Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
Art, die ihr einfiel, aus dem Schlaf zu schrecken, als er von selbst die Augen öffnete.
»Du beobachtest mich ja schon wieder«, sagte er lächelnd.
Ihre Absicht, sich diesmal nicht auf eine endlose Debatte einzulassen, stand nach wie vor.
Ich werde mich nicht von ihm bezirzen lassen.
»Ich will Antworten«, sagte sie hart.
»Auf welche Fragen?«
»Auf all deine schmutzigen kleinen Geheimnisse!«
Der Anflug eines Grinsens huschte über Aleksanders Gesicht und Mia sah ihm an, wie sehr er sich zusammenreißen musste, um nicht in Gelächter auszubrechen.
Mia hätte vor Wut wegen ihrer unglücklichen Formulierung kotzen können. Zornig funkelte sie ihn an.
Du verdammter, bescheuerter, riesengroßer…
Doch Aleksander unterbrach ihre geistigen Eskapaden ins Reich der wüsten Beschimpfungen und Verfluchungen.
»Ich glaube kaum, dass deine Lebenszeit dazu ausreicht, dir dies alles zu offenbaren. Und um ehrlich zu sein, sind einige davon auch nicht ganz jugendfrei.«
»Ersteres hängt wohl ganz von dir und deinem Bruder ab«, sagte Mia erbost.
»Und zweiteres interessiert mich sowieso einen Dreck!«
Doch diesmal blieb Aleksander ernst.
»Ich will dir nichts Böses«, sagte er eindringlich.
»Ach nein? Was ist mit Hanna? Was wollte dein Bruder von mir? Was wollt ihr beide von mir?«
Ein gequälter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.
»Ich kann dir deine Fragen nicht beantworten, Mia. Aber ich bitte dich trotzdem darum, mir zu vertrauen.«
»Nenn mir einen plausiblen Grund, warum ich das tun sollte.«
»Weil …« Aleksander brach ab, um nach den richtigen Worten zu suchen.
»… weil ich dich mag, Mia. Sehr sogar.«
Sie antwortete ihm nicht.
Verzweifelt hob Aleksander die Hände und schaute sie aus traurigen Augen an. »Spürst du denn nicht, dass ich es ernst meine. Fühlst du nicht, was ich für dich empfinde?«
Stumm wie ein Fisch saß sie vor ihm.
Aleksander legte zwei Finger unter ihr Kinn, hob es sachte an und zwang sie somit, ihm in die Augen zu blicken, in denen sich das Mondlicht spiegelte.
»Mia, ich merke genau, wie deine Blicke mich suchen. Als ich dich im Park küsste, fühlten sich deine Lippen weich und nachgiebig an. Da war nichts von Kälte und Abneigung zu spüren. Ich sehe in deinen Augen, dass du an mich denkst. Immerzu!«
»Da täuscht du dich aber gewaltig«, brachte Mia mit heiserer Stimme hervor.
»Du warst eifersüchtig auf Dana. Und..« Aleksanders Mund begann auffällig zu zucken.
»… du beobachtest mich beim Schlafen.«
Mia hätte ihn dafür erwürgen können, dass er sie, so offensichtlich schadenfroh, daran erinnerte.
»Was soll ich tun, damit ihr mich in Ruhe lasst.«
»Bleib an meiner Seite.«
»Für wie lange?«
»Für solange, wie ich es als richtig empfinde.«
Mia stieß kopfschüttelnd die Luft aus ihrer Lunge.
»Aber du wirst mir nicht sagen, wieso, habe ich recht.«
Aleksanders Antwort war ein seichtes Lächeln, das jedoch seine Augen nicht erreichte.
»Aber wieso? Wieso, Aleksander, sagst du mir nicht, was Sache ist«, schrie Mia verzweifelt.
»Ist dein Bruder ein durchgeknallter Massenmörder, der Mädchen anlockt, um ihnen anschließend den Garaus zu machen?«
Aleksander drehte den Kopf zur Seite und blieb stumm.
»Ich habe also recht«, stellte Mia sachlich fest. Und wunderte sich über sich selbst, wie sie so derart cool bleiben konnte.
»Dein Bruder ist ein Mädchenkiller und du hast nicht so viel Anstand und Rückgrat, ihn bei der Polizei zu verpfeifen. Aus dem … lass mich raten … einen Grund. So nach dem Motto: Blut ist dicker als Wasser.«
Aleksander senkte den Blick und schüttelte den Kopf.
Mias Stimme war mittlerweile zu einem schrillen Kreischen angeschwollen.
»Scheiß auf die Familienehre, Aleksander. Es geht um Menschenleben. Um schlagende Herzen. Es geht um Mord. Kapierst du das nicht?«
Mia rüttelte Aleksander an den Schultern, der eingesunken wie ein Häufchen Elend vor ihr saß.
»Wo ist Hanna? Hast du Nathan dabei geholfen, sie irgendwo im Wald zu verscharren? Bei Gott, was habt ihr nur getan!«
Das kalte Grauen lief Mia in kleinen Schauern über den Körper.
Mühsam, da ihr Kopf sich immer noch anfühlte, wie ein zu stark aufgeblasener Luftballon, kurz vorm Platzen, zog sie sich an Aleksanders Schultern in die Höhe.
»Ich … ich muss zurück. Die Polizei wird mittlerweile eingetroffen sein. Sie müssen erfahren, was hier vor sich geht«, murmelte sie, immer
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