Seelen
Mal tagsüber hierhergekommen war. Einer anderen dunkelhäutigen Frau mit dicken Lippen und müden Augen war ich bereits in der Küche begegnet, zusammen mit den beiden schwarzhaarigen Kindern - vielleicht war sie deren Mutter? Jetzt kamen wir an Maggie vorbei - sie funkelte Jeb böse an und kehrte mir demonstrativ den Rücken zu - und an einem blassen, krank aussehenden Mann mit weißen Haaren, den ich ganz bestimmt noch nicht gesehen hatte. Dann trafen wir Ian.
»Hey, Jeb«, sagte er gutgelaunt. »Was hast du vor?«
»Den Boden auf dem Östlichen Feld umgraben«, grunzte Jeb.
»Brauchst du Hilfe?«
»Wäre schon angebracht, wenn du dich ein bisschen nützlich machen würdest«, knurrte Jeb.
Ian fasste das als Zustimmung auf und schloss sich uns an. Seine Augen in meinem Rücken verursachten mir Gänsehaut.
Wir kamen an einem jungen Mann vorbei, der nicht viel älter als Jamie sein konnte - sein dunkles Haar stand über seiner olivfarbenen Stirn ab, als wäre es Stahlwolle.
»Hey, Wes«, begrüßte Ian ihn.
Wes sah schweigend zu, wie wir an ihm vorbeigingen. Ian lachte über seinen Gesichtsausdruck.
Wir begegneten Doc.
»Hey, Doc«, sagte Ian.
»Ian.« Der Doktor nickte. Er trug einen großen Teigklumpen in den Händen. Sein Hemd war mit dunklem Mehl bedeckt. »Morgen, Jeb. Morgen, Wanda.«
»Morgen«, antwortete Jeb.
Ich nickte unbehaglich.
»Bis dann«, sagte Doc und eilte mit seiner Last weiter.
»Wanda, hm?«, fragte Ian.
»Meine Idee«, erklärte ihm Jeb. »Ich finde, es passt zu ihr.«
»Interessant« war alles, was Ian sagte.
Schließlich erreichten wir das östliche Feld, wo all meine Hoffnungen sich zerschlugen.
Hier waren mehr Leute als in den Gängen - fünf Frauen und neun Männer. Sie alle unterbrachen ihre Arbeit und schauten mich böse an.
»Kümmer dich nicht um sie«, raunte Jeb mir zu.
Indem er seinen eigenen Rat befolgte, ging er zu einem Haufen an der nächstgelegenen Wand, auf dem verschiedene Gerätschaften wild durcheinanderlagen, steckte das Gewehr in den Gurt, den er um die Taille trug, und griff nach einem Pickel und zwei Spaten.
Ich fühlte mich ausgeliefert, jetzt, wo er so weit weg war. Ian stand nur einen Schritt hinter mir - ich konnte ihn atmen hören. Die anderen starrten mich mit ihren Gartengeräten in der Hand weiterhin wütend an. Es entging mir nicht, dass man mit den Hacken und Pickeln, mit denen sie auf die Erde einhackten, auch problemlos auf einen Körper einhacken konnte. In einigen ihrer Gesichter meinte ich zu erkennen, dass ich nicht die Einzige war, die diesen Gedanken hatte.
Jeb kam zurück und reichte mir einen Spaten. Ich griff nach dem glatten, abgenutzten Holzgriff und spürte sein Gewicht. Nachdem ich die blutrünstigen Blicke der Menschen gesehen hatte, war es schwierig, ihn nicht als Waffe zu betrachten. Der Gedanke gefiel mir nicht. Ich bezweifelte, dass ich ihn als solche verwenden könnte, und sei es auch nur, um einen Schlag abzuwehren.
Jeb gab Ian den Pickel. Das scharfe, geschwärzte Metall wirkte in seiner Hand tödlich. Ich musste meine ganze Willenskraft aufbringen, um nicht aus seiner Reichweite zu fliehen.
»Lasst uns die hintere Ecke übernehmen.«
Wenigstens brachte mich Jeb an den am wenigsten bevölkerten Platz in der langgestreckten, sonnigen Höhle. Er ließ Ian die steinharte Erde vor uns zerhacken, während ich die Erdklumpen wendete und er hinter uns mit der Spatenkante die Brocken in nutzbaren Boden zerstach.
Als ich den Schweiß über Ians helle Haut rinnen sah - bereits nach wenigen Sekunden in der sengenden Hitze des Spiegellichts hatte er sein Hemd ausgezogen - und Jebs keuchenden Atem hinter mir hörte, war mir klar, dass ich die leichteste Aufgabe hatte. Ich wünschte, ich hätte etwas Anstrengenderes zu tun, etwas, das mich von den Bewegungen der anderen Menschen ablenkte. Jede Regung ließ mich zusammenzucken.
Ians Part konnte ich nicht übernehmen - mir fehlten die kräftigen Arme und Rückenmuskeln, um den harten Boden aufzubrechen. Aber ich beschloss, so viel wie möglich von Jebs Aufgabe zu erledigen und die Brocken in kleinere Stücke zu zerhacken, bevor ich weiterging. Es half ein bisschen - es hielt meine Augen beschäftigt und machte mich so müde, dass ich mich aufs Durchhalten konzentrieren musste.
Gelegentlich brachte uns Ian Wasser. Es gab eine Frau - klein und blond, ich hatte sie gestern in der Küche gesehen -, die offenbar die Aufgabe hatte, die anderen mit Wasser zu versorgen, aber sie
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