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Seelenfinder

Seelenfinder

Titel: Seelenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita H. Naumann
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Straucheln.
    Der Jubel der Ideellen verstummte, dagegen klatschten die Materiellen in die Hände und Dornbusch sah an ihren Mienen, dass sie sich lebhaft über den Ausgang des Kampfes freuten. In überschäumender Begeisterung waren einige von den Materiellen auf das Podium gesprungen, hoben Fapil auf ihre Schultern und trugen ihn unter stürmischen Beifall in den Saal.
    Lotus war zu Reka geeilt und mit sanften Händen nahm sie seinen Kopf in die Hände und küsste ihn auf den Mund.
    Reka erhob sich hastig und hielt nach Fapil Ausschau. Es schien, als wünschte er eine Wiederholung des Kampfes mit Fapil, doch der Sieg stand fest. Es gab keine Wiederholung.
    „Die Ideellen geben nie auf", sagte Quoll o . „Der Geist ist keines Schlafes, keiner Ermüdung fähig, nur die Apparate, welche er zu seinen Lebensäuß e rungen benutzt, das Gehirn, die Nerven bedürfen des Ausruhens. Unsere Ideellen haben sich derart vervollkommnet, dass sie kaum noch eine Erh o lung nötig haben. Der Geist ist bei ihnen allmächtig . Er beherrscht jede G e hirnzelle, jede Muskelfaser derart, dass sie seinem Willen auch nach der heftigsten Anstrengung mühelos gehorchen. Sehen Sie, wie Reka, ohne eine Spur von Anstrengung zu zeigen mit Lotus in den Saal schreitet? Lotus ist ganz Frau, sie will ihn über seine Niederlage trösten, doch sein elastischer Geist hat längst überwunden. Er denkt gar nicht mehr daran. Er hat nur So r ge, dass seine geliebte Lotus irgendwann auch Fapil angehören muss."
    „Vielleicht will sie aber gar nicht“, äußerte Dornbusch.
    „Dann würde sie eine ganze Welt gegen sich in die Schranken fordern. Fapil hat nicht nur seine starke Partei, sondern alle herkömmlichen A n schauungen und öffentlichen Gesetze auf seiner Seite. Selbst die Ideellen und die grünen Harmoniker würden gegen sie sein. Sie unterschätzen den ungeheuren Einfluss der Gedanken der großen Masse. Sind diese alle einer Meinung, dann brechen sie jeden Widerstand.“
    „Und der Wille einer Frau wird auch auf dem Saparus nicht unüberwin d lich sein! “, fügte Dornbusch sarkastisch hinzu.
    „Jetzt werden Sie gleich den zweiten Teil des Festes sehen", sagte Quoll o und zeigte in eine Richtung, von der Sänger und Sängerinnen kamen.
    „Sie werden eine Glanzleistung der Dressur sehen und einen musikalischen Genuss erleben, wie Sie ihn noch nie gehört haben." Aus der hinteren Ecke des Saales kam ein älterer Mann mit langen weißen Haaren. Er war mit einem weißen Gewand bekleidet und hielt einen Licht ausstrahlenden Stab in den Händen. Als er sich der Bühne näherte, klatschten die Sänger und Sängerinnen und verneigten sich vor dem Mann.
    Der Mann hob den Stab und aus den Tälern, von den Wiesen und Feldern kamen Vögel unterschiedlicher Art angeflogen. Es war, als wusste jeder Vogel, was er zu tun hätte. Die einzelnen Arten setzen sich zusammen und bald begann ein Durcheinander von Vogelgezwitscher, wie es Dornbusch noch nie in seinem Leben gehört hatte. Der Mann hob den Stab und mit einem Mal geschah das Unglaubliche, die Vögel verstummten. Dann wurde der Stab wieder bewegt und eine Musik von unerhörter Schönheit erklang.
    Die Künstler der Kapelle spielten, die vielen Sänger und Sängerinnen und auch alle Vögel fielen nach und nach im gleichen Rhythmus in eine Melodie ein, deren Schönheit Dornbusch aufs Tiefste bewegte. Er war ein Musi k liebhaber und er versäumte kaum ein Konzert. Doch so etwas Vollendetes und unvergleichlich Schönes hatte er noch nie gehört. Er schloss die Augen, um sein ganzes Empfinden auf die Hörnerven zu vereinigen, da schien sich die Musik zu entfernen, immer leiser, immer zarter, schließlich hörte er nur noch den Kuckuck wie aus weiter Ferne.
    Dornbusch versank in einen Abgrund. Er hörte noch, wie eine Stimme zu ihm sagte: „Ich hole Sie bald wieder“, dann war seine Seele wieder im Kö r per.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Dornbusch schlug die Augen auf. Er hörte die Kuckucksuhr, die an der Wand in der Küche hing und zehn Uhr schlug. Müde erhob er sich. Er fühlte sich elend und krank. Sein Kopf schmerzte. Sein Mund fühlte sich pelzig an. Er zündete sich eine Zigarette an, musste aber so husten, dass er sie nach dem ersten Zug in die Ecke warf. Das Zimmer war stickig und dunstig und er zog die Fensterblenden hoch, stieß die Flügel weit auf und stand eine ganze Weile davor, um die frische kalte Luft tief in die Lungen zu pumpen. Er konnte sich nicht entscheiden,

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