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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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angezündet, obwohl wir doch abgesprochen haben ...
    »Aua! Du brauchst mich gar nicht so zu kneifen!«
    Pierre ließ seine Arme sinken. Es war ja ohnehin zu spät, um sie zurückzupfeifen.
    »Sie haben uns belogen!« meckerte sie.
    Nur weiter so! Sie arbeitete gerade fleißig an ihrer beider Untergang!
    »So?« Von Rittenberg antwortete mit dieser fremden und sehr furchteinflößenden Stimme.
    »Alles was Sie uns über Jesus Christus und sein Leben erzählt haben ... war eine Lüge ... nicht? All diese Daten ... wie wollen Sie diese überhaupt herausgefunden haben?«
    »Sagen Sie es mir!« Von Rittenberg, oder was immer da vor ihnen stand, grinste plötzlich von einem Ohr bis zum anderen. Er hatte es zuvor noch nie fertiggebracht, seinem Gesicht eine natürliche Mimik zu verleihen und jetzt das ... und dazu noch diese tiefe, knurrende Stimme.
    »Sie haben nur versucht ... uns mit diesen unglaublichen Geschichten ... aus dem Leben Jesu Christi ... irrezuleiten!« meckerte sie unermüdlich weiter.
    Geht es denn noch schlimmer? Gleich nimmt der Spinner bestimmt seine Waffe ... aber sie will es ja nicht anders ...
    »So?« Der grinsende Zwerg mit der gewaltigen, tosenden Stimme bleckte die Zähne ... als plötzlich das Licht in der Krypta zu flackern begann. Alle Laternen verdunkelten sich im selben Augenblick, um dann wieder – so als wäre nichts geschehen – ihr helles Licht auszusenden. Von Rittenberg richtete sich auf und ließ Marie einfach links liegen. Er hatte scheinbar kein Interesse, das Wortgefecht mit ihr weiterzuführen. Sein Blick wanderte über die Wand zu seiner Rechten, auf der sein eigener Schatten zu sehen war. Er wandte sich in dessen Richtung und begann in einer fremden, grollenden Sprache zu reden.
    »Der Verrückte unterhält sich gerade mit seinem eigenen Schatten!« flüsterte Marie, die bei Lage der Dinge ganz froh war, jetzt auf Pierres Schoß zu sitzen und nicht allein auf der Kiste da hinten, die in Reichweite des Irren stand.
    »Mit einem Schatten ... der mindestens drei Köpfe größer ist als er selbst?« zischte Pierre zurück. Marie bekam eine Gänsehaut und sah ihn ratlos an.
    Das Licht flackerte erneut, während sich dieser seltsame Zwerg immer noch mit seinem Schatten beschäftigte.
    »Was bedeutet denn das ... wenn sein Schatten größer ist als er selbst?« Weiter kam sie nicht.
    »Wie viele Menschen kennst du, die zwei Schatten haben?« unterbrach er sie und deutete auf die andere Wand, auf der sich, entgegen aller Naturgesetze, eine weitere dunkle Figur abzeichnete.
    Von Rittenberg wandte sich nun diesem zweiten Schatten zu, aber ohne daß sich der erste auf der Wand bewegte ... so wie es die Naturgesetze eigentlich vorgeschrieben hätten.
    »Da ist noch einer«, flüsterte sie und deutete mit dem Kopf in eine Ecke.
    »Und wenn wir den da hinten noch mitzählen ...«, Pierre stockte der Atem, »... dann sind es vier!«
    »Mir ist eiskalt!« hauchte sie.
    »Mir auch!«
    Von Rittenberg redete immer noch in dieser fremdartig klingenden Sprache. Plötzlich konnten sie aber einige Brocken aufschnappen, als er in ihre Richtung sah. »Habt ihr im Pfarrhaus nachgesehen?«
    »Meint der uns?« Unsicher rutschte Marie auf Pierres Schoß hin und her.
    »Und bei diesem Bruder?« Von Rittenberg wandte sich an den anderen Schatten ... und von da ab verstanden sie nichts mehr. Es war nur ein Knurren und Grollen, das an ihre Ohren drang.
    »Der spielt doch nur Theater, oder?« aufgeregt rüttelte sie an Pierres Arm. »Und diese Sache mit den Schatten ... ist doch wohl nur ein Bühnentrick?«
    Pierre atmete tief durch.
    »Nun sag schon!« nervte Marie mit einem unüberhörbaren Zittern in ihrer Stimme.
    »Er hat gerade vor unseren Augen ... so ziemlich die Hälfte aller Naturgesetze außer Kraft gesetzt ... die es gibt!« flüsterte er zurück, während er von Rittenberg bei seiner Unterhaltung mit den Schatten beobachtete, deren Silhouetten sich deutlich voneinander unterschieden.
    »Was soll das heißen?« fragte sie kleinlaut.
    »Ich glaube ...«, Pierre zögerte mit der Antwort, »... ich mache gerade die beängstigendste Erfahrung meines Lebens!«
    Marie schluckte. Ihr Mut war wohl gerade um die nächste Eckeauf Nimmerwiedersehen davongezischt. Sie legte sich die Hand vor die Augen. »Kann es sein, daß wir träumen?« jammerte sie leise.
    »Ha, ha, ha!« brauste eine Stimme hinter ihnen, die sie hochjagen ließ. Die Laternen flackerten und alle Schatten waren wieder verschwunden. Alle

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