Seelen
informelle Lehrerin veränderte sich das Leben in den Höhlen erneut.
Die Küche war wie immer voll. Jeb und Doc waren die Einzigen, die außer den üblichen beiden fehlten. Auf dem Tresen neben mir stand ein Blech mit dunklen, teigigen Brötchen, die zu ihrer doppelten Größe aufgegangen waren. Sie warteten darauf, in den Ofen geschoben zu werden, sobald das Blech darin fertig war. Trudy sah alle paar Minuten hinein, um sicherzugehen, dass nichts anbrannte.
Ich versuchte oft Jamie dazu zu bringen, das Reden für mich zu übernehmen, wenn er die Geschichte gut kannte. Es gefiel mir zu sehen, wie die Begeisterung sein Gesicht zum Strahlen brachte und wie er mit seinen Händen Bilder in die Luft malte. An diesem Abend wollte Heidi mehr über die Delfine wissen, also bat ich Jamie, ihre Frage so gut er konnte zu beantworten.
Die Menschen klangen immer traurig, wenn sie nach unserem neuesten Wirt fragten. In den Delfinen spiegelte sich für sie ihre eigene Situation in den ersten Jahren der Besetzung wider. Heidis dunkle Augen, die unter ihrem weißblonden Pony irritierend wirkten, waren voller Mitleid, als sie ihre Fragen stellte.
»Sie sehen eher wie riesige Glühwürmchen aus als wie Fische, stimmt’s, Wanda?« Jamie wollte sich fast alles, was er sagte, von mir bestätigen lassen, wartete meine Antwort allerdings nie ab. »Sie sind aber ganz ledrig mit drei, vier oder fünf Paar Flügeln, das hängt davon ab, wie alt sie sind, stimmt’s? Sie fliegen also praktisch durchs Wasser - das leichter ist als das Wasser hier, weniger dicht. Sie haben fünf, sieben oder neun Beine, abhängig von ihrem Geschlecht, stimmt’s, Wanda? Es gibt drei verschiedene Geschlechter. Sie haben echt lange Hände mit starken, kräftigen Fingern, die alle möglichen Sachen bauen können. Sie errichten Unterwasserstädte aus harten Pflanzen, die dort wachsen, eine Art Bäume, aber doch anders. Sie sind nicht so weit einwickelt wie wir, stimmt s, Wanda? Sie haben nie Raumschiffe oder Telefone zur Kommunikation erfunden. Die Menschen waren fortschrittlicher.«
Trudy holte das Blech mit den fertigen Brötchen aus dem Ofen und ich bückte mich, um die nächste Ladung aufgegangener Teigstücke in das heiße, rauchende Loch zu schieben.
Während ich schwitzend vor dem Feuer hockte, hörte ich so etwas wie Aufruhr außerhalb der Küche, der von irgendwoher in den Höhlen durch den Gang bis hier zu hören war. Mit all den Echos und der seltsamen Akustik hier unten war es schwierig, Entfernungen abzuschätzen.
»Hey!«, rief Jamie hinter mir und ich drehte mich gerade rechtzeitig um, dass ich noch einen Blick auf seinen Hinterkopf werfen konnte, als er aus der Tür stürmte.
Ich erhob mich aus der Hocke und wollte ihm instinktiv folgen.
»Warte«, sagte Ian. »Er kommt gleich wieder. Erzähl uns noch etwas von den Delfinen.«
Ian saß auf dem Tresen neben dem Ofen - ein heißer Platz, den ich mir nicht ausgesucht hätte -, wodurch er mir nah genug war, um die Hand nach meinem Handgelenk auszustrecken. Mein Arm zuckte bei der unerwarteten Berührung zurück, aber ich blieb, wo ich war.
»Was ist da draußen los?«, fragte ich. Es war immer noch so etwas wie ein Wortwechsel zu höhren, und mir schien es, als könnte ich Jamies aufgeregte Stimme heraushören.
Ian zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Jeb vielleicht …« Er zuckte erneut mit den Schultern, so als würde es ihn nicht genug interessieren, um sich die Mühe zu machen, eine Erklärung dafür zu finden - aber ich sah eine Anspannung in seinem Gesicht, die ich nicht deuten konnte.
Ich war sicher, dass ich es früh genug erfahren würde, also zuckte ich ebenfalls mit den Schultern und begann die unglaublich komplexen Familienstrukturen der Delfine zu erklären, während ich Trudy dabei half, die warmen Brötchen in Plastikbehälter zu stapeln.
»Sechs der neun … Großeltern sozusagen bleiben traditionellerweise während der ersten Entwicklungsphase bei den Larven, während die drei Eltern mit ihren Großeltern an einem neuen Flügel der Familienbehausung arbeiten, den die Jungen dann bewohnen, sobald sie mobil sind«, erklärte ich, den Blick wie immer eher auf die Brötchen in meinen Händen als auf meine Zuhörer gerichtet, als ich ein Keuchen vom anderen Ende des Raums hörte. Ich fuhr automatisch mit meinem nächsten Satz fort, während ich meinen Blick über die Menge schweifen ließ, um zu sehen, wen ich so irritiert hatte. »Die übrigen drei Großeltern sind
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