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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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›Hinabgeschleudert zur Unterwelt ist deine Pracht samt deinen klingenden Harfen. Auf Würmer bist du gebettet, Maden sind deine Decke. Ach, du bist vom Himmel gefallen, du strahlender Sohnder Morgenröte. Zu Boden bist du geschmettert ...‹, hier fehlt was ... aber hier geht’s weiter: ›... Du aber hattest in deinem Herzen gedacht: Ich ersteige den Himmel, dort oben stelle ich meinen Thron auf, über den Sternen Gottes ... ich steige weit über die Wolken hinauf, um dem Höchsten zu gleichen. Doch in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen, in die äußerste Tiefe.‹« Sein Mund wurde trocken.
    Marie riß sich die Hand vors Gesicht. »Das ist doch ...«, flüsterte sie, »ein Bericht über die Rebellion Luzifers und der darauffolgenden Schlacht in den sieben Himmeln!«
    Pierre nickte. »Das scheint mir auch so.«
    Sie schwiegen.
    »Aber ich dachte«, er stellte die Figur zurück in die Nische, »daß du diesen Quatsch nicht glaubst, den Severin erzählt hat?«
    »Ja ... aber es ist doch ein himmelweiter Unterschied«, ereiferte sie sich, »ob unser lieber ... aber verwirrter Bruder ... glaubt«, sie fuchtelte herum, »daß wir mit dem Teufel auf der Erde leben ... oder ob dieser Jesaja aus der Bibel zu uns spricht! Der wußte doch bestimmt viel mehr ... als Severin!«
    »Ich hab’ dir ja gleich gesagt ...«, Pierre war schon zur nächsten Nische hinübergegangen, »... du solltest diese, zugegeben wilde Geschichte von der Hölle auf Erden, nicht so einfach als Quatsch abtun. Bisher gibt es meiner Ansicht nach nichts – und ich habe als Pfarrer schon viel Leid gesehen –, was uns der Lösung aller unserer Fragen näher brächte, als diese einfache Erklärung.« Er hob die verstaubte Figur heraus. »Es ist kein Zeichen von Dummheit ... wenn man es als erster wagt ... über den Horizont des Alltäglichen hinauszusehen.« Er hielt die Statuette ins Licht. »Hier steht ... Johannes !«
    Marie kam eilig zu ihm herüber. »Sieh mal nach«, sie war schon wieder kurz davor, ihm das kleine Ding aus den Händen zu nehmen, »ob da auch ein Papier drinsteckt!«
    Mit einem kräftigen Ruck löste er die kleine Bodenplatte des Sockels, und das gerollte Etwas fiel heraus auf den Boden. Ehe er sich versah, hatte sie das kleine Röllchen schon aufgehoben und in aller Eile geöffnet.
    »›Da entbrannte im Himmel ein Kampf.‹« Ihre Stimme bebte. Allmählich schien auch sie zu begreifen, welcher ungeheuerlichen Wahrheit sie auf die Spur gekommen waren. »›Michaelund seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften ... aber sie konnten sich nicht lange halten, und sie verloren ihren Platz am Himmel. Er wurde gestürzt ... der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt, und der die ganze Welt verführt ... Der Drache wurde auf die Erde gestürzt ... und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen.‹« Sie hüstelte. »›Darum jubelt ihr Himmel und alle, die darin wohnen ... Weh aber euch, Land und Meer! ... Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen!‹«
    Ihre Worte verhallten ... und die Erde – in deren Bauch sie hier steckten – hielt den Atem an.
    »Die Offenbarung des Johannes«, sagte er leise.
    »Was hat das hier nur zu bedeuten?« sie flüsterte und ging zur nächsten Figur hinüber.
    »Allmählich geht mir ein Licht auf. Aber laß uns erst mal sehen, was in der nächsten Statue verborgen ist! ... Was ist denn das für ein Ding?«
    Marie hatte das ungewöhnliche Geschöpf schon in der Hand und beäugte es von allen Seiten. »Das ist Anubis!« wisperte sie.
    »Wer?«
    »Anubis!«
    Er dachte kurz nach. »Kenn’ ich nicht! Aber warum hat der denn einen Hundekopf?«
    »Psst!« Sie legte einen Finger auf ihre Lippen. »Beleidige ihn nicht!«
    Waaas? Soviel Ehrfurcht hatte sie ja nicht mal in seiner Kirche da oben gezeigt.
    »Das ist der ägyptische Totengott!« Schnell stellte sie das seltsame Ding wieder zurück. »Der Beschützer der Grabstätten. Er hat die Gestalt eines Menschen ... und den Kopf eines Schakals!«
    »Dann lag ich mit dem Hundekopf doch schon gar nicht so schlecht!«
    »Psst! Psst! Wie kannst du nur!« Sie war außer sich. »Wie kann man denn nur so respektlos sein?«
    Wenn es um Archäologie ging, war sie in ihrem Element ... und duldete keine laienhaften Äußerungen oder Kommentare. Naja! Aber er wollte jetzt keinen Streit provozieren und nahm diesen Totenwächter deshalb ohne weitere dumme Bemerkungen wieder aus der Nische.
    »Ich

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