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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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dort zu versuchen, eine Karawane nach Antiochien zu finden. Sie stellte sich gerade Andreas’ Überraschung vor, wenn sie ihm auf der Straße begegnen sollte, da schlug der erste Pfeil ein.
    Sie schienen aus dem Nichts zu kommen, wie von der Erde ausgespien – eine Horde berittener Riesen, die in donnerndem Galopp auf das kleine Lager zustürmten. Ignatius’ Sklaven stürzten in helle Panik und rannten schreiend im Kreis; der erste Pfeil hatte eine alte Frau in den Rücken getroffen, der zweite fällte einen alten Mann.
    Im ersten Moment stand Selene wie erstarrt, dann flüsterte sie, »Dschinn«, und rannte.
    Die Angreifer bildeten einen Kreis, ihre gewaltigen, gebogenen Säbel funkelten in der Morgensonne, als sie sie emporschwangen, um sich auf das Häufchen der Reisenden zu stürzen. Sie trugen schwarze Turbane, und ihre Gesichter waren hinter schwarzen Schleiern verborgen, unter den buschigen Brauen glühten dämonische Augen, und aus ihren Kehlen drang gellendes Geschrei in die Luft.
    Verzweifelt suchte Selene nach Ignatius. Die Kamele brachen aus und drohten sie niederzutrampeln. Rund um sie herum stürzten die römischen Sklaven unter den Hieben der Krummsäbel wie Weizenhalme unter dem Schwung der Sensen. Sand und Dreck wirbelten in einer alles verfinsternden Wolke in die Höhe, das Schreien und Wimmern der Verwundeten war ohrenbetäubend.
    Plötzlich fühlte sich Selene am Arm gepackt und weggezogen. Es war Ignatius, der sie mit sich zerrte. »Schneide den Pferden die Vorhand durch!« brüllte er und drückte ihr ein Messer in die Hand. Selene starrte in blankem Entsetzen auf die breite Klinge und sah im nächsten Moment, wie Ignatius herumwirbelte, um die Vorderläufe eines anstürmenden Pferdes zu durchtrennen. Er verfehlte sein Ziel, und der Säbel des Räubers riß ihm eine tiefe Wunde in den Arm.
    »Ignatius!« schrie Selene und wollte zu ihm. Aber da sprengte schon das nächste Pferd heran, hielt direkt auf sie zu. Die funkelnden Augen des Reiters schienen sie zu durchbohren, und sie stand wie angewurzelt. Erst als der Reiter unmittelbar vor ihr war, den Krummsäbel hoch in der Luft, um ihn zum tödlichen Hieb herabsausen zu lassen, sprang sie vorwärts wie von einer fremden Kraft getrieben und stieß ihr Messer bis zum Heft in den Pferdekörper. Das Tier schrie markerschütternd und bäumte sich auf. Der Reiter stürzte, und Ignatius, der sich wieder gefaßt hatte, warf sich auf den Mann und schnitt ihm die Kehle durch.
    Alles Denken und Fühlen war wie ausgelöscht. Selenes Körper handelte, während ihr Geist vor dem Grauen zurückschreckte. Laut schluchzend schlug sie um sich, drehte sich blindlings im Kreis, während sie, umgeben von Blut und Schreien und wirbelndem Sand immer wieder zustieß.
    Dann war es plötzlich vorbei. Mit einem Schlag war es so still, daß das Keuchen der Pferde und das Klirren ihres Geschirrs überlaut schien. Das blutverschmierte Messer neben sich, lag sie an den Leib eines toten Kamels gedrückt. Nicht weit entfernt lag Ignatius in seinem Blut. Er war tot.
    In einer Sprache, die sie nicht verstand, brüllte jemand einen Befehl, und im nächsten Moment wurde Selene geknebelt und gebunden. Sie konnte sich nicht wehren, als einer der Räuber sie hochhob und wie einen Sack Getreide über den Rücken seines Pferdes warf. Dann jagte die Horde in wildem Galopp davon.
    Außer Selene waren sechs Sklavinnen des Ignatius verschont worden, alles junge Frauen; die Männer und die älteren Frauen ließ man in der Wüste zurück. Die Gefangenen wurden in wildem Galopp weg von der Straße nach Antiochien, hoch hinauf in die felsigen Berge nördlich von Palmyra gebracht. Und ohne Rast setzten sie ihren Weg fort, der sie nach Osten in die weite Wüste führte, weg von allen Straßen und der Stadt Palmyra.
    Selenes letzter Gedanke, ehe barmherzige Dunkelheit sie aufnahm, galt Andreas.

17
    Kazlah wog den Beutel mit dem Gold in seiner Hand und maß den Gast mit berechnendem Blick. »Den Rest erhältst du, wenn erwiesen ist, daß unter den Gefangenen Jungfrauen sind.«
    Der Gast, der staubbedeckt war vom langen Ritt, starrte mit gierigem Blick auf den Beutel. »Vier sind sehr jung, Herr. Sie sind zweifellos unberührt. Was die anderen angeht …« Er zuckte die Achseln.
    »Das wird sich herausstellen, wenn ich sie untersuche. Nimm inzwischen das als vorläufige Bezahlung.« Kazlah warf den Beutel zu Boden. »Wenn ich die Mädchen untersucht habe, schicke ich dir einen Sklaven mit dem

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