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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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bei ihrem wahren Namen nannten, gab Selene das Gefühl, ihr Selbst und ihre Vergangenheit bewahrt zu haben, die Lasha ihr hatte rauben wollen.
    »Es muß doch für dich eine Möglichkeit geben, mit ihm zu reisen«, sagte Selene, die ihr eigener Schmerz über die Trennung von Andreas niemals verließ.
    Doch Samia schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Möglichkeit. Die Götter haben mich verlassen.«
    »Misch dich in die Gruppe der Frauen«, flüsterte Selene. »Reise mit ihnen nach Rom.«
    »Es dürfen nur zwanzig reisen. Die Wächter werden zählen und merken es bestimmt, wenn eine zuviel da ist.«
    »Dann tausch mit einer. Bestich sie.«
    Wieder schüttelte Samia den Kopf. »Selene, all das habe ich mir auch schon überlegt. Ich habe mich umgehört. Sie wollen alle selbst reisen. Um keinen Preis würde eine von ihnen mit mir tauschen. Sie wollen alle Rom sehen.«
    Wieder drehte sich Selene um und sah nach Darius.
    An dem Tag, an dem man ihn in den Palast gebracht hatte, war er am ganzen Körper blau gewesen von den Püffen und obszönen Kniffen der Wächter. Die Frauen, die ständig nach Neuigkeiten und Aufregung gierten, hatten ihn umdrängt, genauestens in Augenschein genommen, ihre Kommentare abgegeben, ihn durch ihre Bemerkungen und Mutmaßungen noch tiefer gedemütigt. Er hatte seinem elenden Leben nur noch ein Ende machen wollen, und in der Nacht hatte er sich zu der Weide geschlichen, um sich zu erhängen. Doch in den vier Monaten, die seitdem vergangen waren, hatten Samia und Selene ihn wieder Liebe und Vertrauen gelehrt, Freude am Leben und Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Doch wenn Darius jetzt nach Rom gebracht wurde, gab es für beide keine Zukunft mehr.
    »Ich weiß was«, sagte Selene plötzlich. »Du kannst dich nicht in die Frauengruppe mischen, weil das auffallen würde. Also mußt du hierbleiben. Und das bedeutet die Trennung von Darius.«
    »Ich weiß das alles, Selene.«
    »Dann hör zu. Wenn aber auch Darius hierbleibt, wirst du nicht von ihm getrennt.«
    »Aber – er muß reisen. Es ist ihm befohlen.«
    »Er wird bleiben, und ich reise an seiner Stelle.«
    »Du?« Samia starrte sie an. »Das geht doch nicht.«
    »Warum nicht? Er und ich sind gleich groß und ähnlich gewachsen. In der Nacht ist es dunkel, da sieht einer aus wie der andere. Außerdem gibt es bestimmt Durcheinander, die Soldaten werden die Frauen zum Boot hinunterführen, das auf dem Fluß wartet, es wird Gezeter und Abschiednehmen geben, wenn ich da mitten in der Gruppe –«
    »Selene, du bist verrückt«, sagte Samia leise, aber ihr Ton verriet Interesse.
    Selene setzte ihr eifrig flüsternd ihren Plan auseinander. Es würde ganz einfach sein. Es würde nicht auffallen, wenn der Eunuch, der die Frauen begleitete, sich die Kapuze seines Reiseumhangs über den Kopf zog. Man würde die Frauen gewiß zur Eile treiben, um zu verhindern, daß eine floh. Und das Ganze würde in der Dunkelheit sein, da das Schiff um Mitternacht auslaufen sollte.
    »Aber Selene«, wandte Samia ein, »erwartest du wirklich, daß du in dieser Verkleidung bis nach Rom kommst? Du wirst bestimmt entdeckt.«
    »Ich habe nicht vor, bis nach Rom zu reisen«, versetzte Selene. »Ich werde bei der ersten Gelegenheit das Schiff verlassen. Und wenn ich über Bord springen muß. Das einzige, was mir wichtig ist, ist die Flucht aus dem Palast.«
    Nach langem Hin und Her erklärten sich Samia und Darius schließlich mit dem Plan einverstanden. In der Nacht der Abreise sollte Selene unter einem Vorwand in den Harem gerufen werden. Sie würde Lasha am Abend ein starkes Pulver in ihren Wein mischen, damit ihre Abwesenheit nicht vor Tagesanbruch bemerkt werden würde. Während sich die Reisegruppe mitsamt Sklaven, Gepäck und Wächtern sammelte, würden Selene und Darius den Tausch vornehmen. Er würde sich danach im Palast verstecken – Schlupfwinkel gab es genug – und einen Plan ausarbeiten, um mit Samia gemeinsam aus Magna zu fliehen.

25
    »Wo bist du gewesen?« fragte die Königin. »Ich habe nach dir gerufen.«
    »Verzeih, meine Königin«, sagte Selene und stellte ihren Medizinkasten auf einen Tisch. »Ich brauchte ein wenig Bewegung.«
    Lasha, in kostbare scharlachrote Seide gehüllt, das Gesicht mit Goldstaub gepudert, rekelte sich auf ihrem Ruhebett.
    »Du bekommst Bewegung genug. Also, gib mir jetzt etwas gegen die Schmerzen. Mein monatliches Unwohlsein ist unerwartet gekommen, und ich habe Krämpfe.«
    Froh, etwas zu tun zu haben und dahinter ihre

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