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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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Albtraum gewesen. Deshalb schaute ich nicht mal aufs Display, sondern ließ es klingeln … klingeln … klingeln … Ich konnte nichts tun.
    Ding-dong.
    Nein.
    Ring … ring … ring.
    Lasst mich in Ruhe.
    Poch, poch.
    »Es geht alles seinen Gang. Es ist nur noch eine Frage der Zeit«, hatte Alden gesagt.
    Ich konnte ihm nicht helfen – so wenig, wie ich meinem Dad hatte helfen können.
    »Lilian. Mach auf!« Race stand vor der Tür. »Alden braucht sein Handy. Er hat es hier vergessen. Er muss es dem RF zurückgeben.«
    »Rate mal, was der RF mich kann! Wenn sie es haben wollen, sollen sie kommen und es sich holen.«
    »Er muss es abgeben. Alles andere wäre nicht ehrenhaft.«
    Nicht was? Nun hatte ich die Faxen wirklich dicke. Ich stand auf und schrie durch die Tür. »Nicht ehrenhaft? Was hat dieser ganze Mist denn noch mit Ehre zu tun? Was Alden getan hat, war das einzig Richtige, und nun muss er dafür sterben. Ich hasse das, was hier passiert, Race. Ich hasse den RF und das ganze System.«
    »Dann hasst du auch Alden. Er ist ein Teil davon. Mach die Tür auf, Lilian. Bitte. Lass es ihn mit Würde zu Ende bringen. Das Handy ist Eigentum des RF. Alden muss es zurückgeben. Ihm ist das wichtig.«
    Ehre. Würde. Das alles machte mich fast wahnsinnig. Aber ich wollte es Alden nicht noch schwerer machen. Ich riss die Tür auf und stapfte die Treppe hinauf, ohne Race zu begrüßen. Aldens Telefon lag auf dem Boden in meinem Zimmer.
    Plötzlich flackerte in meinem Kopf eine Erinnerung auf. Mit geschlossenen Augen versuchte ich, mich zu konzentrieren. Alden saß im Gefängnis. Die züngelnde Gaslampe am Ende der langen Reihe von Zellen warf zuckende Schatten an die Wände. »Es ist hoffnungslos, Rose«, sagte er. »Smith hat dafür gesorgt, dass alles so aussieht, als hätte ich es getan. Dafür stellt man mich vor ein Erschießungskommando.«
    Er umfasste die Eisenstangen zwischen ihm und Rose. Sie legte ihre Hände auf seine. »Es muss einen Ausweg geben. Ich hole dich hier raus.«
    »Es geht alles seinen Gang«, flüsterte der Alden in meiner Erinnerung. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit.«
    Ich öffnete die Augen. Genau das hatte er vorher auch zu mir gesagt. Diese Erinnerung stammte aus der Zeit des Bürgerkriegs. Damals hatte er sich getäuscht. Rose hatte einen Ausweg gefunden. Sie hatte das Unvermeidliche abgewendet. Und genau das würde ich jetzt auch tun.
    Ich griff nach Aldens Handy. Der letzte eingegangene Anruf war vom DARF. Mit der Rückruffunktion wählte ich die Nummer.
    Die Stimme am anderen Ende klang tief und angenehm. »Wächter 236.«
    »Hier Seelenflüsterin 102. Sie haben heute Morgen meinen Partner angerufen und ihm nahegelegt, seine Angelegenheiten zu ordnen. Zu diesen Angelegenheiten gehöre ich auch. Aber ich lasse mich nicht so leicht ordnen. Ich werde bei seiner Anhörung aussagen.« Ich war selbst überrascht, wie entschlossen meine Stimme klang.
    »Bedaure, aber das ist nicht erwünscht. Die Fakten sprechen für sich.«
    »Ist das so? Da bin ich anderer Meinung. Ich werde heute Mittag eine Aussage machen. Geben Sie das bitte an die entsprechende Stelle weiter. Haben wir uns verstanden, Wächter 236?«
    »Ich werde dem Rat Ihr Anliegen vortragen, aber ich muss Sie warnen. Ihre Anwesenheit ist weder erforderlich, noch wird man Sie zu der Sache anhören.«
    Wenn ich eine Dynamitladung gewesen wäre, wäre ich genau jetzt explodiert. »Das wollen wir erst mal sehen!« Damit beendete ich den Anruf. Eine Minute lang stand ich noch mitten im Zimmer und schnappte nach Luft. Ich wusste, dass Race an der Tür wartete, konnte ihn aber noch nicht anschauen. Ein Blick auf die Uhr. Zehn Uhr einundzwanzig.
    »Race. Du nimmst mich mit nach Galveston«, sagte ich.
    Race trat von einem Fuß auf den anderen. »Das ist keine gute Idee. Wenn du dort auftauchst, wird für Alden alles nur noch schlimmer. Du kannst dir sicher vorstellen, wie hart die Situation für ihn ist. Lass es ihn auf seine Weise regeln.«
    »Es gibt Hoffnung bis zum Schluss. Das hat Alden mir selbst gesagt.«
    Race verdrehte die Augen. »Klar hat er das. So steht es auf dem Deckblatt des RF-Regelbuches. Als eine Art Motto. Sicher hat er dabei von einer gestrandeten Seele gesprochen. Diesen Satz kannst du nicht einfach aus dem Zusammenhang reißen. In seinem Fall trifft er nämlich nicht zu.«
    »Das sehe ich anders.« Ich schwenkte Aldens Telefon. »Nimm mich mit, Race. Oder ich behalte das Handy. Dann musst du ihm sagen, dass du

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