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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Haller
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dennoch nicht ungeschehen machen. Auch wenn es dem Bürgermeister nach der Anhörung gelingen wird, seine Räte von deiner Unschuld zu überzeugen, werden die Vorwürfe in den Köpfen einiger Männer weiterleben, um bei einer anderen Gelegenheit mit aller Kraft wieder an die Oberfläche zu kommen. Dann wird es heißen: ›Vielleicht war es die Gassnerin. Ihr hat man schon einmal vorgeworfen, ein Kind dem Teufel geweiht zu haben.‹« Basilius erschrak über seine eigenen Worte.
    »Was?«, fragte Luzia. Das Entsetzen verschlug ihr beinahe die Sprache. »Dieser schmierige Kerl wirft mir vor, mit dem Teufel im Bunde zu sein?«
    Basilius schloss resigniert die Augen.
    »Du hast richtig gehört. Berthold Schwarzenberger besteht darauf, du habest das Kind der Vögelin den Mächten der Dunkelheit geweiht«, sagte er, und sein Gesicht wirkte plötzlich grau und alt.
    Die ungeheuerliche Anschuldigung brannte sich wie Säure in ihre Haut. Dem Teufel ein Kind geweiht! »Warum besucht Bürgermeister Ettenhofer nicht einfach den kleinen Vinzenz bei den Franziskanerinnen?«
    »Das hat er ja getan, aber Schwarzenberger behauptet, dass sich der Teufel das Kind erst später holt!«
    Luzia starrte ihn fassungslos an. Ihr Mund fühlte sich an, als habe sie Mehl geschluckt.

    »Luzia!« Der Apotheker umfasste die Schultern seiner Nichte und schüttelte sie leicht. »Berthold Schwarzenberger ist ein sehr gefährlicher Mann. Wahrscheinlich findest du in ganz Ravensburg keinen hinterhältigeren und gefühlloseren Menschen.«
    O doch, dachte Luzia traurig. Schwarzenberger und Kaplan Grumper sind aus demselben Holz geschnitzt.
    Basilius fing an, vor den Regalen mit den vielen Gefäßen auf und ab zu gehen. Er war jetzt überhaupt nicht mehr wütend, sondern nachdenklich und sprach mehr zu sich selbst.
    »Die Herren der Fernhandelsgesellschaft haben Schwarzenberger seinerzeit als Söldner für einen Handelszug angeheuert. Soviel ich weiß, ging die Fahrt nach Saragossa und wieder retour. Unter den Wagen befand sich ein Gefährt mit kostbaren Reliquien für das Kloster zu Altdorf. In der Fremde machte Schwarzenberger auf sich aufmerksam, weil er einen drohenden Überfall vereitelte. Ich habe gehört, er soll den Anführer der Diebesbande mit einem einzigen Schwerthieb getötet haben, und daraufhin haben seine Kumpane ihr Heil in der Flucht gesucht. Bei seiner Rückkehr nach Ravensburg wurde seinem Gesuch, in der Stadt sesshaft zu werden und eine feste Anstellung bei der Torwache zu beziehen, auffallend schnell stattgegeben. Die Fürsprecher kamen ja auch aus höchsten Reihen.«
    Luzia sah ihn fragend an. »Der Kaplan?«, flüsterte sie.
    Basilius nickte, ohne seine Wanderung zu unterbrechen. »Obwohl seine Söldnerkollegen Schwarzenberger für gewalttätig und tyrannisch hielten, machte sich Kaplan Grumper für ihn stark. Immerhin hatte Schwarzenbergers Eingreifen eine Plünderung von Eigentum des Klosters verhindert, und
wie wir beide wissen, untersteht die Liebfrauenkirche und damit auch Kaplan Grumper dem Kloster zu Altdorf.«
    Luzia nickte schwach. Sie fühlte sich plötzlich, als habe man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Mit hängenden Schultern ließ sie sich auf den dreibeinigen Schemel fallen, den Basilius heranzog.
    »Seither gehört er der Stadtwache an. Dem Großteil seiner Kollegen gilt er als arbeitsscheu und geldgierig. Aber es gibt immer auch jene, die auf seiner Seite stehen, sei es, weil sie ihn fürchten oder weil sie Nutznießer seiner Machenschaften sind. Er erhebt nämlich auf die Einfuhr einiger Waren überhöhte Zölle. Es wird gemunkelt, Schwarzenberger und einige seiner Kollegen würden neben dem Klerus beim Reliquienhandel ordentlich Kasse machen.«
    »Wie kann das sein?«
    »Schwarzenberger soll angeblich beide Augen zudrücken, wenn abgeschnittene Locken oder ausgegrabene Knochensplitter bekannter Heiliger oder Märtyrer über welche Wege auch immer in die Stadt gelangen. Dafür hält er die Hand auf, wenn der Kaplan verbotenerweise eines dieser religiösen Überbleibsel für viel Geld an wohlhabende Bürger verkauft. Doch Genaueres weiß Gott allein.«
    »Aber warum legt man einem wie ihm nicht einfach das Handwerk?«, fragte Luzia aufgebracht und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Das ist eine berechtigte Frage. Leider fehlte bislang immer ein ausreichender Beweis.«
    »Du meinst, er bekommt Rückendeckung?«
    »So könnte man sagen. Ein paar Räte und Kaplan Grumper sind Schwarzenberger sehr

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