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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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erklärte Lucas seiner Herrin, wäre dabei erwischt worden, wie er hatte davonreiten wollen, über die Hügel zur Küste. Er hatte fliehen wollen.
    Das war ein schweres Verbrechen. Lucas hatte geraten, Eiric zur Warnung für die anderen Sklaven zu töten.
    Da hatte Ulrika eingegriffen. Sie hatte Paulina um Nachsicht gebeten. Paulina zögerte. In einer Gesellschaft/wo die Geknechteten die Herren an Zahl weit übertrafen, war es wichtig, daß die Herren ihre Macht geltend machten. Niemand würde je den von Spartacus geführten blutigen Sklavenaufstand vergessen. Doch auf Ulrikas inständige Bitten hin hatte Paulina schließlich widerstrebend nachgegeben; mit der Auflage allerdings, daß der nächste Verstoß rücksichtslos bestraft werden würde.
    Eiric wurde von seinen Fesseln befreit, und Ulrika ging, in der Annahme, daß er froh und dankbar sein würde, strahlend auf ihn zu. Doch er hatte ihr nur einen zornigen Blick zugeworfen, hatte sich umgedreht und war davongegangen.
    Seitdem sprachen sie kaum noch miteinander. Wenn sie sich im Haus zufällig begegneten, zeigte Ulrika kühle Gleichgültigkeit, und Eirics finstere Miene verriet nichts als Groll.
    Er kann mir nicht das Wasser reichen, sagte sie sich jetzt, gegen ihre drängende Sehnsucht nach ihm ankämpfend. Wie könnte ich einen solchen Rohling lieben?
    »Paulina«, sagte sie, als sie in den Innenhof trat, »ich habe Valerius zum Mittagsschlaf in sein Zimmer gebracht.«
    »Danke dir, Ulrika.« Paulina nahm Ulrikas Hand und drückte sie. »Manchmal habe ich den Eindruck,
du
bist seine Mutter, und nicht ich.«
    »Ach, du müßtest doch eigentlich inzwischen wissen, daß Mütter immer unterschätzt werden, Paulina«, meinte Ulrika. Rani fiel ihr ein, und sie fügte hinzu: »Dafür zählen die Ersatzmütter doppelt.«
    Paulina lachte.
    »Weil wir gerade von Müttern sprechen«, sagte Ulrika. »Ist meine schon da?«
    Paulina schüttelte den Kopf. »Aber das wundert dich sicher nicht.«
    »Nein. Soweit ich mich erinnere, ist meine Mutter das ganze vergangene Jahr kein einziges Mal pünktlich gewesen. Sie hat nur das Domus im Kopf.«
    »Ich kann das verstehen«, meinte Paulina. »Das Domus ist die Erfüllung eines Traums, dem deine Mutter jahrelang nachgejagt ist. Wenn es fertig ist und die ersten Kranken dort aufgenommen werden, können sie und Andreas ein großes Werk beginnen.«
    »Mir wäre es lieber, sie würde sich jetzt, wo sie das Kind erwartet, ein bißchen mehr Ruhe gönnen«, entgegnete Ulrika.
    »Ja, da hast du natürlich recht.« Paulina freute sich mit Selene auf das Kind, das diese und Andreas sich so lange gewünscht hatten. Die flüchtige Enttäuschung darüber, daß Andreas nicht sie, sondern Selene gewählt hatte, hatte sie längst überwunden. Es war offenkundig, daß die beiden zusammengehörten; sie waren einander schon verbunden gewesen, ehe sie – Paulina – Andreas überhaupt kennengelernt hatte. Aus dieser Erkenntnis heraus war es ihr nicht schwergefallen, ihren heimlichen Traum von einer Ehe mit Andreas aufzugeben und ihren Freunden aufrichtig Glück zu wünschen.
    Draußen ritten drei Männer heran, ihrer Erscheinung und ihrem Gebaren nach Männer von Bedeutung. Während Paulina beobachtete, wie sie absaßen, war Ulrikas Blick auf Eiric gerichtet, der für die Versorgung der Pferde verantwortlich war. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber sie wußte, daß hinter der starren Maske kalter Haß sich verbarg. Eiric verachtete die Eroberer seines Volkes und hatte sich bis heute nicht mit seinem Sklavendasein abgefunden.
    Im Atrium stand ein Bediensteter, der die Namen der eintreffenden Gäste meldete. Die drei, die jetzt hereinkamen, waren Militärs. Der erste war ein bekannter Zenturio, der zweite ein ebenso bekannter Tribun.
    Und der dritte war der Eroberer vom Rhein, der Befehlshaber Gaius Vatinius.

61
    »Ich kann dir leider nicht helfen«, sagte Selene, nachdem sie die junge Frau untersucht hatte. »Ich kann die Ursache deiner Unfruchtbarkeit nicht feststellen und dir daher zu keiner Behandlung raten.«
    Die Patientin war eine fünfundzwanzigjährige Frau der Oberschicht, seit neun Jahren verheiratet und immer noch kinderlos. Sie war eine von vielen Frauen ihres Standes, die mit diesem Problem zu Selene kamen.
    Nachdem sie gegangen war, trat Selene an das kleine Fenster und atmete die frische Frühlingsluft. Den ganzen Winter über waren die kleinen Krankenquartiere zur Abwehr der Kälte fest verschlossen gehalten worden; in allen Räumen

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