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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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unserem Lesesaal erspähte ich wieder den Hexer im braunen Tweed. Still wie eine Statue beobachtete Miriam uns vom Mittelgang aus.
    »Sind Sie hier verantwortlich?«
    Er legte den Kopf zur Bestätigung schräg und sah mich abwartend an.
    »Ich bin Diana Bishop«, sagte ich und hielt ihm die Hand hin.
    »Peter Knox. Und ich weiß natürlich, wer Sie sind. Sie sind Rebeccas und Stephens Kind.« Er berührte meine Fingerspitzen mit seinen. Vor ihm lag ein Zauberbuch aus dem neunzehnten Jahrhundert, und daneben lagen aufgestapelt mehrere Referenzbücher.
    Der Name kam mir bekannt vor, trotzdem konnte ich ihn im Moment nicht einordnen, und es irritierte mich, die Namen meiner Eltern aus dem Mund dieses Hexers zu hören. Ich schluckte schwer. »Bitte ziehen Sie Ihre … Freunde aus der Bibliothek ab. Heute treffen die neuen Studenten ein, und denen wollen wir doch keine Angst einjagen.«
    »Wenn wir uns unter vier Augen unterhalten könnten, Dr. Bishop, könnten wir bestimmt zu einer Einigung gelangen.« Er schob die Brille auf der Nase nach oben. Je näher ich Knox war, desto intensiver spürte ich die Gefahr. Die Haut unter meinen Fingernägeln begann unheilverheißend zu prickeln.

    »Von mir haben Sie nichts zu befürchten«, sagte er betont sorgenvoll. »Dieser Vampir hingegen …«
    »Sie glauben offenbar, ich hätte etwas gefunden, das den Hexen gehört«, fiel ich ihm ins Wort. »Ich habe es aber nicht mehr. Falls Sie Ashmole 782 einsehen wollen, können Sie an der Theke einen Ausleihzettel ausfüllen.«
    »Sie verstehen nicht, wie komplex die Situation ist.«
    »Nein, und ich will es auch gar nicht verstehen. Bitte lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Äußerlich ähneln Sie sehr Ihrer Mutter.« Knox’ Blick tastete mein Gesicht ab. »Aber wie ich sehe, haben Sie auch etwas von Stephens Sturheit geerbt.«
    Wie immer, wenn andere Hexen über meine Eltern oder meine Familiengeschichte sprachen, spürte ich eine Mischung von Neid und Verunsicherung  – so als könnten sie dadurch auch mich kennen.
    »Ich werde es versuchen«, fuhr er fort. »Aber über diese Tiere habe ich keine Gewalt.« Er winkte in Richtung Mittelgang, von wo aus mir eine der Spukschwestern von neulich interessiert zusah. Ich zögerte kurz und ging dann direkt auf sie zu.
    »Bestimmt haben Sie unser Gespräch mitgehört und wissen, dass ich ohnehin von zwei Vampiren überwacht werde«, sagte ich. »Sie können gern hierbleiben, wenn Sie Matthew und Miriam nicht trauen. Aber bitte holen Sie doch die anderen Vampire aus dem Oberen Lesesaal.«
    »Hexen sind es eigentlich kaum wert, dass ein Vampir seine Zeit auf sie verschwendet, aber Sie stecken heute voller Überraschungen, Diana Bishop. Ich kann es kaum erwarten, meiner Schwester Clarissa zu erzählen, was sie verpasst hat.« Sie sprach in einem gelangweilten, affektiert lässigen Tonfall, der von einem makellosen Stammbaum und bester Erziehung zeugte. Sie lächelte, und ihre Zähne leuchteten im Zwielicht des mittelalterlichen Flügels auf. »Sie legen sich mit Knox an  – ein Kind wie Sie? Diese Geschichte wird mir kaum einer glauben.«
    Ich zwang mich, nicht mehr in ihr makellos reines Antlitz zu starren, und schaute mich nach einem bekannten Dämonengesicht um.

    Der Caffè latte liebende Dämon trieb sich bei den Computern herum, hatte einen Kopfhörer aufgesetzt und summte leise vor sich hin, obwohl das Ende des Kopfhörerkabels lose über seinen Schenkeln baumelte. Nachdem er die weißen Plastikscheiben von den Ohren gezogen hatte, versuchte ich ihm klarzumachen, wie ernst die Situation war.
    »Hören Sie, Sie können meinetwegen gern hier oben im Netz surfen. Aber unten gibt es ein Problem. Ist es wirklich notwendig, dass mich gleich zwei Dutzend Dämonen beobachten?«
    Der Dämon gluckste gutmütig. »Das werden Sie bald merken.«
    »Könnten Sie mich dann von weiter weg beobachten? Aus dem Sheldonian vielleicht? Oder dem White Horse?« Ich gab mich durchaus hilfsbereit. »Andernfalls werden sich die menschlichen Leser Fragen stellen.«
    »Wir sind nicht wie Sie«, sagte er verträumt.
    »Heißt das, dass Sie mir nicht helfen wollen oder dass Sie es nicht können?« Ich bemühte mich, nicht ungeduldig zu klingen.
    »Es ist dasselbe. Wir müssen es auch wissen.«
    Das war doch nicht zu fassen. »Jedenfalls wüssten es alle Bibliotheksbesucher zu schätzen, wenn Sie nicht so viele Plätze beanspruchen würden.«
    Miriam beobachtete mich immer noch. Ohne sie zu beachten, kehrte ich an

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