Seelenfinder
ob er sich einen Kaffee kochen oder i r gendetwas anderes bereiten sollte. Er entschied sich für Kaffee. Während die Kaffeemaschine lief, ging er ins Bad, rasierte sich, duschte, putzte die Zähne. Ihm fiel dieser Traum wieder ein.
„So ein Blödsinn“, murmelte er und trocknete sich das Gesicht ab.
Der Kaffee tat gut. Und als er die Tasse leer getrunken hatte, war auch die Schwäche aus seinen Gliedern verschwunden. Bis dahin hatte er sich in einer Art Halbschlaf bewegt. Als er dann vor dem Spiegel im Schlafzimmer stand und sich seine Beule am Kopf besah, wich die Trägheit langsam aus seinen Gliedern. Er holte die Pistole, die in der rechten Hosentasche steckte, im Gehen heraus und steckte sie in seine Jackentasche. Das Handtuch, das Sarah benutzt hatte, lag noch auf dem Bett. Es war noch feucht. Er knöpfte das Jackett zu. Die Pistole beulte die Tasche leicht aus. Es fiel ihm ein, dass er irgendwo gelesen hatte, dass Gangster und ähnliche Leute ihre Anzüge gleich so schneidern lassen, dass im Schulterpolster eine Tasche für ihre Pistole ausgearbeitet wird, damit niemand etwas von der Waffe merken kann. Dornbusch grinste und war ziemlich neugierig, was sein Schneider wohl sagen würde, wenn er verlangte, er sollte seinen nächsten Anzug so machen, dass er ein Schießeisen darin verstecken könnte.
Auf der Straße blinzelte er ins helle Sonnenlicht. Am Zeitungsstand auf der gegenüberliegenden Straße blieb er stehen. Von der Titelseite der Bildze i tung starrte ihm ein bekanntes Gesicht entgegen. Fanny Bergholz!
Er nahm das Blatt . Zu Tode gestürzt lautete die Schlagzeile neben dem Foto. Die Story dazu wurde im Innern des Blattes fortgesetzt. Es war eine ziemlich lange Geschichte.
Pieters Party wurde in allen Einzelheiten geschildert. Zwei Sachen standen darin, die Dornbusch interessierten. Einmal, dass Fanny Bergholz das Opfer eines unglücklichen Sturzes geworden sei, bei dem sie sich einen Schäde l basisbruch zugezogen habe. Und zweitens, dass sie von Pieter Pfahl und einem Gast, dem Notar, Fredy Kaufmann, unmittelbar am Fuß der Treppe aufgefunden worden sei. Zum Teufel mit dir, Fredy Kaufmann, dachte Dornbusch. Und Pieter, dieser verdammte kleine Schuft.
Die Zeitungsstory ließ durchblicken, dass man die Namen aller möglichen prominenten Gäste lieber nicht veröffentlichte, um sie wegen der ziemlich ungewöhnlichen Art der Party nicht zu diskriminieren. Aber man konnte schließlich nicht anders, als die Sache als Unfall zu deklarieren.
Eine andere Zeitung brachte nur eine kurze Meldung und tat das Ganze mit ein paar trocknen Worten ab. Dort stand es auch nicht auf der Titelseite, sondern weiter hinten, und ein Foto wurde auch nicht veröffentlicht.
Dornbusch fasste in die Jackentasche, um Kleingeld für die Zeitungen h e rauszuholen . Seine Hand stieß auf einen fremden Gegenstand. Er zog ihn heraus. Es war ein Lippenstift, der Lippenstift, den Fanny am Abend zuvor dort hatte hineingleiten lassen. Sinnend ging er weiter. Ihm fiel der Traum ein. Er hatte in der Nacht von Fanny geträumt. Und plötzlich wurde ihm bewusst, dass die tote Fanny ganz und gar nicht am Fuße der Treppe gel e gen hatte. Er hatte sie ja an der Eingangstür liegen sehen. Fanny Bergholz. Sehr hübsch, fünfundzwanzig Jahre alt. In irgendeine dunkle Sache verw i ckelt. Jemand hatte sie niedergeschlagen, ihren Schädel zertrümmert. Er überlegte einen Moment, dann rief er ein Taxi und fuhr zu Pfahls Haus. Er ließ das Taxi vor dem Dienstboteneingang halten.
Die Tür war nicht verschlossen. Er ging zum Fahrstuhl und drückte auf den Knopf.
Der Lift schien Stunden zu brauchen, ehe er herunterkam. Nervös summte Dornbusch leise vor sich hin.
Als der Lift auftauchte, sprang er schnell hinein, drückte den Knopf für das oberste Stockwerk.
Dornbusch wusste nicht, wo er Pieter finden konnte. Es war ein großes Haus. Pieter konnte überall sein. Er entschloss sich, mit der Suche im ober s ten Stock zu beginnen.
Der Fahrstuhl hielt mit einem leisen Ruck, als er den vierten Stock erreicht hatte. Langsam ging er den Korridor hinunter.
In diesem Moment hörte er Pieter albernes Kichern. Ein Stück weiter hi n ten auf dem Korridor stand eine Tür offen. Er ging lauschend näher heran.
Pieter redete und lachte abwechselnd. Es war jemand bei ihm im Zimmer.
Dann hörte er die Stimme. Die widerliche, schneidende, kalte Stimme, die er schon zweimal vorher gehört hatte.
Er riss die Tür auf und betrat den Raum.
Pieter saß
Weitere Kostenlose Bücher