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Seelenfinder

Seelenfinder

Titel: Seelenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita H. Naumann
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Selbstgespräch fuhr er fort.
    „Und dieses Kleid, dieser bis an die Knöchel fließende schimmernde Rock. Dann diese Hände! Kein Ring schmückt ihre langen schmalen Finger. Es wäre auch nicht nötig. Diese Schönheit, dieses Meisterwerk der Natur braucht keine Verzierungen."
    Mit einem Lächeln um den schön geschwungenen Mund wand Lotus ihr Gesicht Dornbusch zu, als kenne sie ihn.
    „Oh, mein Gott“, stöhnte er. „Was für eine Frau!“
    Lotus wandte sich jetzt wieder Reka zu, der ihr einen Strauß mit hellblauen Blumen reichte.
    „Kommen Sie, gehen wir näher heran. Nachher sehen Sie die Hochzeitsz e remonie.“
    Immer mehr Menschen betraten den Saal, dann folgte eine Gruppe junger Männer mit Musikinstrumenten.
    „Setzen wir uns auf diese Stühle", sagte Quoll o , und bat Dornbusch Platz zu nehmen. Dornbusch konnte sich nicht sattsehen an Lotus schönem G e sicht, ihrer Gestalt, ihren Gesten, Bewegungen. Und plötzlich bemerkte er, dass er durch sie hindurchsehen konnte. Er sah das rote Fleisch, die feinen Sehnen und Muskeln, die tausend Adern und Äderchen. Ich kann sehen wie ein Sapa, dachte er.
    „Starren Sie Lotus nicht so an“, unterbrach Quoll o Dornbuschs Betrac h tungen.
    „Schildern Sie mir, was Sie sehen, damit Sie später den Menschen darüber berichten können!“
    „Ich kann es nicht beschreiben. Es ist unglaublich, was ich in diesem her r lichen Körper sehe. Wie sich alles bewegt, wie die inneren Teile arbeiten. Herz, Lunge und all die weichen elastischen Organe, die überaus praktisch und doch wunderschön angeordnet sind.
    Hier hat die Natur etwas Unglaubliches geschaffen. Selbst den Knochenbau vermag ich zu durchblicken. Was nie ein Arzt oder Forscher je erblickt hat, kann ich sehen. Nämlich das vibrierende, strotzende Leben im Körper. Vor meinen Augen entwickelt sich eine nie gesehene Farbenpracht, alle Nuancen sind vertretbar und schieben sich symmetrisch durcheinander. Durch all das aber ziehen schimmernde silberweiße Fäden, in denen kein Leben zu pulsi e ren scheint, doch sind sie sicher das tragende Geäst des Wesens. Die Ne r ven!“
      „Genau, Sie haben richtig erkannt, Dornbusch. In ihnen fließt das Seele n fluidum, d as Sie noch nicht sehen können. Doch wir können erkennen, was die Wellenlinien zu bedeuten haben, sodass wir an den Hebungen und Se n kungen lesen, welche Ideen durch die zarten Gebilde rauschen.“
    „Ich denke, das hat nichts mit der Seele zu tun", erwiderte Dornbusch a n griffslustig. „Das sind elektrische Erregungen, welche durch die Nerve n stränge und Nervenfäden zwischen verschiedenen Endstellen und dem Ne r venzentrum hin und her gehen.“
    „Ohne Zweifel ist die Elektrizität dabei im Spiel. Denn es gibt weder einen Körper noch eine Bewegung ohne sie, die doch nur eine Erscheinungsform des Äthers ist, jenes dünnen Urstoffes, aus dem alle materiellen Dinge he r vorgegangen sind. Wer aber erbaut alle diese Gebilde aus dem Äther? Es ist der Seelenstoff, der noch weit zarter ist als der Äther. Ich denke, Sie verst e hen, was ich meine, lieber Freund. "
    „Sie meinen also, den dünnen Äther durchdringt der noch dünnere Seele n stoff und bildet alles, was existiert aus jenem?"
    „Ja, das meine ich. Dadurch hat jeder Gegenstand, jeder Stein, jede Pfla n ze, jedes Tier, jeder Mensch eine Seele für sich, ein Ich. Dieses ist aber n a turgemäß nur ein Teil des allgemeinen Seelenstoffes und steht mit dem Ganzen daher in Zusammenhang. Noch feiner als der Seelenstoff ist der Geistesstoff, welcher deshalb wiederum Äther und Seelenstoff, durchdringt. Er ist der Ursprung dieser beiden und hat sie hervor gebracht, um das Wel t getriebe zu ermöglichen, aus dem wir nicht heraus können und über das hinauszublicken uns nicht möglich ist." 
    Dornbusch atmete tief durch. Das war ihm doch alles zu kompliziert und doch auf eine Art und Weise einleuchtend.
    „Sehen Sie sich Lotus Kopf an. Schauen Sie ins Innere! Dort sehen Sie den Kern des ICHS, die Zentrale der Seele und zugleich auch des Geistes. Von hier gehen alle Regungen des Lebens aus, das ist das Unvergängliche, sich aber immer weiter Entwickelnde, hier ist ‚Das ewige Leben!'"
    In diesem Augenblick ertönte wunderbare zarte Musik. Sie schien aus allen Ecken zu kommen, von oben und unten und verschmolz zu einer großen Harmonie.
    „Das ist das Zeichen zum Beginn des Festes", flüsterte Quoll o .
    „Welches Fest meinen Sie?"
    „Wir Sapas feiern jedes Jahr in unserer Zentralstadt,

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