung ist gefallen. Meine auch.« Ich reichte Ysabeau das Handy.
    Sie runzelte die Stirn und zog es mit kalten Fingern aus meiner Hand. Ysabeau verabschiedete sich von ihrem Sohn, dessen Antwort ich nur als Stakkato unverständlicher Laute hörte.
    »Danke, dass Sie das mit der Hexenflut nicht erzählt haben«, sagte ich leise, nachdem sie die Verbindung getrennt hatte.

    »Das ist Ihre Geschichte, nicht meine.« Ysabeau schwebte auf den Kamin zu.
    »Es bringt nichts, eine Geschichte erzählen zu wollen, die man nicht versteht. Warum macht sich die Kraft gerade jetzt

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