Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
besser«, sagte er beifällig. »Könntest du mir jetzt bitte Jareds rübergeben?«
    Ich zögerte und war kurz davor, nach dem Kissen unter meinem Kopf zu greifen - da sprang er auf, lehnte sich über mich und schnappte sich das andere Kissen. Ich seufzte wieder.
    Wir lagen eine Weile lang schweigend da und lauschten auf Docs leise pfeifende Schnarchgeräusche.
    »Docs Schnarchen ist ganz angenehm, oder?«, flüsterte Jamie. Ich gab ihm Recht. »Es wird dich nicht vom Schlafen abhalten.«
    »Bist du müde?«
    »Mhm.«
    »Oh.«
    Ich wartete darauf, dass er noch etwas sagte, aber Jamie schwieg.
    »Wolltest du noch was?«, fragte ich.
    Er antwortete nicht gleich, aber ich konnte spüren, wie er mit sich kämpfte, und wartete ab.
    »Wenn ich dir eine Frage stelle, würdest du mir die Wahrheit sagen?«
    Jetzt war ich es, die zögerte. »Vielleicht weiß ich die Antwort ja gar nicht«, sagte ich ausweichend.
    »Auf das hier schon. Als wir vorhin weggegangen sind … Jeb und ich … hat er mir ein paar Sachen gesagt. Sachen, die er so denkt, aber ich weiß nicht, ob er Recht hat.«
    Melanie war plötzlich sehr präsent in meinem Kopf.
    Jamies Flüstern war schwer zu verstehen, leiser als mein Atem. »Onkel Jeb glaubt, dass Melanie vielleicht noch lebt. Da drinnen mit dir, meine ich.«
    Mein Jamie, seufzte Melanie.
    Ich antwortete keinem von beiden.
    »Ich wusste nicht, dass das passieren kann. Kommt das manchmal vor?« Seine Stimme versagte und ich konnte hören, dass er mit den Tränen kämpfte. Er war niemand, der schnell weinte, und ich hatte ihn heute bereits zweimal dazu gebracht. Ein heftiger Schmerz durchbohrte meine Brust.
    »Ja, Wanda?«
    Sag es ihm. Bitte sag ihm, dass ich ihn lieb habe.
    »Warum antwortest du mir nicht?« Jetzt weinte Jamie wirklich, aber er versuchte, das Geräusch zu ersticken.
    Ich kroch aus dem Bett, quetschte mich in die Lücke zwischen der Matratze und der Matte und legte meinen Arm auf seine bebende Brust. Ich lehnte meinen Kopf an seine Haare und spürte seine warmen Tränen auf meinem Hals.
    »Lebt Melanie noch, Wanda? Bitte.«
    Er war wahrscheinlich nur ein Werkzeug. Der alte Mann könnte ihn sehr gut nur deswegen hergeschickt haben; Jeb war schlau genug, um zu erkennen, wie leicht Jamie meinen Panzer durchbrach. Möglicherweise wollte Jeb seine Theorie bestätigt haben und schreckte nicht davor zurück, den Jungen dafür zu benutzen. Was würde Jeb tun, wenn er die gefährliche Wahrheit kannte? Wozu würde er die Information verwenden? Ich glaubte nicht, dass er mir Böses wollte, aber konnte ich meinem Urteil trauen? Menschen waren hinterhältige, verräterische Wesen. Da es so etwas bei meiner Spezies nicht gab, war ich nicht in der Lage, ihre finsteren Pläne zu durchschauen.
    Jamie neben mir zitterte.
    Siehst du nicht, wie er leidet? Melanie weinte. Erfolglos versuchte sie meine Kontrolle zu durchbrechen.
    Aber ich würde es nicht auf Melanie schieben können, wenn es sich als Riesenfehler entpuppte. Ich wusste, welche von uns es war, die jetzt das Wort ergriff.
    »Sie hat dir versprochen zurückzukommen, nicht wahr?«, murmelte ich. »Würde Melanie je ein Versprechen brechen, das sie dir gegeben hat?«
    Jamie schlang die Arme um meinen Körper und klammerte sich eine ganze Weile an mich. Nach ein paar Minuten flüsterte er: »Ich hab dich lieb, Mel.«
    »Sie hat dich auch lieb. Sie ist so glücklich, dass du hier in Sicherheit bist.«
    Es war lange genug still, dass die Tränen auf meiner Haut trocknen konnten, wobei sie einen feinen, salzigen Film zurückließen. »Ist das immer so?«, flüsterte Jamie, als ich dachte, er schliefe schon längst. »Bleiben sie alle da?«
    »Nein«, sagte ich traurig. »Nein. Melanie ist etwas Besonderes.«
    »Sie ist stark und mutig.«
    »Allerdings.«
    »Glaubst du …« Er machte eine Pause und schniefte. »Glaubst du, dass Dad vielleicht auch noch da ist?«
    Ich schluckte, um den Kloß in meinem Hals weiter nach unten zu befördern. Es klappte nicht. »Nein, Jamie. Nein, das glaube ich nicht. Nicht so wie Melanie.«
    »Warum?«
    »Weil er die Sucher zu euch geführt hat. Besser gesagt, die Seele in ihm hat das getan. Dein Vater hätte das nicht zugelassen, wenn er noch da wäre. Deine Schwester hat mich nie sehen lassen, wo sich die Hütte befand - ich wusste ganz lange nicht einmal, dass du überhaupt existierst. Sie hat mich erst hierhergebracht, als sie sicher war, dass ich euch nichts tun würde.«
    Ich hatte zu viel preisgegeben. Erst als

Weitere Kostenlose Bücher