Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenband

Seelenband

Titel: Seelenband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
Vom Netzwerk:
sie hindurch. Er wollte ihr hinterher rufen, dass sie ein Taxi nehmen sollte, auf keinen Fall sollte sie in dieser Verfassung Auto fahren oder zu so später Stunde zu Fuß gehen, doch er fürchtete, dass jeder Rat, den er ihr gab, den gegenteiligen Effekt zur Folge haben würde.
Mit einem Seufzen griff er ebenfalls nach seiner Jacke, schnappte sich den Hausschlüssel und lief ihr leise hinterher.

Zum Glück hatte sie das Auto stehen lassen. Ob aus Vorsicht oder weil sie es einfach vergessen hatte, konnte John nicht sagen. Sie rief sich jedenfalls auch kein Taxi. John folgte ihr unauffällig durch die dunklen Straßen, bereit, jederzeit einzugreifen, sollte ihr jemand etwas Böses wollen.
Als sie ihr Wohnhaus erreichte, zögerte er. Sollte er ihr einige Minuten gönnen, um sich zu beruhigen, oder sollte er ihr direkt hinein folgen? Er lauschte in sie hinein. Sie fühlte sich von ihm hintergangen, enttäuscht. Ein Teil von ihr glaubte ihm noch immer nicht. Aber das vorherrschende Gefühl war Angst. Wenn er jetzt mit ihr zu reden versuchte, bevor sie die Gelegenheit hatte, zumindest ein wenig zu sich zu kommen, würde er alles wohl nur noch schlimmer machen.
John lehnte sich gegen die Hauswand und schloss die Augen. Er konzentrierte sich auf das starke emotionale Band, das ihn nun mit Valerie verband, und tauchte in das Chaos ihrer Gefühle ein. So gerne hätte er ihr dabei geholfen, aber im Augenblick gab es leider nichts, was er für sie tun konnte.

Valeries Finger zitterten so stark, dass sie Schwierigkeiten hatte, ihre Wohnungstür aufzuschließen. Immer wieder warf sie dabei ängstliche Blicke über die Schulter, doch von John - oder wie auch immer er wirklich hieß - war zum Glück nichts zu sehen. Endlich rastete der Schlüssel ein und das Schloss klickte. Erleichtert riss Valerie die Tür auf, huschte schnell hindurch und knallte sie hinter sich zu. Dann verriegelte sie das Türschloss. Das alles kam ihr so unwirklich vor.
Valerie lachte hysterisch auf und lief in die Küche. Sie brauchte dringend etwas Hochprozentiges. Sie fand den Rum, den sie seit irgendeiner Silvesterparty im Schrank stehen hatte, und goss sich etwas davon in ein Glas. Mit einem Ruck kippte sie ihn herunter und verzog angewidert das Gesicht. Aber zumindest brannte die Flüssigkeit heiß in ihrer Kehle und das unkontrollierte Zittern in ihrem Körper ließ ein wenig nach.
Valerie goss sich noch einen Schluck ein und ging mit dem Glas ins Wohnzimmer, wo sie sich mit einer Decke in ihren Lieblingssessel kuschelte.
Sie dachte an John und Tränen wallten plötzlich in ihren Augen auf. Der Abend war so wunderschön gewesen. Sie hatte sich ihm so nah gefühlt. Sie war so sicher gewesen, dass er ihre Gefühle erwiderte. Er hätte es sein können. Der Eine, der Richtige. Der für den Rest ihres Lebens. Doch er hatte sie bloß getäuscht, sie nie gewollt, sie nur ausgenutzt.
Aber wofür? fragte sie sich verwirrt. Was konnte er bloß von ihr gewollt haben? Sie konnte einfach nicht daran glauben, dass das alles nur ein perverser Spaß gewesen sein sollte.
Es ergab einfach keinen Sinn. Kein Bauchnabel! Pah! Valerie schüttelte entrüstet den Kopf und nahm einen kleinen Schluck Rum. Jeder Maskenbildner würde so etwas hinkriegen, aber wozu? Sie starrte lange in die Dunkelheit des Zimmers und ihre Gedanken rasten. Doch eine zufrieden stellende Antwort auf diese Frage konnte sie nicht finden.
Letztendlich gab es nur zwei Alternativen: entweder hatte er einen wirklich kranken Sinn für Humor oder er hatte ihr die Wahrheit gesagt. Valerie schauderte. Sie war sich nicht sicher, was besser wäre.
Es war ja nicht so, dass sie glaubte, die Menschen wären die einzige intelligente Rasse im Universum. Dafür war das Universum zu groß und sie hatte zu viele Science Fiction Romane gelesen, um an diesen überheblichen Irrsinn, dem noch immer viele Menschen anhingen, glauben zu können. Aber auf einer abstrakt-rationalen Ebene zu wissen, dass es grundsätzlich außerirdische Lebensformen gab und plötzlich einen vor sich zu haben, nein, schlimmer, sich in einen zu verlieben, waren zwei völlig verschiedene Dinge. Frustriert vergrub Valerie ihren Kopf in den Händen. Denn daran, dass sie in ihn verliebt war, noch immer und trotz Allem in ihn verliebt war, gab es keinen Zweifel. Ob Mensch oder nicht, sie wollte ihn bei sich haben.
Aber was, wenn er böse war? Wenn er die Erde erobern, die Menschen versklaven wollte? Er hatte Recht, sie wusste rein gar nichts über

Weitere Kostenlose Bücher