Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Haller
Vom Netzwerk:
Stellen rote Flecke auf, voller Ungeduld trommelte er auf die Schreibtischplatte.
    Schwarzenberger schluckte. »Nun, der Kollege Bauhofer, der wenig später dazukam, konnte in dem Bündel nichts Unerlaubtes feststellen.« Er hob entschuldigend die Hände. »Im Gegenteil, er schalt mich einen Ochsen und beschuldigte mich gar, die Hebamme belästigt zu haben. Bauhofer zweifelte weder an ihrem Tun noch an ihrer Aufrichtigkeit und ließ sie gehen.«
    Voller Enttäuschung ließ Grumper seine Hand auf den Schreibtisch niedersausen und erhob sich, um unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. Doch gleich hatte er seine Gefühle
wieder unter Kontrolle. So ärgerlich es auch war, dass die Gassnerin offensichtlich ein weiteres Mal ihrer gerechten Strafe entgehen konnte, hier vor diesem Tölpel durfte er sich unter keinen Umständen seiner Heftigkeit hingeben.
    Schwarzenberger gab sich einen Ruck. »Jetzt kommt doch erst das Beste«, sagte er vorsichtig und öffnete die Knöpfe seines ledernen Wamses. Es schien ihm mit einem Mal viel zu eng. Mit den Fingern fuhr er sich durch das lange Haar und rutschte unbehaglich auf dem Stuhl vor und zurück. »Ich bin der Gassnerin unauffällig gefolgt. Zur Kuppelaue ist sie gerannt.«
    »Zur Kuppelaue?«, fragte Grumper rasch.
    Schwarzenberger nickte heftig. »Ja, geradewegs zu der großen Buche, die dort steht. Dort habe ich sie dabei beobachtet, wie sie das Kind unter Aufsagen allerlei Beschwörungsformeln verhext hat. Es war wahrlich ein grausiges Schauspiel, bei der Erinnerung daran wird selbst mir die Hose eng. Schließlich hat sie ein Messer aus ihrer Tasche gezogen und das Kind damit abgestochen, wie der Metzger es bei einer Sau tut. Die Gassnerin hat das Kind regelrecht geschlachtet. Glaubt mir, es war furchtbar«, jammerte Schwarzenberger.
    Grumper presste die Hand auf den Mund, und in seinem bösen Herzen ging eine schwarze Sonne auf. Endlich hatte er die Gassnerin, wo er sie schon vor langer Zeit hatte haben wollen. »Was hast du sonst noch gesehen? War der Teufel selbst anwesend? Hast du ihn gesehen oder hielt er sich im Verborgenen?«, wollte Grumper wissen. Jetzt gab er sich kaum noch Mühe, seine Erregung zu verbergen.
    Schwarzenberger schüttelte den Kopf. »Nein, den Teufel habe ich nicht gesehen und auch sonst nichts. Das war alles.«
    Grumper lächelte zufrieden. Einerlei, es reichte für eine Klage. Freilich gab es lediglich einen einzigen Zeugen, denn den anderen hatte die Gassnerin ja verhext. Sonst hätte auch dieser Bauhofer das Kind gesehen. Selbstverständlich galt es jetzt, auch ihn zu befragen. Vielleicht würde dem blinden Tölpel bei guter Zurede noch das eine oder andere einfallen.
    »Was wurde aus den Überresten des Kindes?«
    »Die hat die Gassnerin unter der großen Buche verscharrt. Anschließend ist sie seelenruhig in die Stadt zurückgelaufen, dabei wurde sie nicht müde, dem Michel Weidacher, der meine Schicht abgelöst hatte, schöne Augen zu machen.«
    »Wir beide wissen, warum.«
    Schwarzenberger gab ihm recht. »Michel war dabei, als die Gassnerin das Kind der Vögelin dem Teufel weihte. Hätte er die Wahrheit aus dem Kerker erzählt, wäre es für die Gassnerin nicht so gut gelaufen. Vielleicht besinnt er sich ja noch eines Besseren, dann müsste endlich auch dieser Narr von Ettenhofer einwilligen, der roten Hexe den Prozess zu machen!« Schwarzenberger kniff die Augen zusammen. Er wusste, Michel würde seine Aussage nicht ändern. Dieser dumme Furz war nun einmal der Stecher der Baderstochter, und die war die beste Freundin der Hexe.
     
    Kurze Zeit später stand Berthold Schwarzenberger wieder auf der Straße. In seiner Hand lag ein dicker Beutel voller Münzen. Grinsend stapfte er Richtung Goldenes Lamm davon. Heute war ein rechter Abend zum Saufen, und bestimmt würde sich noch eine kleine Schlägerei vom Zaun brechen lassen. Schwarzenberger kratzte sich den Hosenlatz und quetschte einen lauten Furz zwischen seinen Hinterbacken hervor. Er
verspürte große Lust, ein paar dieser geschniegelten Weicheier zu Brei zu schlagen.
    In der Bachstraße hatte sich der Nebel jetzt aufgelöst. Ihm sollte es recht sein, da hatte er freien Blick auf die Kothaufen, die sich neben dem Wasser türmten. Dem schwefelgelb verfärbten Himmel im Westen schenkte Schwarzenberger keinerlei Beachtung.

12
    D er folgende Tag begann mit unerträglicher Hitze. Einer Schwüle, wie sie Ravensburg lange nicht mehr erlebt hatte. Dazu lag über der ganzen Stadt eine seltsame, fast

Weitere Kostenlose Bücher