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Seelenfinder

Seelenfinder

Titel: Seelenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita H. Naumann
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zurückkam. „Deutschland hat nun mal ein unwirtliches Wetter, obwohl wir hier im Süden ja noch Glück mit den Temperaturen h a ben.“ Ich h abe gelesen, dass sich im Schlaf der Geist des Menschen vom Körper loslöst und im Weltall herum irrt. Was halten Sie davon, J ana?“
    „Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Der Mensch schläft, um sich Stärke und Erfrischung zu holen. Ein Mensch, der nicht immer wieder Stärkung für die erschlafften Kräfte aus dem Schlaf holt, müsste sein Leben zur Vernichtung führen.
    Ich kann mir schon vorstellen, dass der Mensch, wenn er in den Schlaf ve r sinkt, den Zusammenhang seiner Glieder verändert. Die Vorstellungen an Leid, Lust, Freude und Kummer sind durch den Schlaf ausgelöscht. Aber dass sich der Geist oder Seele vom Körper loslöst, das kann ich nicht gla u ben."
    „Und Träume? Der Mensch träumt doch“, erwiderte Dornbusch und blies die Kerzen aus, weil in diesem Moment das elektrische Licht im Zimmer wieder aufflammte.
    „Ich denke, Träume sind ein Zwischenzustand zwischen Wachen und Schlafen. Traumerlebnisse sind das bunte Durcheinander wogen einer Bi l derwelt. Und doch hat der Traum etwas von geheimnisvollen Gesetzen. Es gibt ja auch verschiedene Träume. Aufsteigen und Abfluten, oft in wirrer Folge, scheinen sie die Welt zu zeigen. Doch träumt man zum Beispiel, dass man mit jemand kämpft und dann aufwacht, findet man sich dabei, wie man gerade noch die Bettdecke von sich schiebt, die an eine ungewohnte Stelle des Körpers gelegen hatte. Sie haben doch sicher schon geträumt, jeden Moment in einen Abgrund zu stürzen?" 
    „Ja, schon oft. Manchmal hörte ich sogar den dumpfen Aufprall meines Körpers.“
    „Und was war, wenn Sie aufwachten?“
    „Dann war etwas umgefallen, das einen dumpfen Ton gegeben hat.“
    „Sehen Sie, dieser einfache Vorgang drückt sich im Traumleben in spa n nenden Bildern aus.“
    „Und wie erklären Sie sich Menschen, die prophetische Träume haben. Zum Beispiel, meine Mutter. Was sie träumte, traf ein. Sie träumte sogar ihren Tod voraus.“
    „Ehrlich gesagt, das kann ich mir auch nicht erklären. Übrigens haben Sie schon das Skript von Loretta gefunden? Ich hatte es auf Ihren Schreibtisch gelegt."
     
     
     
    Dornbusch öffnete alle Schubladen, sah in alle Fächer. „Hier ist nichts.
    Na ja, vielleicht hat Drexel es einer Lektorin gegeben. Ach, lassen Sie die Schwarte. Ich bin müde, ich denke, wir könnten jetzt nach Hause fahren. Der Sturm hat nachgelassen.“
    Er trat ans Fenster und sah hinaus.
    „Ich bleibe noch. Der Bericht muss bis morgen fertig sein.“
    Dornbusch nahm sein Jackett, seine Tasche und ging zur Tür.
    „Kommen Sie, Jana, den Bericht können Sie zu Hause zu Ende schreiben.“
      Jana saß in ihrem Wohnzimmer und schaltete den Fernsehapparat ein. Ein etwas nervöser Moderator gab eine Meldung über Sturmfluten in Nor d deutschland durch. Eigentlich leben wir auf einer hauchdünnen Haut“, dac h te Jana. Einer erstarrten Gesteinskruste, die vergleichsweise dünner als die Schale eines Apfels ist. Mehr trennt uns nicht von der Weißglut des Erdi n nern. Sie hatte mal gelesen, wenn in China die Erde bebt, macht sich dies zwölf Minuten später in Deutschland bemerkbar.
    Seufzend machte sie den Fernsehapparat aus und trat ans Fenster.
    Wind war wieder aufgekommen. Er rüttelte an die Jalousien. Plötzlich b e gann, die Erde zu zittern. Aber die Erschütterung dauerte nur einige Seku n den, dann war es wieder still.
    Jana lauschte, aber das Zittern wiederholte sich nicht.
    Dornbusch hatte sich ins Bett gelegt, und versuchte zu schlafen, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Müde schloss er die Augen, dachte eine Weile an nichts, als es plötzlich krachte und polterte. Gegenstände fielen um. Der große Kleiderschrank begann zu wanken und war im Begriff jeden Moment umzukippen. Mit zwei Sätzen war Dornbusch aus dem Bett und stürzte ans Fenster, und mit Entsetzen sah er, wie sich wellenartige Bodenbewegungen seinem Haus näherten. Das Haus begann , zu zittern und zu krachen. In den Zimmern fielen Gegenstände aus den Regalen, Bilder von den Wänden, kippten Tische und Stühle um. Dornbusch jagte ans Fenster, riss daran, aber es ging nicht auf. Das Fenster war verklemmt. Er nahm sein Jackett, packte rasch seine Papiere in die Seitentasche und rannte aus dem Haus.
    In der Ferne hörte man das Brummen von Motoren , Autos jagten hin und her. Sirenen heulten auf, kamen näher, entfernten

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