Seelen der Nacht
denken konnte. »Wurde das Bundling von Vampiren erfunden?«
»Nein«, antwortete er leise. Seine Augen funkelten, während meine Fingerspitze sein Kinn umkreiste. Er knabberte liebevoll daran.
»Früher war dieser Brauch viel weiter verbreitet. Die Holländer und dann die Neuengländer hatten nur die Idee, ein Brett zwischen das Paar zu stellen. Wir anderen blieben bei der althergebrachten Art – wir wurden einfach in Decken gewickelt, bei Sonnenuntergang in einen Raum eingeschlossen und bei Sonnenaufgang wieder befreit.«
»Hört sich grässlich an«, verkündete ich streng. Sein Blick floss an meinem Arm entlang und über meinen Bauch. Ich versuchte mich ihm zu entwinden, aber seine freie Hand umklammerte meine Hüfte und hielt mich fest. »Matthew«, protestierte ich.
»Wenn ich mich recht entsinne«, fuhr er fort, als hätte ich nichts gesagt, »war es eine ausgesprochen angenehme Art, die langen Winternächte zu verbringen. Das Schwerste dabei war, am nächsten Tag unschuldig auszusehen.«
Seine Finger spielten auf meinem Bauch, bis mir das Herz unter den Rippen hüpfte. Interessiert besah ich mir Matthews Körper und wählte das nächste Ziel. Mein Mund landete auf seinem Schlüsselbein, während sich meine Hand über seinen flachen Bauch abwärts stahl.
»Ich bin sicher, dass dabei auch geschlafen wurde«, sagte ich, nachdem er es für notwendig hielt, meine Hand zu packen und wegzuziehen.
Weil er dazu meine Hüfte loslassen musste, schmiegte ich mich von Kopf bis Fuß an ihn. Sein Körper reagierte, was mich sehr zufrieden machte. »Niemand kann die ganze Nacht reden.«
»Schon, aber Vampire brauchen keinen Schlaf«, rief er mir in Erinnerung, dann löste er sich von mir, senkte den Kopf und drückte einen Kuss auf die Stelle unter meinem Brustbein.
Ich packte ihn am Schopf und zog seinen Kopf wieder hoch. »In diesem Bett liegt nur ein Vampir. Hast du dir ausgemalt, dass du mich so wachhalten wirst?«
»Seit unserer ersten Begegnung habe ich mir praktisch nichts anderes ausgemalt.« Matthews Augen leuchteten düster, dann senkte er wieder den Kopf. Mein Körper hob sich seinem Mund entgegen. Im selben Moment drehte er mich sanft, aber bestimmt auf den Rücken, umfasste mit seiner rechten Hand meine beiden Handgelenke und presste sie ins Kissen.
Matthew schüttelte den Kopf. »Wir wollen nichts überstürzen, hast du das vergessen?«
Ich war Sex gewöhnt, bei dem die körperlichen Bedürfnisse gestillt wurden, ohne dass es dabei zu unnötigen Verzögerungen oder überflüssigen emotionalen Verwicklungen kam. Als Sportlerin war ich mit meinem Körper und seinen Bedürfnissen vertraut, und gewöhnlich fand sich jemand, der diese Bedürfnisse erfüllte. Dabei war ich nie gedankenlos mit jemandem ins Bett gesprungen, sondern hatte meine Partner mit Bedacht ausgewählt, aber meist hatte ich mit Männern geschlafen, die meine lockere Einstellung teilten und sich mit ein paar heißen Nächten zufriedengaben, nach denen wir wieder befreundet waren, als wäre nichts passiert.
Matthew ließ keinen Zweifel daran, dass diese Tage und Nächte der Vergangenheit angehörten. Mit ihm würde es keinen schnörkellosen Sex geben – und anderen hatte ich noch nicht erlebt. Ich hätte genauso gut als Jungfer in die Ehe gehen können. Inzwischen verknüpften sich meine körperlichen Reaktionen immer inniger mit den tiefen Gefühlen, die ich für ihn empfand, so als würde er beides mit Fingern und Mund zu komplexen, quälend süßen Knoten verknüpfen.
»Wir haben alle Zeit der Welt.« Er strich mit den Fingerspitzen über die Innenseite meiner Arme und verwob dabei Liebe und körperliches Verlangen, bis sich mein ganzer Körper anspannte.
Matthew ging dazu über, mich mit der verzückten Konzentration eines Kartografen zu studieren, der sich am Gestade einer neuen Welt wiederfindet. Ich wollte es ihm gleichtun und seinen Körper genauso erforschen, wie er meinen erforschte, doch er drückte meine Handgelenke unerbittlich ins Kissen. Als ich mich wirklich zu beklagen begann, dass ich das unfair fand, brachte er mich schnell und effektiv zum Schweigen. Seine kühlen Finger tauchten zwischen meine Beine und berührten die einzigen Zentimeter meines Körpers, die bis dahin unerforscht geblieben waren.
»Matthew«, keuchte ich, »ich glaube nicht, dass das noch unter Bundling fällt.«
»In Frankreich schon«, widersprach er mir süffisant und mit einem frechen Funkeln in den Augen. Er ließ meine Handgelenke
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