Seelenfinder
dem Sitz des Weltpa r laments aller Nationen den Kulturtag. An diesem Tag werden auch wichtige Kulturfragen besprochen und Beschlüsse gefasst. Nach Erledigung dieser Arbeit finden in dieser Halle gesellige Zusammenkünfte statt. Das heutige Fest ist der Schluss der großen Tagung und gipfelt in der Vermählung von Reka und Lotus.“
Dornbusch sah wie Lotus und Reka von Tisch zu Tisch gingen und sich mit den Gästen unterhielten auf ihre Art. Inzwischen waren sie auch zu der Ste l le gelangt, an welche Quoll o und Dornbusch sich befanden. Lotus lächelte. Dornbusch sah, wie die Töne in den Farben ihrer Haut unaufhörlich wec h selten. Es war das Widerspiel des Gespräches, welches Lotus, Reka und Quoll o führte. Da hierbei kein Laut gewechselt wurde, war es Dornbusch nicht möglich, irgendetwas zu verstehen. Außerdem beherrschte er ihre Sprache nicht. Er merkte, dass auch von ihm die Rede war, besaß er doch für einen Erdenmenschen ein außerordentlich entwickeltes seelisches Fei n gefühl. Er fühlte, wie der durchdringende, scharfe Blick Rekas mehrfach auf ihn ruhte. Nach einer Weile verabschiedete sich das Paar und sie gingen an einen anderen Tisch.
„Ich habe bemerkt, dass Sie von mir gesprochen haben“, sagte Dornbusch.
„Ich sagte ihnen, dass auf meine Veranlassung Fannys Seele rechtzeitig von ihrem irdischen Körper freigemacht worden ist. Und ich sagte ihnen, dass ich Sie aus Versehen mit hergebracht habe.“
Dornbusch schüttelte den Kopf und sagte: „Ich glaube, dass von all dem, was Sie mir hier zeigen, von Ihrem Saparusplaneten und seinen Wesen, Sie selbst eingeschlossen, nichts vorhanden ist. Es wird nur ein wirrer Traum, eine Ausgeburt meiner lebhaften Fantasie sein!"
„Nein, mein Freund, vergessen Sie mal, dass Sie ein Erdenmensch sind. Ich werde Sie jetzt auf der Erde in einem lang anhaltenden Koma versetzen. Dadurch können Sie längere Zeit hier bleiben und werden so viele han d greifliche Dinge in sich aufnehmen, dass Sie mit einer einfachen bequemen Verneinung nicht mehr auskommen werden! Jetzt will ich Ihnen nur sagen: Niemand ist fähig, sich mit seiner Fantasie etwas vorzustellen, das nicht in dieser Form auch irgendwo auf einem der unzähligen Planeten unseres Weltalls in Wirklichkeit vorhanden ist. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Hund, der die Füße auf dem Rücken hat und doch laufen kann. So etwas gibt es nicht, sagen Sie? Genau. Ihre Fantasie kann es sich nicht vorstellen und deshalb kann es Derartiges nicht geben. Was Sie also hier sehen und noch sehen werden, mögen Sie als eine Schöpfung Ihrer Fantasie betrachten, dadurch aber ist das Dasein all dieser Gebilde bewiesen. Wie ich schon sa g te, die Fantasie ist nicht fähig, sich etwas Mögliches vorzustellen, das nicht irgendwo vorhanden ist."
Dornbusch blickte etwas spöttisch und doch zugleich nachdenklich Quoll o an. Er wollte etwas sagen, doch in diesem Moment versank ohne jedes G e räusch die eine Längswand der großen Halle. Ein herrliches Naturpanorama bildete jetzt die Fortsetzung des Raumes nach dieser Seite. Im Vordergrund, dicht an die Halle anstoßend, befand sich ein Podium, das ebenso lang war wie die versunkene Wand, daran schlossen sich ohne bemerkbaren Übe r gang sanft ansteigende Wiesen, Felder und Wälder. Hohe, imposante Felsen begrenzten in der Ferne das Bild einer schönen Landschaft.
Mit weit geöffneten Augen betrachtete Dornbusch das herrliche Bild . Er folgte mit den Augen den Silberfäden der Bäche und blieb an einem großen See hängen, der tief unten im Tal lag.
„Gleich werden Sie zu Ehren von Lotus und Reka Wettkämpfe sehen“, sagte Quoll o und zeigte auf einen mittelgroßen kräftigen Mann mit langen braunen Locken.
„Sehen Sie, da ist Fapil. Er hat sich auch um Lotus beworben, doch sie hat sich für Reka entschieden, obwohl Fapil geistig, körperlich und dem Ch a rakter nach in keiner Weise hinter Reka zurücksteht. Jetzt verneigen sich die Gegner voreinander zum Zeichen, dass die Angelegenheit erledigt ist."
Dornbusch sah, wie Lotus zu Fapil ging und ihm einen Kranz aufs Haupt drückte. Dann streichelte sie sein Gesicht, verneigte sich kurz und trat wi e der zu Reka.
„Reka ist wütend“, flüsterte Dornbusch und beobachtete interessiert das Spiel.
„Warum?“
„Fapil wird der Vater von Lotus zweitem Kind sein."
„Aber doch nur, wenn Reka inzwischen stirbt und sie Witwe geworden ist.“
„Nein. Unsere Moralanschauungen, unsere Ehegesetze gleichen nicht
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