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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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der Mann, der das Dorf deines Vaters niedergebrannt und deinen Vater in Ketten gelegt und verschleppt hat. In den Jahren unseres Zusammenseins hat dein Vater oft davon gesprochen, daß er nach Germanien zurückkehren und an Gaius Vatinius Rache üben würde.«
    »Ach, so ist das«, flüsterte Ulrika. »Aber er starb, ehe er sein Vorhaben ausführen konnte. Diesen Mann zu töten. Den Mann, mit dem ich eben an einem Tisch gesessen habe.«
    »Ulrika.« Selene faßte ihre Tochter bei der Hand. »Das gehört der Vergangenheit an. Es ist viele Jahre her. Laß es ruhen, Ulrika. Vergiß es.«
    »Ich komme mir vor, als hätte ich meinen Vater verraten.«
    »Aber das stimmt doch nicht!« Selene warf einen Blick auf die geschlossene Tür zum Schlafzimmer. »Du wußtest ja nicht, wer Gaius Vatinius ist. Und es war der Kampf deines Vaters, nicht deiner.«
    Ulrika spürte, wie die Hand ihrer Mutter sich verkrampfte, ihre Finger so fest umfaßte, daß es weh tat. Sie sah Selene in die Augen. »Das ist nicht alles«, sagte sie. »Du hast mir etwas verschwiegen. Was ist es?«
    Selene zog ihre Hand weg und wandte sich ab.
    »Hast du mir etwas verschwiegen?« drängte Ulrika.
    Selene nickte.
    »Dann sag es mir jetzt.«
    Selene wandte sich ihrer Tochter wieder zu. Ihre Augen spiegelten ihren Schmerz. »Ich hätte es dir schon vor langer Zeit sagen sollen«, flüsterte sie. »Ich wollte es auch. Als du noch klein warst, meinte ich, ich könnte es dir nicht richtig erklären, aber ich hatte immer vor – später … Rani drängte mich immer wieder, es dir zu sagen. Aber der richtige Moment kam nie.«
    Selene sah Ulrika gerade in die Augen. »Ulrika, ich habe dir erzählt, dein Vater wäre vor deiner Geburt bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen. Das war eine Lüge. Er ist aus Persien fortgezogen. Er ist nach Germanien zurückgekehrt.«
    Ulrika sah sie an. »Er ist nicht tot? Er ist nach Germanien zurückgekehrt?«
    »Auf mein Verlangen. Wir waren erst kurze Zeit in Persien, als wir hörten, daß Gaius Vatinius vor uns dagewesen war. Man berichtete uns, er befände sich auf der Rückreise nach Germanien. Ich drängte deinen Vater aufzubrechen, ihm nachzureisen, während ich in Persien zurückblieb.«
    »Und er ging? Obwohl er wußte, daß du schwanger warst?«
    »Nein. Er wußte es nicht. Ich hatte es ihm nicht gesagt.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich wußte, daß er dann bei mir bleiben würde. Weil ich wußte, daß er nach der Geburt des Kindes niemals nach Germanien zurückkehren würde. Ich hatte kein Recht, mich in sein Leben zu drängen, Ulrika.«
    »Kein Recht! Du warst doch seine Frau!«
    Selene schüttelte den Kopf. »Nein, das war ich nicht. Wir waren nicht verheiratet.«
    Ulrika starrte ihre Mutter fassungslos an.
    »Er hatte schon eine Frau«, fuhr Selene fort. »Er hatte in Germanien eine Frau und einen Sohn. Ach, Ulrika, dein Vater und ich waren nicht für ein gemeinsames Leben bestimmt. Sein Schicksal erwartete ihn am Rhein, und ich suchte Andreas. Wir mußten getrennte Wege gehen.«
    »Er ging aus Persien fort, ohne von deiner Schwangerschaft zu wissen«, murmelte Ulrika. »Er wußte nichts von mir.«
    »Nein.«
    »Und er weiß auch jetzt nichts von mir«, sagte Ulrika ungläubig. »Mein Vater hat keine Ahnung von meiner Existenz.«
    »Ich glaube nicht, daß er noch am Leben ist, Ulrika.«
    »Wie kannst du so etwas sagen?«
    »Wenn dein Vater Germanien erreicht hätte, dann hätte er Gaius Vatinius gefunden und Rache genommen.«
    Entsetzen trat in Ulrikas Augen. »Aber Gaius Vatinius lebt«, sagte sie leise. »Ich habe heute abend mit ihm an einem Tisch gesessen …«
    Selene griff wieder nach der Hand ihrer Tochter, doch Ulrika entzog sich ihr. »Du hattest kein Recht, mir das zu verheimlichen«, rief sie heftig. »Mein ganzes Leben war eine Lüge!«
    »Ich habe es für dich getan, Ulrika. Als Kind hättest du es nicht verstanden. Du wärst mir böse gewesen, daß ich ihn gehen ließ. Du hättest nicht verstehen können, warum ich es tat.«
    »Ich bin dir auch jetzt böse, Mutter. Ich bin schon lange kein Kind mehr. Du hättest mir vor Jahren die Wahrheit sagen können, anstatt sie mich auf diese Weise entdecken zu lassen.« Ulrika stand auf. »Du hast mir meinen Vater genommen und hast mich in dem Glauben aufwachsen lassen, er wäre tot. Und heute abend, Mutter, heute abend hast du dagesessen und seelenruhig zugesehen, wie ich mich mit diesem Ungeheuer unterhalten habe.«
    »Ulrika –«
    Aber sie war schon zur Tür

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