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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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mit den Toten über ihre Probleme zu sprechen. »Dabei werde ich dir auf keinen Fall helfen.«
    Brauchst du auch nicht. Raus mit dir.
    Ich spürte, wie an meinen Armen und Beinen gerissen wurde. Von innen. Das tat weh. Er versuchte, mich aus meinem eigenen Körper zu vertreiben. Ich wollte schreien, brachte aber keinen Ton heraus. Oder höchstens einen, der in der Jahrmarktsmusik und im Rattern der Achterbahnen voller fröhlich kreischender Menschen unterging.
    Das orangefarbene Licht der letzten Sonnenstrahlen spiegelte sich in den glänzenden Teilchen des Asphalts, im Blech und den Fenstern der Autos. Plötzlich war es so verlockend, einfach aufzugeben und den Angreifer machen zu lassen, was er wollte. Nein . Ich musste kämpfen.
    »Rose?« Aldens Stimme klang, als wäre er ganz nahe bei mir. Vielleicht eine Autoreihe weit entfernt. »Ich spüre dich. Halte durch. Ich bin gleich da!«
    »Alden.« Meine Lippen bewegten sich, doch kein Laut kam aus meinem Mund.
    Zwischen den parkenden Wagen hindurch rannte er auf mich zu wie ein wunderschöner Racheengel.
    »Rose. Ich bin bei dir. Du schaffst es.«
    Ich stöhnte. Doch die Stimme gehörte nicht mir. Sie war viel tiefer als meine.
    »Sie ist weg«, sagte sie durch meinen Mund. Ohne dass ich es wollte, setzte mein Körper sich auf.
    Alden packte mich an den Schultern, doch ich spürteseine Berührung nicht. »Rose! Ist es okay, wenn ich in dich komme?«
    »Sie ist weg!«, schrie die fremde Stimme aus meinem Körper.
    »Rose!« Alden schüttelte mich. »Rose. Lass mich in dich!«
    Ich schnappte nach Luft und versuchte angestrengt, wieder etwas Kontrolle über meinen Körper zu bekommen.
    »Alden.« Die Stimme klang schwach, war aber immerhin meine eigene. Das Ding schien an Kraft zu verlieren.
    Alden nahm mein Gesicht zwischen die Hände. »Rose. Jetzt?« Ich hatte keine Ahnung, worum er mich da bat. Alles war so verwirrend und so verschwommen.
    »Ach, sorry.« Seine Stimme zitterte. »Vielleicht muss ich dir erst erklären, wie das funktioniert. Du musst ›Ja‹ sagen. Ohne deine Erlaubnis kann ich nicht in deine Hülle. Ich brauche dein Einverständnis. Du musst bereit sein, die Verhandlungen mit dem Aggrot zu beenden.«
    Verhandlungen? Ich schloss die Augen. Sie offen zu halten, war einfach viel zu anstrengend.
    »Du gibst jetzt auf keinen Fall auf!«, schrie Alden. »Rose … Lilian! Jetzt? Sag es, verdammt!«
    Er hatte meinen richtigen Namen benutzt. Meine Stimme war leise und zittrig. »Ja.«
    In der nächsten Sekunde fühlte ich mich wie ein Boxsack, der nach außen gestülpt wurde. Ich hatte keine Ahnung, was Alden in mir machte, doch das Ding in meinem Körper schrie, als hätte es große Schmerzen.
    Dann war es, als ob etwas in mir zerreißen würde; das Geschrei und das Herumgeschubse hörten auf. Ich öffnete die Augen. Über mir sah ich die durchsichtigen Umrisse eines Mannes Mitte vierzig. Hasserfüllt starrte er mich an.Voller Grauen, aber gleichzeitig wie gebannt sah ich zu, wie ihn eine schwarze Wolke verschluckte. Anfangs beschimpfte er mich dabei noch ganz widerlich, dann verschwand er in der undurchdringlichen und endgültigen Schwärze.
    Es war vorbei. Überstanden.
    Langsam setzte ich mich auf und lehnte mich an die Tür des Pick-ups. Alden saß neben mir auf dem Asphalt. Wieder durchzuckte mich eine schmerzhafte Welle, dann holte Alden tief Luft.
    »Alles klar?« Er stand auf und klopfte sich kleine Steinchen vom Hosenboden.
    »Ich glaube schon. Ist das Ding weg?«
    »Und wie. Weg. Aus. Fertig. Basta.«
    Ich brach in Tränen aus. »Ich habe mich gewehrt. Wirklich, ich habe mich angestrengt, Alden. Aber ich wusste nicht, was ich machen sollte. Andauernd schrie das Ding, ich soll raus.« Alden sollte mich trösten, mich in den Arm nehmen. Das wünschte ich mir. Doch er zog seine Autoschlüssel aus der Tasche.
    »Du hast dein Bestes gegeben. Mehr geht nicht. Denk nicht weiter darüber nach. Beim nächsten Aggrot klappt es dann schon besser.« Er streckte mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen, doch ich rappelte mich ohne seine Hilfe hoch.
    »Ich will keinen nächsten. Einer reicht mir.« Mir tat alles weh. Sicher war ich voller blauer Flecken und Schürfwunden.
    Alden seufzte. »Komm, wir gehen. Du musst nach Hause, duschen und dich umziehen.«
    Verlegen zog ich meinen Rock zurecht. »Ich muss zu Zak zurück. Aber danke.«
    »Lass dir von mir helfen. Alleine schaffst du das nicht,und dein Freund kann nichts für dich tun.« Alden streckte die Hand

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