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Seelenfänger

Seelenfänger

Titel: Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Netzes zu bewahren.«
    Nacheinander verschwanden die anderen Avatare ohne das geringste Geräusch, bis nur noch Marta übrig blieb. Sie ging um die Interface-Liege mit dem Orakel herum, zu der Stelle, an der sie erschienen war, winkte Benedict und den anderen zu und verschwand.
    Die Neuankömmlinge zögerten noch einige Sekunden, bevor sie den Raum durchquerten. Vor dem Podium blieben sie stehen, und Benedict und der Mann mit dem schütteren Haar kamen die kurze Treppe hoch.
    »Haben Sie mit ihnen allen gesprochen?«, fragte Benedict aufgeregt. »Haben sie Ihre Fragen beantwortet?«
    Der andere Mann – größer, in eine Aura der Autorität gehüllt – streckte Florence die Hand entgegen. »Ich bin Erasmus von Protektor«, sagte er. »Ich glaube, wir haben einiges zu besprechen.«

26
    E rasmus und die anderen nannten es »Eszett« beziehungsweise SZ: das Situationszentrum von Protektor, ein großer, runder Raum, von den Säulen der Denkmaschinen gesäumt und Teil des Symposiums. Legaten kamen und gingen, manche in einfache, schlichte Gewänder gekleidet, andere in Uniformen und Overalls, die dem Tarnanzug von Benedict ähnelten. Einige von ihnen trugen bereits Rucksäcke und Tornister und halfen anderen, ihre Ausrüstung anzulegen. In der Mitte des Raums, vor einem Halbkreis aus Schreibtischen mit Geräten, die zum Teil organischer Natur zu sein schien, leuchtete ein großes Hologramm, das Florence, als sie hereingekommen war, an die Darstellung einer Galaxie oder eines Galaxienhaufens erinnert hatte: eine zarte, filigrane Struktur, ein Schleier oder Verbund aus Schleiern, von Fäden durchzogen. Als sie sich zusammen mit Erasmus dem Hologramm näherte, sah sie zahlreiche Punkte in diesen Schleiern, alle durch dünne Linien miteinander verbunden. An manchen Punkten trafen sich viele Linien, und dadurch sahen sie aus wie die Pole von Magnetfeldern.
    Die Operatoren an den Schreibtischen berührten Schaltflächen, und die große holografische Darstellung drehte sich. Bestimmte Punkte und Linien leuchteten auf. Florence spürte dabei ein kurzes Jucken hinter dem linken Auge, diesmal keine synästhetische Reaktion, sondern hervorgerufen von einer Spange, die wie ein Diadem über ihrer Stirn lag.
    Erasmus sah zur Seite, als sie die Hand danach hob. »Implantate wären viel besser und leistungsfähiger«, sagte er. »Wir könnten den Einsatz um eine Stunde verschieben und Sie mit allem Notwendigen ausstatten. Effizienz!«
    Florence schätzte, dass ungefähr ein halber Tag vergangen war. Sie hatte sich gewaschen und nach einem ersten Gespräch mit Erasmus und den anderen Leitern von Protektor mehrere Stunden geschlafen, nicht genug, um richtig ausgeruht zu sein, aber lange genug, dass sie nicht mehr die bleierne Schwere der Müdigkeit spürte. Ihre Gedanken waren einigermaßen klar, ihre Gefühle neutral, und sie hoffte, dass es dabei blieb. Jetzt trug sie ebenfalls einen Chamäleon-Anzug, der sie fast unsichtbar machen konnte und zahlreiche Geräte und Instrumente enthielt. Erasmus hatte ihr versichert, dass die meisten von ihnen automatisch funktionierten und dazu dienten, sie zu verteidigen, zu schützen und zu behandeln, sollte sie verletzt werden.
    Sie blickte zu den an den Schreibtischen sitzenden Lassondern, die noch etwas kleiner waren als Benedict und fast so stämmig wie die Wächter am Eingang des Wahrheitszentrums. An Hals, Stirn und Armen glänzten Objekte aus Metall, und unter ihrer Kleidung zeichneten sich die Kanten weiterer Implantate ab. Die Vorstellung, sich fremde Dinge in den Körper stecken zu lassen, die Einfluss auf ihre biologischen Funktionen und ihr Denken hatten, erschreckte sie.
    »Nein«, sagte Florence. »Nein, danke.«
    Ein »Korrelator« stapfte an ihr vorbei, ein besonders großer Lassonder, dürr, mit langen Armen und Beinen, das schmale Gesicht hinter einer Sensormaske verborgen. Ein Kabel ging von seinem Kopf aus, führte zur Decke und glitt dort an einer Kontaktschiene entlang, während der Korrelator dem Halbkreis der Tische folgte. Auf der anderen Seite blieb er stehen, löste das Kabel von seinem Kopf und steckte ein anderes ins kraniale Interface. Anschließend trat er zu einem der Tische, nahm dort ein weiteres Kabel und schob es in einen Port an seinem linken Handgelenk. Nur einen Moment später leuchtete im sich langsam drehenden Hologramm ein Faden auf, der mehrere Punkte miteinander verband.
    »Wir sind fast so weit«, sagte Erasmus. »Ihre Erinnerungen zeigen uns den Weg. Die

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