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Seelenfinder

Seelenfinder

Titel: Seelenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita H. Naumann
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in einem bequemen Sessel und balancierte eine Tasse Tee auf dem Knie. Er trug einen Schlafanzug und hatte einen seidenen schwarzen Morgenmantel mit chinesischen Figuren darauf, an. Ihm gegenüber auf dem kleinen Sofa saß ein hübscher junger Mann mit schwarzem Haar.
    Dornbusch warf die Tür hinter sich laut ins Schloss. Pieter sah erstaunt hoch. Eine Mischung von Überraschung und Misstrauen war in seinen G e sichtszügen zu lesen, aber nicht lange, dann hatte er sich wieder in der G e walt.
    „Nanu, Markus, schon da? Das ist ja eine angenehme Überraschung. Geht es dir besser? Hast du schon gefrühstückt? Thomas, gib ihm eine Tasse Tee.“
    „Hör mal, Pieter, ich muss mit dir reden, und zwar dringend.“
    „Aber gern. Nimmst du ihn mit Zucker und Sahne oder lieber schwarz? Setz dich doch, Markus. Kennst du, Thomas?“
    „Doch von euren damaligen Auftritten. Singen kann er ja, dass er aber eine solche Sprechstimme hat, hätte ich nicht gedacht.“
    Pieter grinste.
    Thomas wandte Dornbusch vom Serviertischchen, wo er eine Tasse Tee für ihn einschenkte, fragend s ein Gesicht zu.
    „Wie meinen Sie denn das? “, wollte er wissen. Seine Stimme klang sehr sanft und angenehm.
    Auch beim besten Willen konnte man sie mit der schweren, gutturalen Stimme, die Dornbusch wenige Augenblicke zuvor auf dem Korridor ve r nommen hatte, nicht verwechseln.
    „Wer ist noch hier? “, fragte Dornbusch.
    „Ich hörte noch jemand anderen durch die Tür.“
    „Markus, was ist denn bloß los mit dir?“
    „Ich kam den Korridor herunter“, sagte Dornbusch, „und da hörte ich eine Stimme. Eine widerliche, kalte Stimme. Dieselbe Stimme habe ich bereits in der Nacht gehört. Ich würde sie überall wieder erkennen. Sie gehört dem Mann, der Fanny Bergholz ermordet hat.“
    Pieter schien ihm gar nicht zuzuhören. „Thomas“, sagte er, „ich brauche dich im Moment nicht länger.“ Thomas raffte ein paar herumliegende Papi e re zusammen, nickte und verschwand geräuschlos aus dem Zimmer.
    „Ist Thomas jetzt dein Butler oder was? “, fragte Dornbusch.
    „Er ist mein Sekretär und ab und zu mein Butler. Wieso stört dich das?“
    Dornbusch winkte ab.
    „Also, Pieter, wer war noch hier im Zimmer? Du musst es mir sagen. Ich muss mit dem Kerl reden.“
    Pieter sah Dornbusch an. Sein Gesicht war ernst, aber seine großen blauen Augen zwinkerten.
    „Du Schlauberger. Sherlock Holmes war ja direkt ein Waisenknabe gegen dich. Wieso glaubst du denn, dass noch jemand anders hier war?“
    Dornbusch starrte Pieter an. Das war die Stimme. Ganz genauso war sie.
    Jeder Ton.
    Abrupt brach Pieter ab und begann zu kichern.
    „War das die Stimme, die du gehört hast?“
    Dornbusch nickte. Er war zu verwirrt, um auch nur einen Ton über die Lippen zu bekommen.
    „Das war eine meiner ganz netten Imitationen. Vor vielen Jahren habe ich mal als Stimmenimitator gearbeitet. Wusstest du das nicht?“
    „Woher denn? Und wen hast du eben imitiert?“
    „Fredy Kaufmann. Bei seiner Stimme ist es fast ein Kinderspiel.“
    „Fredy Kaufmann? Das ist seine Stimme?"
    Pieter nickte.
    „Dann ist es der, der das Mädchen ermordet hat.“
    „Wovon redest du bloß?“
    „Von Fanny Bergholz. Von dem Mädchen, das in der Dunkelheit die Tre p pe hinunterstürzte. Allerdings muss sie wohl Flügel gehabt haben, weil sie nämlich auf der anderen Seite der Halle landete. Vorn an der Tür. Aber das ist nicht zum Scherzen. Pieter, ich weiß, dass Fanny Bergholz ermordet worden ist.“
    „Da irrst du wohl. Es war ein tragisches Missgeschick. Eine schreckliche Sache, aber ein Unfall. Das habe ich auch der Polizei gesagt. Ich fühle mich allerdings etwas mitschuldig daran. Ich war dazu bestimmt worden, die Treppe zu bewachen, gerade um solche Unglücke zu verhindern.“
    „Hör zu, Pieter, ich weiß, was ich gesehen habe. Sie lag vorne an der Ei n gangstür, gleich, als das Licht wieder anging.“
    „Vollkommen unmöglich. Ich habe sie doch selbst gefunden, unmittelbar nach dem das Licht angegangen ist. Sie lag direkt am Fuß der Treppe.“
    Pieter beugte sich zu Dornbusch vor und flüsterte: „Wenn du irgendetwas Besonderes festgestellt hast, dann hättest du es doch der Polizei sagen mü s sen. Zumindest nach dem Du aus deinem todesähnlichen Schlaf erwacht bist. Du hast dich in der Panik bestimmt geirrt. Der Körper lag tatsächlich genau am Fuß der Treppe.“
    „Ich war nicht der Einzige, der die Leiche dort hat liegen sehen. Sarah hat sie auch gesehen. Sie

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