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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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finde, wir sollten hören, was er uns zu sagen hat, findest du nicht?«
    Marie war noch unschlüssig, aber Pierre öffnete zügig das im Sockel angebrachte Fach, denn er ahnte, was dort zu lesen war. » ›...hört was dort im Buch der Toten geschrieben steht ... erhoben sich die abtrünnigen Kinder der sieben Himmel gegen ihren Vater Re, den Herrscher über alle Himmel und die Sonne ... die Schlacht in den Wolken ...‹«, er setzte ab. »Mehr kann ich von diesem Geschmiere zwar nicht lesen ...«, Pierre atmete tief ein, »... aber um die Menschheit scheint es ja noch schlechter zu stehen, als ich gedacht habe.«
    »Warum?« flüsterte sie.
    »Bis gerade«, er war wirklich bis ins Mark hinein erschüttert, »hatte ich noch die Hoffnung, daß diese Sache mit der Hölle auf unserer Erde ... vielleicht nur die verschrobene Idee der Katharer war ... aber das hier ...«, er hielt ihr die Figur unter die Nase, »... dein schakalköpfiger Freund von den Pharaonen ... er hat die Sache grundlegend verändert. Aber ... wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen!«
    Ehe sie etwas sagen konnte, hatte er ihr Anubis in die Hand gedrückt und durchquerte das Rund der Halle, hinüber auf die andere Seite, nahm dort zwei Statuen aus ihren Nischen und kam zu ihr zurück. »Dann wollen wir doch mal sehen«, er drehte die kleinen Gestalten hin und her, »was wir hier haben!«
    Marie kicherte. »Guck mal! Die hier hat ja sogar ein Baströckchen an! Und einen Speer!«
    »Blödsinn!« entfuhr es ihm, und er holte die Fackel aus der Halterung, um die, zugegeben besonders detailreiche Bronzefigur einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Es verschlug ihm fast die Sprache. »Ich werd’ verrückt ... Baströckchen ... und Speer! Das gibt’s doch gar nicht!«
    »Hab’ ich ja gleich gesagt!« mischte sich Marie in seine Gedanken.
    »Hm? ... So ein Ding hab’ ich zum letztenmal als Dekoration in einem Kolonialwarenladen gesehen. Es stand damals in einem Korb ... mit Kaffee- oder Kakaobohnen ... ich weiß es nicht mehr genau.« Er rieb sich versunken am Ohr. »Aber das war noch in meiner Kindheit!«
    »Und warum steht dieser Kleine – zweckentfremdet – jetzt hier unten?« rätselte sie.
    »Ich nehme an ... weil er uns etwas sagen will. Oder besser gesagt, derjenige, der das alles hier unten aufgebaut hat.« Er blickte in das gespenstische Rund. »Vielleicht war es unser alter Abbé? Jede Statue, die hier steht ... enthält ihre Legende über den Krieg in den sieben Himmeln ... Aber was das Unglaublichste ist ...«, ihm wurde heiß, »... sie stammen alle aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen. Er muß in aller Welt gezielt nach dieser einen Geschichte gesucht haben ... nach dieser einen Erzählung ... die alle Menschen verbindet ... egal welcher Religion sie angehören.«
    »Er war oft auf Reisen!«
    »Und wenn ich mir diese Unmengen von Transportkisten ansehe, die überall herumliegen ... auf dem Dachboden der Villa lag sogar eine aus Bombay ...«
    »Meinst du, der Abbé war sogar in Indien?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Er hatte wahnsinnig viel Geld. Aber vielleicht hat er auch andere angeheuert, die für ihn nach den alten Legenden suchen sollten. Ortskundige, die für ihn die Bibliotheken aufsuchten ... es wäre alles denkbar.«
    »Und die haben ihm dann aus aller Welt diese Kisten geschickt?«
    »Möglich wär’s. Um die Figuren kann es nicht gegangen sein«, er reichte ihr den kleinen Mann mit dem Baströckchen, »oder hältst du sie für besonders wertvoll?«
    Mit kritischem Kennerblick beäugte sie kurz das kuriose Objekt. »Archäologisch gesehen ist es ohne Bedeutung. Genau wie diese Statue von Jesaja ... oder dem ägyptischen Totengott Anubis. Sie sind allesamt wertlos!«
    »Sieh mal an! Da kann man doch mal sehen, wozu ein Studium alles nützlich sein kann!«
    »Hier auf dem Sockel steht noch etwas! ... T a n e ... Hm?« Sie verzog das Gesicht. »Kenn’ ich nicht!«
    »Ich auch nicht! Aber hier«, er zeigte auf eine andere Stelle des Sockels, »steht noch mehr.« Er verdrehte den Hals, um besser lesen zu können. »M a o r i ... Neuseeland ... Südsee!«
    »Aha! Daher auch das Baströckchen!« kicherte Marie. »Kaum vorstellbar, daß es einen Ort gibt, an dem es so warm ist, daß man ständig so herumlaufen kann!«
    »Südsee?« Pierre rieb sich am Ohr und überlegte. »Irgendwannhab’ ich doch schon mal was darüber gelesen ... Puuh! ... Das ist aber schon ewig her ... Ach!« Er schnippte mit den Fingern.

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