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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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sie ließ nicht locker. »Ich habe die Kriegserinnerungen meines Urgroßvaters sehr gründlich gelesen«, erklärte sie mit einem koketten Lächeln, ihn gleichzeitig daran erinnernd, von welch illustrem Stamm sie war. »Soldatengespräche, wie du vorhin sagtest, Gaius, langweilen mich durchaus nicht.«
    »Aber mich«, ließ sich Aurelia vernehmen und wandte sich Selene zu. »Julia Selena, wie schreiten die Arbeiten am Domus voran?«
    Selene zwinkerte. Sie war mit ihren Gedanken weit weg gewesen. »Wie bitte?«
    »Das Domus. Wie entwickelt es sich? Ich muß gestehen, es fällt mir schwer, mir vorzustellen, wie es sein wird. Es wirkt ja ungeheuer großartig. Warum es mit Kranken füllen? Ich denke, kranke Menschen werden am besten in ihren eigenen Heimen, bei ihren Familien versorgt.«
    »Viele haben kein Heim und keine Familia. Sieh dich selber an, Aurelia. Du bist Witwe. Du lebst allein, nicht wahr?«
    »Aber ich habe einen Arzt unter meinen Sklaven.«
    Das war für Selene kein Argument. Viele der sogenannten Ärzte unter den Sklaven waren schlecht ausgebildet und brachten es kaum fertig, einen notdürftigen Verband anzulegen. Doch das würde Aurelia nicht verstehen; so wenig wie die meisten Leute in Rom verstanden, was Selene und Andreas zu erreichen hofften. Eine Einrichtung wie das Domus gab es bisher nirgends auf der bekannten Welt. Doch Selene wußte, wenn sich erst die Türen des Domus öffneten, wenn ihre Pflege- und Lehrtätigkeit begann, würden die Leute sehr rasch die Bedeutung ihres Werks begreifen.
    »Gaius«, sagte Ulrika, die Aufmerksamkeit des Befehlshabers wieder auf sich lenkend, »hast du vor, in deinem Feldzug gegen die Barbaren Kriegsmaschinen einzusetzen?«
    Er betrachtete sie einen Moment lang. Geschmeichelt von ihrem beharrlichen Interesse und beeindruckt von ihrem Sachverstand antwortete er dann milde: »Genau das werden die Barbaren erwarten. Aber ich habe etwas ganz anderes im Sinn. Diesmal werde ich sie mit ihren eigenen Waffen schlagen.«
    Sie sah ihn fragend an.
    »Um die Barbaren ein für allemal zu unterwerfen«, erklärte er, »bedarf es der Überraschung. Sie werden Kriegsmaschinen erwarten, und genau die werde ich einsetzen.«
    Ulrika sah ihn groß an. »Eine List?«
    Er nickte. »Der Kaiser hat mir für diesen Feldzug völlige Handlungsfreiheit gewährt. Ich habe Vollmacht, so viele Legionäre aufzubringen, wie ich brauche, so viel Kriegsmaschinerie, wie ich für nötig halte. Die Barbaren werden Katapulte und bewegliche Türme, berittene Truppen und Fußsoldaten zu sehen bekommen. Alles typisch römisch. Was sie nicht zu sehen bekommen«, sagte er und nahm einen Schluck Wein, »sind die Kampfeinheiten, die von Barbaren ausgebildet und geführt überall in den Wäldern
hinter
ihnen verteilt sein werden.«
    Ulrika starrte Gaius Vatinius an. Mit den gleichen Waffen schlagen, hatte er gesagt. Er wollte ihr Volk mit seinen eigenen Waffen schlagen. Während ihre Landsleute sich rüsteten, gegen römische Kriegsmaschinen und Reiterheere zu kämpfen, würden sie aus dem Hinterhalt überfallen werden.
    Sie wandte sich ab. Sie senkte den Blick auf ihre Hände. Und sie dachte: es wird ein schreckliches Gemetzel geben …

62
    Die Nacht war kalt geworden. Ulrika, die nur ihr Nachthemd anhatte, zog sich den wollenen Umhang um die Schultern, ehe sie ins Freie trat.
    Paulinas Haus war dunkel und still. Die Gäste waren vor langer Zeit gegangen. Alles schlief. Maximus und Juno, deren Haus weit entfernt war, schliefen im Nebenzimmer. Selene und Andreas, die auf Paulinas Wunsch geblieben waren, nächtigten drei Türen weiter. Leise schlich Ulrika die Galerie entlang. Als sie klopfte, öffnete ihre Mutter sofort. Sie war noch angekleidet und schien über Ulrikas Besuch nicht überrascht.
    »Ich dachte mir, daß du kommen würdest«, sagte Selene und schloß die Tür hinter Ulrika. Zwei Sessel mit Fußschemeln standen dicht bei einer brennenden Kohlenpfanne. Selene setzte sich und wies auf den anderen Sessel. »Komm. Andreas schläft«, sagte sie. »Wir können ungestört miteinander sprechen.«
    Eine Zeitlang schwiegen beide. Dann sagte Selene leise: »Du möchtest wissen, wer Gaius Vatinius ist, nicht wahr?«
    »Er hat dich erschreckt, Mutter. Das war deutlich zu sehen. Du hast während des Essens kaum etwas gesprochen und bist früh gegangen. Erzähl es mir. Was hat er mit meinem Vater zu tun? War er es, der …?«
    Selene drehte den Kopf und sah ihrer Tochter ins Gesicht. »Gaius Vatinius war

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