Seelenbrand (German Edition)
ist abenteuerlustig und besessen von ihrer Neugier ... aber Geduld hat sie keine. » Hier!« Er hielt ihr die Lampen hin. »Du brauchst sie nur einen Moment festzuhalten. Und wenn du es noch nicht gemerkt haben solltest ...«, er deutete vorsichtig nach unten, »wir stehen schon wieder in Petroleum! Wenn du die Dinger fallen läßt ...«
»Gib schon her!« Sie riß ihm ungeduldig die Laternen aus den Händen. »Ich bin doch nicht blöd! Ich hänge genauso an meinem Leben ... wie du!«
»Ach ja?« lächelte er provozierend süßlich, während er sich mit seiner Schulter gegen die Steinwand stemmte. »Gibt es einen besonderen Grund dafür?«
»Vielleicht solltest du dich erst mal dieser Tür widmen!« Siehob ihre Nase und sah in eine andere Richtung. »Männer lassen sich viel zu leicht durch ... gewisse Dinge ... ablenken.«
»Gewisse Dinge?« wiederholte er vielsagend und verzog vor Anstrengung sein Gesicht, als das bewegliche Mauerstück schließlich doch noch mit einem Knarren nachgab. »Wie bist du überhaupt von der anderen Seite durch diese Tür gekommen?«
»Sie stand offen!«
»Hm? Na ist ja auch egal! Die Hauptsache ist ja, daß du wieder da bist!« Er nahm die Laternen an sich und durchschritt als erster die steinerne Passage.
»Warum?« Marie folgte ihm in den engen Gang. »Hast du dir etwa Sorgen um mich gemacht?«
»Och ...«, log er, »... als du plötzlich verschwunden warst, hab’ ich mir schon gedacht, daß du wieder etwas angefaßt hast ... sieh mal hier!«
Sie betraten einen kleinen Raum, offensichtlich eine weitere Begräbnisstätte.
»Gib mir mal eine Laterne!« Marie streckte ihre Hand aus.
Erst nachdem er sich mit einem kurzen Rundblick davon überzeugt hatte, daß sie nicht schon wieder inmitten eines explosiven Arsenals standen, reichte er ihr mit einem breiten Grinsen die Lampe.
»Denk daran! Es waren deine Streichhölzer und deine Unachtsamkeit, die uns beim letztenmal in die Luft gesprengt haben!« sagte sie schnippisch und antwortete mit einem noch breiteren Grinsen.
Pierre hatte sich schon wieder der schweren Geheimtür zugewandt. »Wenn diese Tür offengestanden hat, als du in der letzten Nacht hier unten warst ... und sie jetzt verschlossen war ... heißt das doch wohl, daß hier jemand in der Zwischenzeit herumgeschlichen ist, oder?«
»Meinst du etwa ... Severin?«
»Nein, nein!« er winkte ab. »Der Arme ist völlig harmlos. Ehrlich gesagt ... habe ich diesen schleimigen Monsignore aus dem Nachbardorf in Verdacht! Er ist auffällig klein ... dann diese Sache mit der Alraune, die nur noch auf seinem Friedhof wächst ...«
»Abbé Fabrizi? Warum sollte er das tun?«
»Tja? Du hast doch gesagt, daß er sich bis zu einem bestimmtenZeitpunkt ganz gut mit unserem alten Abbé verstanden hat und dann ... plötzlich nicht mehr auftauchte.«
Knack!
»Was war das?« Marie zuckte zusammen.
»Ein Knochen!« Pierre leuchtete vor seine Füße. »Paß auf, hier liegen noch mehr herum. Wir befinden uns schon wieder in einer Krypta. Dieses ganze Knochenzeug«, er schüttelte sich, »alles unter meinem Pfarrhaus.« Der kleine, höhlenartige Raum war unübersichtlich. Nischen und Ecken wohin man sah. Der Boden sandig und von Skelettresten übersät.
»Sieh mal hier!« Marie leuchtete um eine Felsenecke herum. »Hier liegen sie schon in mehreren Schichten übereinander.«
»Hier auch!« Pierre hatte seinen Kopf in eine andere Nische gesteckt. »Ich möchte wissen, was es an diesem Ort so Besonderes gibt, daß sich jeder danach gedrängelt hat, hier begraben zu werden. Ich hab’ dir doch erzählt«, er ging weiter und warf einen kurzen Blick hinter den nächsten Vorsprung, »daß sie sogar in den Wänden der Kirche hinter dem Kreuzweg aufgestapelt sind.«
»Ist das nicht seltsam?« Sie kam zu ihm herüber. »Wenn dieses hier ein schrecklicher Ort sein soll, wie es oben am Kirchenportal steht, warum haben sich dann sogar diese frommen Ritter hier unten bestatten lassen?«
»Wo liegt überhaupt der ... Verblichene ... dem du das Gold abgenommen hast? Ich sehe hier nirgendwo Steinsarkophage.«
»Es war in einer anderen Kammer! Da hinten muß irgendwo der Gang sein, durch den ich gekommen bin.« Sie ging leuchtend voran. »Außerdem hab’ ich nicht so genau hingesehen. Ich hab’ jeden Tunnel genommen, den ich kriegen konnte ...« Sie blieb stehen. »Hm? Bin ich nun durch diesen ... oder durch den da ... gekommen? Und da ist ja noch einer!«
»Und wenn wir den hier drüben auch
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